Innenminister fordert von Firmen Kooperation mit Cyber-Abwehrzentrum

Hans-Peter Friedrich bemängelt, das vor allem viele Mittelständler schlecht gegen Cyber-Angriffe geschützt seien.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 42 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat die Unternehmen zu einer engeren Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden bei der Abwehr von Attacken aufgefordert. "Jedes Unternehmen muss sicherstellen, dass es eine Kommunikation in der Branche und mit dem Staat gibt", sagte Friedrich der Wirtschaftswoche.

Das "digitale Deutschland" sei seit der Gründung des Cyber-Abwehrzentrums sicherer geworden. "Mit dem Abwehrzentrum verbessern wir erstens die operative Zusammenarbeit und das Know-how der Fachleute. Wir bündeln auch die Schutz- und Abwehransätze, die wir zur Cyber- Sicherheit haben. . Wir können nun zweitens dieses Know-how auch anderen zur Verfügung stellen, beispielsweise der Wirtschaft. Aber hier liegt ein Problem: Diese Kooperation kann noch verbessert werden." Während die Versicherungswirtschaft schon vorbildlich mit dem Cyber-Abwehrzentrum beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik kooperiere, hätten anderen Branchen bislang kaum reagiert.

Friedrich kündigte Gespräche mit Vertretern etwa aus der Wasser-, Energie-, Verkehrs- und Kommunikationsbranche an und schloss auch gesetzliche Regelungen nicht aus, sollte es nicht zu Verbesserungen kommen. In der Versicherungswirtschaft dagegen seien alle Unternehmen in einem internen Meldesystem vernetzt. "Wir werden sehen, wo in anderen Branchen Lücken sind – und wie die geschlossen werden können. Ich setze im Moment noch darauf, dass die Branchen selber erkennen, dass es ein solches Meldesystem braucht. Aber wenn das nicht flächendeckend und umfassend funktioniert, werde ich die Meldepflicht gesetzlich vorschreiben."

Hintergrund der Initiative sind die zunehmenden Angriffe auf einzelne Unternehmen, Spionage und Botnetz-Attacken. Besonders Mittelständler seien betroffen und müssten sich viel stärker vor Spionage-Angriffen schützen, sagte Friedrich. "Als Global Player und Technologieträger erster Güte laufen insbesondere unsere Hidden Champions Gefahr, dass ihre Erfindungen und Entwicklungen schon in einem anderen Land produziert werden, bevor sie ihre Prototypen fertiggestellt haben."

Das Cyber-Abwehrzentrum war Mitte 2011 von Friedrich offiziell eröffnet worden, hatte aber bereits im April 2011 seine Arbeit aufgenommen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat im Cyber-Abwehrzentrum, das sich vor allem als Informationsdrehscheibe und Kommunikationsplattform versteht, die Federführung. Das BSI stellte zur Gründung des Zentrums neben den Räumlichkeiten auch sechs der bis dahin zehn Mitarbeiter. Jeweils zwei Mitglieder kamen bisher vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) und vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Zur offiziellen Eröffnung stoßen nun erstmals auch Mitarbeiter des Bundekriminalamtes (BKA), des Zollkriminalamtes (ZKA), der Bundespolizei, des Bundesnachrichtendienstes und der Bundeswehr zur Abwehrtruppe. (jk)