Intel strukturiert Mobilsparte um

Intel vereint die erst 2011 gegründete Abteilung für Smartphone- und Tablet-Chips mit der PC-Sparte unter Führung von Kirk Skaugen.

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Intel Mobile Hermann Eul MWC 2014

Intel-MCG-Chef Hermann Eul auf dem Mobile World Congress 2014

(Bild: Intel)

Lesezeit: 3 Min.

Intel-CEO Brian Krzanich verliert anscheinend die Geduld mit der erst 2011 eingerichteten Mobile and Communications Group (MCG): Wesentlicher Bestandteil war die zugekaufte Infineon-Sparte für Mobilfunkchips – der ehemailige Infineon-Manager Hermann Eul führte die MCG – bis jetzt. Nun erhält er neue Aufgaben, denn die MCG verschmilzt mit der PC Client Group (PCCG) zur künftigen Client Computing Group (CCG) unter PCCG-Chef Kirk Skaugen.

Bisher ist der MCG unter Eul kein nennenswerter Erfolg im Smartphone-Markt gelungen: Intel arbeitet schon seit 2007 daran, mit dem 2008 erstmals vorgestellten Atoms und dessen späteren System-on-Chip-(SoC-)Varianten gegen ARM zu punkten. Bei Tablets konnte sich Intel für teures Geld immerhin einen gewissen Marktanteil erkämpfen: Mit "Contra Revenue" – sprich: Zuzahlungen – und angeblich auch mit umfangreicher technischer Unterstützung hat Intel eine Reihe von Tablet-Herstellern von Atoms der Serien Z3700 (Bay Trail-T) und jetzt etwa im Nokia N1 auch Z3500 (Moorefield mit PowerVR-GPU) überzeugt.

Die Zuzahlungen und weitere, nicht genau aufgeschlüsselte Kosten führen zu gewaltigen Verlusten: Die MCG hat im dritten Quartal 1,034 Milliarden US-Dollar operativen Verlust bei 1 Million US-Dollar Umsatz gemeldet. Die PC Client Group fuhr im gleichen Zeitraum 4,12 Milliarden US-Dollar operativen Gewinn aus 9,19 Milliarden US-Dollar Umsatz ein; das entspricht 63 Prozent von Intels gesamtem Quartalsumsatz und fast 91 Prozent des operativen Gewinns.

Außer für die erwähnten Atoms zeichnet die MCG auch für UMTS- und LTE-Modems verantwortlich sowie für WLAN-, Bluetooth- und GPS-Controller. Im Laufe der Jahre hat Intel zahlreiche Firmensparten mit Know-how und Patenten aus diesen technischen Bereichen zugekauft.

SoFIA und Cherry Trail erschienen vor einem Jahr auf der Roadmap, sind aber nicht in Sicht - und Moorefield kommt fast nur im Nokia N1 zum Einsatz.

(Bild: Intel)

Die Umstrukturierung wurde zwei Tage vor dem Intel Investor Day am 20. November bekannt. Vor einem Jahr hatten Krzanich und Eul dort eine Roadmap verkündet, von der wichtige Produkte nicht erschienen sind. So haben sich die 14-Nanometer-Atoms auf 2015 verschoben und noch immer ist kein Atom-SoC mit integriertem UMTS erhältlich, obwohl diesen 28-Nanometer-Chip (SoFIA) sogar TSMC fertigen soll – dort entstehen auch die UMTS- und LTE-Modems, was die Umsetzung beschleunigen soll. Ein Teil der bisherigen MCG-Produkte soll in eine neue Forschungs- und Entwicklungsabteilung verlagert werden.

Die im dritten Quartal im Verhältnis zum Umsatz 1000-fach höheren Verluste der MCG haben Spekulationen angeregt, was sich hinter diesen Kosten verbirgt. Sie sind wohl nur zum kleineren Teil durch Contra Revenue erklärbar. Intel könnte große Investitionen abgeschrieben haben oder auch die Kosten für die Kooperationen mit Rockchip und Spreadtrum teilweise dort verbuchen. (ciw)