Intelsat verliert zweiten EpicNG-Satelliten

"Epische" Leistung sollten 6 leistungsstarke Boeing-Satelliten 15 Jahre lang erbringen. Nach der halben Zeit ist ein Drittel kaputt.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 129 Kommentare lesen
Klobiger Bau aus Betond und Glas; über dem Eingang hängt ein Schild "Intelsat"

Intelsats Hauptquartier

(Bild: AgnosticPreachersKid CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: 3 Min.

Rückschlag für Intelsat. Der Satellitenbetreiber muss den Verlust seines geostationären Intelsat 33e bestätigen. Der Satellit der EpicNG-Baureihe Boeings ist am Samstag ausgefallen, was Kunden in Europa, Afrika und der Region Asien-Pazifik zu spüren bekommen haben. Intelsat versprach, mit Hersteller Boeing zusammenzuarbeiten, machte sich aber wenig Hoffnung auf Wiederinbetriebnahme des Geräts.

Am Montag bestätigten sich die Befürchtungen. Offenbar ist das Gerät im Orbit in dutzende Teile zerborsten: "Die am 19. Oktober veröffentlichte Anomalie hat zu einem Totalverlust des Satelliten Intelsat 33e geführt", teilt das luxemburgische Unternehmen mit. Es ist bereits der zweite solche Verlust eines EpicNG-Satelliten, von denen es insgesamt sechs gegeben hat. Gemeinsam mit Boeing und Behörden werden nun Daten und Beobachtungen ausgewertet, ein Arbeitskreis soll eine "umfassende Analyse" erstellen. Betroffene Kunden werden auf andere Satelliten von Intelsat und Mitbewerbern migriert.

Intelsat 33e vor dem Start.

(Bild: Intelsat)

EpicNG sind geostationäre Satelliten von Boeing (Bus 702MP), die 2012 angekündigt wurden und tolle Stücke spielen sollen. Höhere Effizienz (bit/Hertz) soll Datendurchsatz von 25 bis 60 Gigabit pro Sekunde zeitigen; mehr Antennen ermöglichen sowohl Spotbeams als auch großflächige Abdeckung, und das auf Frequenzen in den Bändern C, Ku und Ka; zudem sollten die Satelliten nicht bloß rückwärtskompatibel zu bestehenden Bodenterminals sein, sondern auch vorwärtskompatibel zu damals noch gar nicht verfügbaren Terminals. Zusätzlich versprach Intelsat seinen Kunden Ersparnis: Sie könnten mehr Daten über einen einzigen Satelliten übertragen anstatt mehrere verwenden zu müssen, was den Aufbau deutlich vereinfacht.

Ein pakistanischer Mobilfunker berichtete später, den Stromverbrauch seiner Satellitenanbindungen durch Umstieg auf EpicNG um 90 Prozent gesenkt zu haben. Zielgruppe sind insbesondere Telecom-Netzbetreiber, staatliche Einrichtungen, Diensteanbieter für die Luft- und Seefahrt, und Rundfunkbetreiber. Die geplante Lebensdauer der EpicNG-Satelliten beträgt 15 Jahre.

Der erste EpicNG, Intelsat 29e, startete Anfang 2016. Doch bereits nach drei Jahren brach er auseinander. Ein Schaden im Antriebssystem ließ Treibstoff austreten, was zeitweise Ausfälle zur Folge hatte, dann soll eine zweite "Anomalie" dem Satelliten den Garaus gemacht haben. Als mögliche Ursachen wurden ein Meteoriteneinschlag oder unpassende Verkabelung vermutet.

Im August 2016 flog der jetzt verlorene EpicNG-Satellit Intelsat 33e ins All. Aufgrund eines Antriebsproblems sollte es bis Dezember 2016 dauern, bis er seinen Arbeitsplatz an 60 Grad Ost erreichte. Während der folgenden Tests offenbarte sich ein zweites Antriebsproblem, das höheren Treibstoffverbrauch zur Folge hatte; zwar konnte 33e in Betrieb gehen, doch war seine erwartete Lebensdauer um etwa dreieinhalb Jahre verkürzt.

Intelsat versuchte, sich an Versicherungen schadlos zu halten. Von 78 geforderten Millionen US-Dollar wurden 55,5 Millionen bezahlt, der Rest mündete in ein Schiedsgerichtsverfahren unbekannten Ausgangs. Doch dürften die Versicherungen danach die Polizzen gekündigt haben, denn der aktuelle Totalausfall ist laut Berichten nicht versichert.

Insgesamt hat Intelsat von 2016 bis 2018 sechs EpicNG-Satelliten Boeings in geostationäre Umlaufbahnen gebracht (Intelsat 29e, 32e, 33e, 35e, 37e sowie Horizons-3e). Sie haben Massen von jeweils etwa 6,6 Tonnen. Gemeinsam sollten sie für globale Abdeckung mit hohem Datendurchsatz sorgen. Nach etwa halber Laufzeit sind bereits zwei auseinandergebrochen.

(ds)