Internationale Raumstation: Ersatz für beschädigte Raumkapsel braucht Monate

Die russische Sojus-Raumkapsel an der ISS kann nicht so schnell ersetzt werden. Bislang ist unklar, ob die Crew damit sicher zur Erde zurückkehren kann.

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Die inzwischen beschädigte Raumkapsel (unten rechts)

(Bild: NASA)

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Nach dem Kühlmittelleck an einer Sojus-Raumkapsel prüft Roskosmos eine Rettungsmission zur Internationalen Raumstation ISS, die könnte aber frühestens im Februar gestartet werden. Das berichtet ArsTechnica unter Berufung auf Statements von Sergei Krikaljow von der russischen Raumfahrtbehörde.

Weder die russische Raumfahrtbehörde noch die NASA hätten aktuell einen Überblick darüber, wie schwer und folgenreich die Beschädigungen überhaupt sind.

Sobald die Systeme in der Kapsel hochgefahren würden und die Crew sich hineinbewegt, würden die Temperaturen steigen. Wie warm oder heiß es dann wird, wisse man aber nicht. Sowohl in Russland als auch in den USA werde gerade analysiert, welche Temperaturen bei verschiedenen Szenarien einer Rückkehr zur Erde zu erwarten sind. Möglich sei, dass einige Teile der Elektronik deaktiviert bleiben und die Crew ihren Rückflug teilweise manuell steuern müsse, um eine zu große Erwärmung zu verhindern. Sollte sich das alles als nicht durchführbar erweisen, würden auf der ISS momentan zu wenige Plätze für eine mögliche Evakuierung zur Verfügung stehen. Aktuell leben sieben Personen auf der Raumstation.

Wenn die Sojus-Raumkapsel als nicht sicher genug eingestuft wird, müsste ein gutes neues Raumschiff zur ISS geschickt werden, sagte Krikaljow demnach noch. Eigentlich war der nächste Flug einer Sojus zur ISS für Mitte März 2023 geplant, das könnte um einige Wochen vorgezogen werden. Das Raumschiff kann leer zur Internationalen Raumstation geschickt werden, um die Crew von dort abzuholen. Die beschädigte Sojus könnte dann unbemannt zur Erde zurückkehren und dabei genau beobachtet werden.

Bei der Suche nach der Ursache des Lecks sind die Verantwortlichen derweil offenbar nicht weiter gekommen. Dem Bericht zufolge haben Untersuchungen ergeben, dass wohl kein Mikrometeorit das Leck geschlagen haben dürfte, die Ausrichtung passe nicht. Für die Außenhülle der ISS bedeute das ausgetretene Kühlmittel keine Gefahr. Dort wurden am Donnerstag bei einem Außeneinsatz neue Sonnenkollektoren installiert.

Das "signifikante Leck" an der Sojus-Kapsel wurde während der Vorbereitungen für einen Weltraumspaziergang entdeckt. Die Raumkapsel kann seitdem nicht mehr ausreichend gekühlt werden. Dabei geht es nicht nur um die Besatzung, sondern auch die Computer. Mit dem Raumschiff waren die Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie der NASA-Astronaut Frank Rubio auf die Station gekommen. Dort sind aktuell noch die Russin Anna Kikina, der Japaner Koichi Wakata sowie die US-Amerikaner Josh Cassada und Nicole Mann.

(mho)