Infrastruktur in der Cloud: HashiCorp startet voll verwaltete Cloud-Plattform

Der Infrastruktur-Anbieter hat seine neue verwaltete Cloud-Plattform vorgestellt. Als Erstes zieht dort Consul ein, ein Tool zum Multi-Cloud-Service-Networking.

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Infrastruktur in der Cloud: HashiCorp startet voll verwaltete Cloud-Plattform

(Bild: Albert Hulm)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Silke Hahn
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HashiCorp, ein Anbieter von Infrastructure-as-Code-Diensten und Open-Source-Infrastruktur in der Cloud, hat auf der diesjährigen Ausgabe seiner Hausmesse HashiConf eine neue Multi-Cloud- und Multiproduktplattform vorgestellt. Die HashiCorp Cloud Platform (HCP) soll sukzessive die Produkte des Herstellers als voll verwaltete Dienste anbieten. Das langfristige Ziel ist offenbar, alle HashiCorp-Dienste nicht nur als Software, sondern auch als Cloud-Services anzubieten. Die neue Plattform soll laut Anbieter "Deployment auf Knopfdruck" ermöglichen und einheitlichen Workflow beim Einsatz mehrerer Clouds frei wählbarer Anbieter bewerkstelligen.

Die Hausmesse findet dieser Tage online statt, laut Veranstalter nehmen rund 8000 Teilnehmer aus etwa 60 Ländern daran teil. Kernkompetenz von HashiCorp sind Automatisierung und Infrastruktur für die Cloud, zum Beispiel Infrastruktur als Code mit dem Verwaltungs-Tool Terraform. Als erstes Produkt aus dem HashiCorp-Portfolio ist Consul, das Werkzeug zum Automatisieren der Netzwerk-Infrastrukur, in der kürzlich erschienenen Version 1.8 auf der neuen Plattform eingezogen.

In der Eröffnungskeynote und bei einer anschließenden Pressekonferenz hat das Unternehmen neben der neuen Cloud-Plattform HCP, die derzeit noch als Beta bezeichnet wird, Neuerungen im Bereich Entwicklung (Nomad 0.12 Beta), Networking (Consul 1.8), Security (Vault 1.5 Beta) und Operations (Terraform 0.13 Beta) vorgestellt.

Den Grundstein für das eigene Cloud-Verwaltungs-Portal mit verwalteten Versionen der eigenen Produkte hatte das Unternehmen im Januar 2019 auf der HashiConf Amsterdam gelegt. Die größte Herausforderung bei der digitalen Umwälzung in die Cloud sei die Vertrauensfrage, der Übergang von einer "High-Trust World" in eine "Low-Trust World". Als Anbieter von Infrastruktur mit umfangreicher Produktpalette sei das Unternehmen HashiCorp anderen Prozessen unterworfen als zum Beispiel Anbieter mit einem Hauptprodukt.

CEO Dave McJannet bezeichnete das Unternehmen als "konservativ", da Sicherheitsaspekte beim zentralen Verwalten multipler Rechencluster im Vordergrund stünden. Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen HCP und der letztes Jahr eingeführten Terraform Cloud antwortete er, dass die Terraform Cloud eine Art "GitHub für Ops-Leute" sei.

Die Plattform ist nun in einer Private Beta erschienen, zunächst in der Ausgabe für AWS. Im Vorfeld gab es bereits einen Consul-Service für Azure (HCS), der jedoch aus einer Partnerschaft mit Microsoft hervorgegangen ist und somit anders gelagert sei. Kunden von HCS verwalteten ihre Produkte selbst. Die Angebote unterscheiden sich darin, dass die neue Plattform HCP von HashiCorp verwaltet wird und Kunden über das zentrale Portal am Ende beliebige Cloud-Anbieter einbinden können sollen.

Aus Unternehmenssicht geht der Trend hin zur dynamischen Cloud-Nutzung (Multi-Cloud). Seit einiger Zeit ist HashiCorp Mitglied der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) und versteht sich als "Brückenbauer von der alten in die neue Welt", die "eine Cloud-Welt" sei, so das Motto der Eröffnungs-Keynote. Für Unternehmen sei dies keine freiwillige Reise, sondern sie stünden unter erheblichem Digitalisierungsdruck, und Daten hätten eigene Schwerkraft ("data has gravity"), sagte McJannet gegenüber der Presse.

Terraform, ein Open-Source-Tool für Rechenzentrums-Infrastruktur mittels einer Konfigurationssprache (HashiCorp Configuration Language), soll in der vorgestellten Beta von Version 0.13 neue Cloud-Anbieter nahtlos einbinden können. Die Registry könne nun jeglichen verfügbaren Provider umfassen. Neu sind die Module count, for_each und depends_on, mit denen sich Module und Ressourcen offenbar klonen und die Instanzen zählen lassen (count) sowie nach Regionen, Ressourcen und Gruppen aufschlüsseln (for_each).

Neu ist auch, dass Nutzer in Terraform Abhängigkeiten vor der Instanzbildung setzen können – zwar finde die Software "in 99 Prozent der Fälle" von selbst die Abhängigkeiten, in Sonderfällen sei eine eigene Definition notwendig oder sinnvoll und mit der neuen Version auch möglich (depends_on), erklärte Armon Dadgar, CTO und Mitgründer des Unternehmens.

Nomad, ein Werkzeug zum Orchestrieren von Microservices in Rechenclustern (als Binärpaket oder Container, die das Tool ebenfalls verwalten kann), liegt in Version 0.11 vor und schafft als Scheduler gemeinsam mit Consul Schnittstellen nach außen. Rund 10 Prozent des globalen Internetverkehrs sollen laut CEO McJannet über Nomad laufen. Neu ist die Beta von Version 0.12, die sich von der Nutzeroberfläche (UI) aus bedienen lassen soll, automatisches Skalieren auch für Anwendungen erlaube und den Workload in Clustern nach Auslastung der verfügbaren Server umverteile (spread-based ranking). Dabei weist Nomad offenbar den am wenigsten ausgelasteten Maschinen Aufgaben zu und überwacht in der neuen Version, dass Cluster immer noch genug Raum bieten, um Aufgaben mit hoher Priorität zusätzlich ausführen zu können.

Neue Versionen liegen außerdem vom Service-Discovery-Tool Consul (1.8) und dem Open-Source-Werkzeug zum Verwalten schützenswerter Daten Vault vor (1.5 Beta, die aktuelle Vollversion ist 1.4). Bei Consul ist der Prozess zum Beenden von Gateways offenbar überarbeitet worden, es gibt einen Single Sign-on und (in der Enterprise-Version) Audit-Logging.

Weitere Informationen lassen sich der Firmenseite entnehmen. Die HashiConf Digital läuft vom 22 bis 24. Juni 2020, Interessierte können sich noch einklinken. Die Eröffnungs-Keynote steht mittlerweile online zum nachträglichen Anschauen.

(sih)