Ins Bild gerückt

Hochauflösend, digital, groß - beim Fernsehgerät der Zukunft wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Gilde der Display- und Projektorhersteller zeigt auf der IFA ihre aktuelle Gerätegeneration, präsentiert ausgefallene Designerstücke und gibt einen Ausblick auf die Technik von morgen.

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Inhaltsverzeichnis

Das Fernsehgerät der Zukunft ist hochauflösend und digital, es zeigt kontraststarke und superhelle Bilder und seine Größe findet lediglich platzbedingte Grenzen. Mit Flachbildschirmen und Projektoren, die nicht nur die Fußball-WM oder den neuesten DVD-Knüller ins rechte Licht rücken, werben alle namhaften Hersteller um die Gunst der Kunden. So stößt man in den Berliner Hallen auf unzählige Displays, die eine dem HDTV-Zeitalter gemäße Auflösung bieten, sich digital an Settop-Box oder DVD-Player betreiben lassen und DVB-Tuner aller Couleur bereithalten. Einige integrieren sogar Ethernet-Ports zur Einbindung ins Heimnetzwerk. Potenzielle Käufer eines hochauflösenden Fernseh- oder Videoschirms dürften also in den Messehallen ausreichend Gelegenheit haben, ihre Wunschkandidaten persönlich in Augenschein zu nehmen. Die etablierten Player wie Thomson, Loewe, Panasonic, Philips, Samsung, Sharp, Sony oder Toshiba werden ihre aktuellen Produkte ebenso vorstellen wie die Newcomer im Fernsehgeschäft, darunter Acer, BenQ, Fujitsu-Siemens oder Phocus.

Sharp setzt nicht nur auf HDTV: Mit seinen PAL-Displays zeigt das japanische Unternehmen Fernsehschirme, die sich insbesondere für das noch übliche PAL-Format empfehlen. Die LCDs nutzen eine Auflösung von 960 x 540 Pixeln, womit sie Wide-PAL (1024 x 576) bei Abzug des Bild-Overlay schirmfüllend ohne Interpolation wiedergeben können. Röhrengeräte schneiden üblicherweise fünf bis zehn Prozent des Fernsehbildes am Rand ab, wobei sich in diesem Overlay-Bereich Synchronisationssignale, der Videotext und der elektronische Programmführer (EPG) verbergen. Da sich die HDTV-Auflösung durch einfaches Umrechnen auf die gebotenen 960 x 540 Pixel reduzieren lässt (halbe Zeilenzahl von 1080i, 3/4 von 720p), sollen die PAL-Displays von Sharp auch HD-Sequenzen sauber wiedergeben können. Zwar dürfen sie angesichts ihrer geringeren Auflösung nicht das Label HD ready tragen, mit Komponenten- und Digitaleingang inklusive HDCP-Unterstützung lassen sie sich aber dennoch an künftigen Settop-Boxen zum HDTV-Empfang betreiben.

Natürlich hat Sharp auch zahlreiche Fernseher, die HD ready sind. So zeigt der LCD-TV-Spezialist unter anderem drei Geräte aus der GD7E-Reihe, die der Kooperation mit Loewe entsprungen sind: Die Flüssigkristallpanels werden aus Japan eingeflogen, die deutsche Loewe AG steuert ihr Fernsehtechnik-Know-how bei und produziert die Fernseher.

Um die Bezeichnung HD ready tragen zu dürfen, müssen die Geräte mindestens 720 Pixelzeilen zur Darstellung von breitformatigen Bildern nutzen, einen per HDCP geschützten Digitaleingang (HDCP, High-Bandwidth Digital Content Protection; im High Definition Multimedia Interface, HDMI, stets enthalten) sowie einen Eingang für analoge Komponentensignale besitzen und über beide Eingänge sowohl 720p (1280 x 720, progressive) als auch 1080i (1920 x 180i, interlaced) mit 50 Hz und 60 Hz wiedergeben.

Während bis dato fast ausschließlich LCD- und Plasma-Fernseher mit maximal 768 Zeilen im Handel sind, soll sich das bald ändern: Auf der IFA werden aktuelle LC-Displays mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln gezeigt, die auch 1080i direkt ohne Qualitätseinbußen anzeigen. Bei den Plasmas ist die Auswahl diesbezüglich deutlich geringer. Grund: Die Pixelzellen der Plasmadisplays können nicht beliebig klein gemacht werden, weshalb sich sehr hohe Auflösungen nur mit sehr großen Schirmen realisieren lassen.

Unabhängig vom eingespielten Bildsignal erfolgt das Scaling auf die jeweilige Schirmauflösung bislang häufig über ein PAL-Filter: Hochaufgelöste Signale werden vor der Wiedergabe auf das analoge PAL-Format reduziert, durchlaufen die Eingangsstufe mit Signalanpassung, Deinterlacing und Digitalisierung und werden erst zur Bildoptimierung wieder auf das jeweilige Schirmformat hochgerechnet. In der Folge bieten Fernsehgeräte mit solchen Eingangsstufen eine leicht verwaschene Darstellung, die im PC-Betrieb insbesondere bei identischer Auflösung von digitalem Eingangssignal und Display unübersehbar ist. Aktuelle Bausteine verarbeiten dagegen auch HD-Signale direkt digital und ohne den Umweg über PAL.

Die Plasmatechnik steht allgemein für hohe Kontraste, brillante Farben und kurze Schaltzeiten. Beim Kontrast konnten LC-Displays enorm aufholen, und da die Reflexionen auf entspiegelten LCDs sehr gering sind, müssen sie den Vergleich mit Plasmadisplays in heller Umgebung nicht scheuen. Auch die Farbsättigung aktueller LCDs steht der von Plasmadisplays dank verbesserter Farbfilter nur wenig nach. Die bislang problematische Reaktionszeit der Flüssigkristallzellen konnte ebenfalls verkürzt werden. Doch weder LCD- noch Plasma-Displays können die Eigenheiten des menschlichen Sehapparates überwinden: Da die Bildpunkte während eines Frames fortwährend leuchten, entstehen Unschärfen an bewegten Objektkanten, weil das Auge die Helligkeit über die Leuchtdauer integriert (mehr dazu in [1]).

In SED-Displays treffen wie in CRTs beschleunigte Elektronen auf eine Phosphorschicht am Schirm und regen diese zum Leuchten an. Da jedes Pixel eine eigene kleine Emitterkanone nutzt, entstehen keinerlei geometrische Bildverzerrungen.

Solche Unschärfen will Philips bei LCDs durch eine gepulste Hintergrundbeleuchtung ausmerzen. Beim so genannten dynamic scanning backlight fällt das Licht der Kaltkathodenstrahler nur kurzzeitig (ein Drittel der Frameperiode) durch das LCD-Panel. Während der Anstiegszeit der Flüssigkristalle und beim Rückschalten in den Ausgangszustand bleibt das Display dagegen dunkel. Das Ganze erfolgt synchron zur Panelansteuerung, sodass keine Informationen verloren gehen. Im Ergebnis wirken Bewegtbilder sichtbar schärfer, allerdings könnten sich empfindliche Zuschauer am leichten Flackern der Hintergrundbeleuchtung stören.

Mit der SED-Technik will Toshiba derartige Probleme komplett umgehen. Die Displays auf Basis der Surface-Conducting Electron Emitter wollen die Vorteile der Röhrentechnik mit denen der Flachbildschirme vereinen. Bei SED-Displays regen wie in CRTs Elektronen eine Phosphorschicht auf der Glasoberfläche zum Leuchten an. Allerdings fährt hier kein Elektronenstrahl über den Schirm, stattdessen gibt es für jeden Bildpunkt des Displays kleine Emitter, in denen Elektronen beim Durchtunneln eines nanometerfeinen Spaltes freigesetzt werden. Sie werden anschließend im Vakuum beschleunigt und treffen auf die Leuchtschicht. Die Reaktionszeit der SED-Pixel und die Leuchtdauer der einzelnen Bildpunkte ist extrem kurz, was Bewegungsunschärfen verhindert. Die Displays dürften dank ihres geringen Schwarzwertes sehr kontraststark sein, die Farben mit der Röhre vergleichbar und ihre Darstellung blickwinkelunabhängig. Da die Bildpunkte direkt angesprochen werden, entstehen keine Geometrie- oder Linearitätsprobleme wie bei der klassischen Röhre. Zudem sollen Auflösungen bis 1920 x 1080 Pixel möglich und auch große SED-Schirme nur wenige Zentimeter tief sein. Auf der IFA will Toshiba einen SED-Prototyp vorstellen, Seriengeräte sollen in der gemeinsam mit Canon gegründeten SED Inc. im Laufe des kommenden Jahres in Produktion gehen. Konkrete Preise für die flachen Selbstleuchter nennt Toshiba noch nicht, sie sollen aber zwischen der klassischen Röhre und den Flachdisplays liegen.

Einige Aussteller begeben sich in die dritte Dimension. Am Stand der Fraunhofer-Institute kann man diverse 3D-Displays in Aktion erleben beziehungsweise selbst daran agieren. So zum Beispiel an einer Mixed Reality Workstation bestehend aus zwei herkömmlichen 2D-Displays und einer 30-zölligen Filterscheibe, in deren Rücken zwei hochauflösende Projektoren für eine dreidimensionale Darstellung sorgen. Man kann Objekte mit Gesten von den 2D-Schirmen auf die 3D-Scheibe holen und dort bearbeiten. Alle drei Schirme nutzen die gleiche Datenbasis, wobei die Arbeitsfläche vor ihnen als Kommunikationsplattform dient.

Auffallen dürfte auch die digitale Litfaßsäule, in deren Innern acht Standardprojektoren werkeln. Diese projizieren wahlweise Standbilder, Videos oder Panoramafotos über Spiegel auf die innen liegende Spezialleinwand. Per Software werden die durch die Spiegelprojektion entstehenden Verzerrungen in Echtzeit korrigiert und zudem die notwendigen Teilbildüberlappungen für eine nahtlose Darstellung auf dem Leuchtzylinder berechnet.

Auch Heimcineasten finden in den Ausstellungshallen alles, was das Herz erfreut. So zeigt beispielsweise Hitachi sein neues Flaggschiff PJ-TX200, einen Heimkinoprojektor mit 1280 x 720 Pixeln, HDMI-Eingang und 10-Bit-Look-up-Tabelle zur Vidoesignalverarbeitung. Der LCD-Beamer nimmt Formate bis 1080p entgegen, bietet Lens-Shift zur leichteren Bildpositionierung und sendet beim Einschalten ein Niederspannungssignal an eine motorisierte Leinwand, um diese automatisch auszufahren. Mit einem Betriebsgeräusch von 25 dB im Ecomodus sollte der TX200 auch bei ruhigen Videosequenzen kaum hörbar sein. Da das voraussichtlich 2000 Euro teure Gerät HD ready ist, kann man mit ihm auch die Fußball-WM digital und in voller Auflösung bewundern.

Bei Mitsubishi vertritt der HC3000 die Spitze der Heimkinogeräte. Der WXGA-Projektor soll mit 0,65"-DMD-Chip und 6-Segment-Farbrad einen Maximalkontrast von 4000:1 erzielen. Er lässt sich per HDMI digital an DVD-Player oder Set-Top-Box betreiben. Auch Optomas ThemeScene H79 reiht sich mit einem Maximalkontrast von 4000:1 und geringen 23 dB Betriebsgeräusch unter die hochauflösenden Heimkino-Beamer ein. Mit dem MovieTime präsentiert Optoma zudem einen Projektor mit integriertem DVD-Player, der eine Verkabelung zwischen Zuspieler und Beamer erübrigt.

Aufmerksamkeit dürfte LGs flacher Projektor AN110 erringen: Der mit patentierter L-Optik ausgestattete DLP-Beamer lässt sich alternativ zur Befestigung auf dem Standfuß wie ein Flachbildschirm an die Wand hängen. Das ungewöhnliche Design findet seine Fortsetzung in der Benutzerführung: So verfügt der AN110 über ein motorisiertes Zoomobjektiv; Linse und Lüftungsschlitze öffnen und schließen automatisch. Mit 1280 x 768 Spiegelchen (WXGA) sowie analogem Komponenten- und digitalem HDMI-Eingang ist auch der etwa 3000 Euro teure Beamer HD ready.

Luxus pur will Sony mit seinen Qualia-Geräten verbreiten, darunter der 40 kg schwere Projektor Qualia 004. Der zum absoluten High-end zählende Heimkino-Bolide bietet volle HDTV-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln, erzeugt von drei reflektiven SXR-Displays (Silicon Crystal X-tal Reflective), einer Sony-eigenen Variante der LCOS-Technik. Für die Beleuchtung sorgt eine 700-Watt-Lampe auf Xenon-Basis, eine Lampentechnik, die auch in großen Lichtspielhäusern zum Einsatz kommt. Es gibt drei optionale Carl-Zeiss-Vario Sonnar-Objektive für unterschiedliche Raumverhältnisse, die mit Bajonettverschluss am Gerät befestigt werden. Schärfe, Bildgröße und Lensshift sind motorbetrieben, die integrierte Irisblende per Fernbedienung steuerbar. Mit zwei Komponenten- und zwei digitalen Signaleingängen (HDMI und DVI) geht der Qualia 004 über die HD-ready-Spezifikation hinaus. Das voluminöse, 30 000 Euro teure Gerät (eine Ersatzlampe kostet rund 3000 Euro, ein Objektiv ebenfalls) ist wie alle Qualia-Produkte nur für Anwender gedacht, denen Bildqualität, Handhabung und Ästhetik über etwaige preisliche Aspekte gehen.

Für knappe Platzverhältnisse empfiehlt die Firma NEC ihre WT6xx-Beamer: Sie projizieren aus nur knapp sieben Zentimetern Distanz ein Bild mit rund einem Meter Diagonale, wobei sie eine Bildhelligkeit von 2000 ANSI-Lumen erzielen sollen. Die DLP-Projektoren bieten XGA-Auflösung und können per WLAN angesteuert werden, was den Kabelsalat reduziert. Mit einem Preis von rund 7000 Euro sind der WT610 und der WT615 allerdings nichts für den kleinen Geldbeutel. NEC sieht ihr Einsatzgebiet eher im Point of Sales (POS), beispielsweise für die Projektion im Schaufenster.

Noch kleiner, leichter und vor allem mobiler gehts mit den neuen LED-Projektoren, wie sie Mitsubishi und Toshiba im Gepäck haben. Ähnliche Geräte hatten BenQ und Samsung im Frühjahr anlässlich der CeBIT als Prototypen vorgestellt. Der PT10 von Mitsubishi passt auf eine Handfläche, wiegt 450 Gramm und nutzt einen DLP-Chip mit 800 x 600 Spiegelchen. Als Lichtquelle kommen kleine LEDs zum Zuge, deren Betriebsdauer Mitsubishi auf 10 000 Stunden spezifiziert. Zusammen mit einem mobilen DVD-Player oder Notebook kann man so problemlos eine Platz sparende Präsentationsplattform zusammenstellen. Toshiba stellt in Berlin ebenfalls solche batteriebetriebenen LED-Minibeamer mit DLP-Chip vor. Die Farben werden auch hier nicht über ein Farbrad wie bei Ein-Chip-DLPs erzeugt, sondern über LEDs in den Grundfarben Rot, Grün und Blau. Die Betriebsgeräusche sind laut Toshiba vernachlässigbar, da die Leuchtdioden nur eine geringe Abwärme erzeugen und das sirrende Farbrad entfällt. Bis zu zwei Stunden sollen die kleinen Kraftpakete ohne externe Stromquelle auskommen. Wann die Projek-toren mit LED-Beleuchtung in den Handel kommen, ist ebenso offen wie ihr Preis.

[1] Dr. M. Becker, U. Kuhlmann, Rasante Zeiten, c't 9/05, S. 126

Fraunhofer Institut Halle 5.3/Stand 02
Fraunhofer HHI Halle 4.2/Stand 119
Hitachi Halle 23/Stand 107
LG Halle 11.2/Stand 101
Loewe Halle 6.2/Stand 201
Mitsubishi Halle 26/Stand 102
NEC Halle 26/Stand 317
Philips Halle 22/Stand 101
Sharp Halle 3.2/Stand 101
Sony Halle 18/Stand 101
Toshiba Halle 7.2c/Stand 101

(uk)