Intel schürt Hoffnung auf Ende der Krise

Der weltgrößte Chiphersteller Intel überrascht mit einem glänzenden Quartalsabschluss und befeuert die Hoffnungen der gesamten Branche auf ein Ende der Rezession.

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Die Zeit der Krise scheint für die Computer- und Halbleiterindustrie vorbei zu sein. Der weltgrößte Chiphersteller Intel überrascht mit einem glänzenden Quartalsabschluss und befeuert die Hoffnungen der gesamten Branche auf ein Ende der Rezession. Mikroprozessoren seien in einer modernen Welt unersetzlich, sagte Intel-Chef Paul Otellini. Doch Branchenprimus Intel profitierte auch von harten Einschnitten in den Ausgaben und Stellenstreichungen.

Im vierten Quartal hat Intel mit unterm Strich 2,3 Milliarden Dollar seinen Gewinn fast
verzehnfacht. Die Krise hatte den Überschuss vor einem Jahr drastisch abschmelzen lassen. Der Umsatz sprang um 28 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar hoch. Dank des Endspurts kam Intel übers Jahr gesehen mit einem blauen Auge davon. Der Umsatz sank leicht um 7 Prozent auf 35,1 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn belief sich auf 4,4 Milliarden Dollar - ein Minus von 17 Prozent.

"Das ist fantastisch", lobte Bill Kreher, Analyst bei der Investmentgesellschaft Edward Jones. Intel gebe Anlass zur Hoffnung für die gesamte Technologie-Branche. Auch Harald Schnitzer, Analyst bei der DZ Bank, zeigte sich von den Intel-Zahlen angetan. Er riet Anlegern, in die Halbleiter-Branche zu investieren. Einer seiner Tipps ist die deutsche Infineon, die sich als einstiger Pleitekandidat in den vergangenen Monaten aufgerappelt hatte.

Neben dem spürbaren Anziehen der Nachfrage hatte Branchenprimus Intel den Aufwärtsschwung allerdings auch mit Kostensenkungen und Stellenstreichungen geschafft. Innovationen lässt sich der Konzern indes immer noch viel kosten: In Forschung und Entwicklung fließen in diesem Jahr 6,3 Milliarden Dollar, weitere 4,8 Milliarden Dollar gehen in den Bau neuer Fertigungsanlagen.

Intel dominiert mit seinen Mikroprozessoren, die in rund drei Vierteln aller Computer weltweit verbaut sind, mit Abstand den Markt und gilt traditionell als Barometer der Branche. Mit kleineren, weniger komplexen Chips beliefert Intel auch die Autoindustrie, die Medizintechnik und die Unterhaltungselektronik.

Das Unternehmen sei "immer ein früher Indikator für die Nachfrage" gewesen, sagte Gartner-Analystin Leslie Fiering der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Branchenbeobachter erwarten deshalb, dass sich Intels Vorlage auch auf die in den kommenden zwei Wochen folgenden Quartalsergebnisse verwandter Unternehmen wie IBM, Google und Microsoft übertragen wird.

In Deutschland habe die ungebrochene Konsumfreude der Verbraucher über manche Einbrüche hinweg geholfen, sagte Hannes Schwaderer, Geschäftsführer von Intel Deutschland. Die anhaltende Nachfrage der privaten Konsumenten habe die ausgebliebenen Order der Unternehmen nahezu ausgleichen können. Doch auch die Firmen investierten zuletzt wieder in neue IT: Sie müssen ihre veralteten Computeranlagen ersetzen.

Erst am Donnerstag hatte das Marktforschungsunternehmen Gartner für eine Überraschung gesorgt, indem es den voraussichtlich stärksten Zuwachs im PC-Markt seit sieben Jahren feststellte. Nach vorläufigen Zahlen der Analysten verkauften sich Computer im Schlussquartal um satte 22,1 Prozent besser. Für das laufende Jahr erwarten die Marktforscher, dass auch Microsofts neues Windows 7 den Umsatz ankurbeln wird. Denn ein neues Betriebssystem verlangt auch zumeist nach neuer Hardware. (Renate Grimming und Daniel Schnettler, dpa) / (jo)