Intel und Google arbeiten bei Android für Intel-CPUs zusammen

Der PC betrete eine neue Phase, betonte Intels-Chef Paul Otellini zum Auftakt des IDF. Er verkündete unter anderem eine Kooperation mit Google bei Android-Handys mit Intel-CPUs, ein erstes Modell überreichte Otellini dem Android-Chef von Google.

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Von
  • Erich Bonnert

Intel-Chef Paul Otellini präsentiert ein Smartphone mit Medfield-CPU

(Bild: Eich Bonnert / heise online)

Der Personal Computer betrete eine neue Phase, sagte Intels Chef Otellini in seiner Keynote-Rede zum Auftakt des Intel Developer Forum in San Francisco. Wir befinden uns nach seinen Worten an der Schwelle zu einer Ära, in der Rechenleistung überall zur Verfügung stehen und das für den momentanen Wunsch oder Bedarf richtige Nutzungserlebnis ("Experience") liefern werde. Während fast gleichzeitig Microsofts Chef Steve Ballmer in Los Angeles auf dem Podium der Build Conference das kommende Betriebssystem Windows 8 vorstellte, präsentierte Otellini Ultrabooks– extrem flache und leichte Notebooks mit Windows-Software – als Protagonisten des neuen ubiquitären Computer-Erlebnisses.

Drei Hauptcharakteristiken seien für diese Überall-Computerei entscheidend: reaktionsschnelle und fesselnde Nutzungsumgebungen, Konsistenz über Plattformen hinweg sowie Schutz vor Angreifern und Schädlingen. Der Intel-Chef versprach ultrakurze Reaktionszeiten, Sicherheit und "Mainstream-Preise" für die Ultrabooks, von denen dieser Tage gerade die ersten Modelle, unter anderem von Acer und Toshiba, auftauchen. Sie ähneln – sowohl äußerlich als auch von ihren Funktionen – sehr stark Apples Macbook-Air-Modellen, liegen preislich aber noch etwas höher.

Die Produkte dieses Jahres laufen wohl alle mit Sandy-Bridge-Prozessor, Anfang 2012 erscheint dann der Nachfolger Ivy Bridge mit neuen Trigate-Transistoren in 22-nm-Struktur. Dieser soll weniger als die Hälfte der Energie des Vorgängers verbrauchen. Für 2013 plant Intel dann die neue Architektur Haswell, die den Stromverbrauch des Prozessors laut Otellini um das 20-Fache senken kann. Intels CEO versprach zehn Tage Batterielaufzeiten im Standby-Modus und ganze Arbeitstage ohne aufzuladen für mobile Haswell-Computer.

Als Demonstration des Machbaren führte ein Forschungsmitarbeiter dann einen Pentium-basierten Testchip auf Asus-Board mit Solarstromversorgung vor. Der Chip läuft mit Spannungslevel nahe der Schwellenspannung der Transistoren – ein briefmarkengroßes Solarpanel reichte zur Versorgung des Prozessors aus, um eine simple, animierte Grafik zu berechnen. Die restlichen Systemkomponenten wurden allerdings konventionell versorgt.

Die Intel-Tochter McAfee hat ein neues Sicherheitskonzept für PCs entwickelt

(Bild: Erich Bonnert / heise online)

Gemeinsam mit Tochtergesellschaft McAfee hat Intel ein neues Sicherheitskonzept für PCs entwickelt: DeepSafe entdeckt durch Unterstützung von Intels VT-Technik der Core-Architektur unbekannte Rootkits vor dem Laden in den Hauptspeicher. Neue Rootkits, die sich oft als Betriebssystem-Dateien tarnen, sind mit konventioneller Schadbekämpfung sehr schwer zu erkennen. In Echtzeit, also beim Eindringen in das Zielsystem, war dies bisher so gut wie unmöglich. DeepSafe soll Bestandteil der Intel-Hardware, die API für externe Entwickler zugänglich werden, so Otellini.

Neuigkeiten hatte Otellini abschließend bei den Smartphone- und Tablet-Plattformen. Mit sichtlicher Befriedigung stellte er Googles Android-Chef Andy Rubin als neuen Kooperationspartner vor. Der gesamte Android-Software-Stack werde für die Intel- Architektur optimiert, sagte Rubin, ebenso die Multimedia- Funktionen und 3D-Grafik. Die ersten Smartphones mit Intels Medfield-Chip sollen im ersten Halbjahr 2012 auf den Markt kommen, versprach Otellini. Die ersten Modelle werden alle Android-basiert sein – wenngleich voraussichtlich noch nicht mit der optimierten Android-Software, denn diese wird erst in künftigen Versionen auftauchen. Obwohl Rubin die Kooperation mit Intel als "vollkommen offene Partnerschaft" charakterisierte, nannte er keine weiteren Details.

Paul Otellini und Googles Android-Chef, Andy Rubin, verkünden die Zusammenarbeit bei Android für Intel-CPUs

(Bild: Erich Bonnert / heise online)

Ob Google auch Medfield oder andere Intel-Chips in Motorola-Geräten einsetzen wird, dazu wollte sich Otellini nicht äußern. Es seien jedenfalls Produkte von mehreren OEMs für 2012 geplant. Die Interoperability-Tests bei Handy-Herstellern und Providern beginnen Anfang 2012 und kennzeichnen typischerweise die Phase unmittelbar vor der Markteinführung, verriet der Intel-Chef. Stolz hielt Otellini ein Medfiel-Handy hoch, das er abschließend Rubin überreichte.

Als einziges Android-Tablet mit Intel-Chip waren Cius-Tablets von Cisco zu sehen, die erstmals im Sommer 2010 vorgestellt wurden. Für das Mobil-Unix-System Meego gibt es derzeit keine konkreten Smartphone-Pläne. Im Embedded-Markt spiele die zunächst mit Nokia entwickelte Plattform eine gute Rolle, behauptete Otellini. Speziell im Automobil-Sektor setzten namhafte Hersteller wie BMW und Mercedes auf Meego bei der Entwicklung von Infotainment-Systemen. Nach der Trennung von Nokia sei man aber weiterhin auf der Suche nach Handy-Partnern. Sowohl Hardware-Hersteller als auch Mobilfunkbetreiber hätten immer noch Interesse an einer weiteren Plattform.

[Update:] Die "neue" Android-Partnerschaft zwischen Google und Intel wirft eine Reihe von Fragen auf, denn bestimmte Android-Versionen sind schon längst in x86-Versionen verfügbar, etwa Android-x86. Intel liefert auch bereits ein Development Board mit einem Atom N450 aus und erklärt, wie man darauf Anroid-x86 installiert. Laut der Intel-Presseerklärung geht es bei der Kooperation mit Google aber etwa auch um Chrome OS und Google TV. Schon 2010 vorgestellte Google-TV-Geräte wie die Logitech Revue arbeiten aber ebenfalls schon jetzt mit Atom-SoCs wie dem CE 4100 (Sodaville/CE 4150).

Unter Android spielt die x86-Kompatibilität des Atom keine wesentliche Rolle. Im Vergleich zu ARM-SoCs, die zu vermutlich niedrigeren Preisen einen vergleichbaren Funktionsumfang bieten, liegen Vorzüge der Atom-SoCs nicht auf der Hand. Intel setzt bei den Atom-SoCs wie auch bei den E- und Z-Atoms den von Imagination Technologies zugekauften PowerVR-Grafikkern ein, der auch in vielen ARM-SoCs steckt. Es ist also unklar, welche Vorteile Android auf einem x86-SoC im Vergleich zu einem ARM-SoC bringt. [/Update] (jk)