Influencer können jetzt ihre eigenen Chatbots auf Instagram bauen

Wer keine Zeit hat, mit seinen Fans zu interagieren, kann das jetzt eine KI übernehmen lassen. Meta-Chef Zuckerberg sieht Potenzial für künstliche Personen.

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Instagram-Logo

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Der US-Konzern Meta hat angekündigt, auf seinem sozialen Netzwerk Instagram von Benutzern erzeugte KI-Chatbots testen zu wollen. Das sagte Meta-Chef Mark Zuckerberg in einem Interview mit dem Social-Media-Influencer Kane Kallaway. Bisher hatten nur einige Influencer wie Kallaway und Social-Media-Marken wie Wasted Zugang zu der neuen Technik; in den kommenden Wochen sollen alle Instagram-Nutzer in den USA anfangen können, mit den Chatbots zu interagieren und prominente Nutzer sollen die Möglichkeit bekommen, eigene Chatbots zu bauen.

Grundlage für die personalisierten Chatbots ist das von Meta entwickelte Large Language Model Llama. Die Chatbots sollen es Influencern und großen Accounts auf Instagram ermöglichen, mit ihren Fans zu interagieren, ohne wirklich selber Zeit damit verschwenden zu müssen. Später sollen alle Firmen-Konten auf der Plattform die Möglichkeit bekommen, die Chatbots einzusetzen, sagte Zuckerberg in dem Interview weiter. Unternehmen sollen so besser mit "ihrer Community" in Kontakt bleiben können. Dabei legte er wert darauf, dass immer klar gekennzeichnet bleibt, dass man mit einer KI redet.

Zuckerberg sagt aber auch, dass eins seiner weiteren Ziele ist, dass Nutzer irgendwann komplett fiktionale Personen erstellen werden können, die sich dann mit Nutzern auf der Plattform (oder anderen KIs?) unterhalten. Das erinnert an das vor kurzem gestartete soziale Netzwerk Butterflies, das von Anfang an auf Interaktion zwischen Menschen und KIs ausgelegt ist. Zuckerberg sieht voraus, dass sich solche KI-Avatare in Zukunft in eine Art Kunstform entwickeln werden.

In Deutschland werden Nutzer vorerst nicht in den Genuss der neuen Chatbots kommen. Vor zwei Wochen hatte Meta das Training seiner Llama-KI in Europa auf Grund der hier herrschenden Datenschutzvorschriften gestoppt und im selben Zuge auch den Start der neuen Chatbot-Technik in Europa abgesagt, wie die US-Nachrichtenseite Bloomberg berichtete.

Dass Firmen KI-gesteuerte Chatbots als Support-Kontakt einsetzen ist mittlerweile auch keine neue Idee mehr. Dass Meta das nun auf Instagram etablieren will, liegt eigentlich nahe. Jedenfalls, wenn es um klassische Firmen-Accounts geht. Allerdings liegt die Anziehungskraft von sozialen Plattformen wie Instagram ja gerade auch darin, dass man dort als normaler Mensch seinen Idolen so nah kommen kann, wie nie zuvor -- oder wenigstens die Illusion hat, dies tun zu können. Man bekommt einen Einblick in das Leben der Stars. Aber natürlich haben Leute wie etwa The Rock mit seinen knapp 400 Millionen Followern keine Zeit, alle Kommentare zu beantworten oder auch nur zu lesen. Da sollen jetzt Chatbots in die Bresche springen und aushelfen.

Allerdings ist unklar, wie das funktionieren soll. Die Fans, die davon träumen, eine Antwort von -- sagen wir einmal -- The Rock zu bekommen, werden mit einer Antwort von einem Rock-Chatbot nicht viel anfangen können. Es geht in diesem Fall ja nicht darum, Informationen zu bekommen, die es nirgendwo anders gibt, sondern um eine emotionale Verbindung mit einem Idol -- und die wird eine KI nicht ersetzen können. Zuckerberg selbst scheint auch nicht zu wissen, ob und wie das Ganze funktionieren soll und betont wohl auch deswegen in dem Interview mehrmals, dass das Vorhaben ein reines Experiment sei und man erst mal schauen wolle, wozu die Instagram-Nutzer die neue Technik am Ende einsetzen.

(mki)