Internationalisierte E-Mail-Adressen: Standards in Sicht

Bei der Internet Engineering Task Force wird intensiv daran gearbeitet, E-Mail-Header für die Nicht-ASCII-Welt vorzubereiten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Dem Nutzer, der ohne westliches Alphabet per E-Mail kommunizieren möchte, helfen internationalisierte Domains bislang nur wenig. Mindestens den persönlichen Namen muss der etwa Chinesisch oder Arabisch Sprechende noch mit westlichen Buchstaben eintippen. Bei der Internet Engineering Task Force (IETF) wird nun intensiv daran gearbeitet, auch E-Mail-Header für die Nicht-ASCII-Welt vorzubereiten. Beim Treffen der IETF in Vancouver plädierte eine neue Gruppe für eine Erweiterung des Mail-Übertragungsprotokolls ESMTP. Man wolle, so heißt es in den Dokumenten der Arbeitsgruppe, das Problem lieber gleich auf der Transportebene lösen, anstatt erneut eine Client-Lösung anzustreben.

Vom Tisch wären damit vermutlich die Ideen einer ersten IETF-Gruppe. Sie hatte zur Übertragung das ASCII-Encoding-Prinzip (ACE) empfohlen, das bereits für die Internationalisierung von Domains verwendet wird. Die ACE-Lösung werde nicht funktionieren, sagt SMTP-Experte John Klensin, der nun mit einer Gruppe von Entwicklern aus China, Taiwan und Japan an der ESTMP-Lösung arbeitet.

Durch einen Upgrade auf den universell verwendbaren UTF8-Zeichensatz sollen E-Mail-Header auch nicht-englische Adressen zulassen. Sowohl Envelope als auch E-Mail-Header-Felder würden dann ebenso wie derzeit schon möglich 8-Bit-MIME verwenden. 8-Bit-MIME erlaubt für den Inhalt der E-Mail schon heute nicht-englische Zeichensätze. Auf lange Sicht, so heißt es in Klensins Entwurf, sollten die Codes für Transport, Header und Body so weit wie möglich übereinstimmen.

Fürs Nebeneinander von 8-Bit-MIME-Headern und dem per ACE kodierten Domain-Teil sieht Klensin vorerst keine großen Schwierigkeiten, da nach der ASCII-Kodierung die Adresse eben auch als ASCII interpretiert werden kann. Auch die Frage nach dem "Downgrading" – also einer ASCII-kompatiblen Rückfallposition im Mailheader – halte er zwar für wichtig, denke aber, dass gänzlich arabische, chinesische oder japanische E-Mails erst einmal innerhalb einer Sprachgemeinde bleiben. Wichtig sei, dass der Sender darüber informiert wird, falls seine E-Mails an ein nicht ESMTP-verständiges Relay gelangt sein sollte.

Pete Resnick, Mitglied im Internet Architecture Board (IAB), warnte, dass die Lösung auf Transportebene aber vor allem bei den Endsystemen wirklich hart werde. Downgrading-Szenario und Testimplementierung wurden von verschiedenen IETF-Teilnehmern als unabdingbar erachtet, um kein Chaos bei der wichtigsten Anwendung im Netz hervorzurufen. "Es gibt eine Menge Mailserver da draußen und in der E-Mail-Industrie steckt nicht besonders viel Geld", warnte Chris Newman von Sun Microsystems. Nicht zuletzt müssen auch POP- und IMAP-Clients angepasst werden.

Für all diese Einzelfragen soll es entsprechende Requests for Comments (RFC) geben. Klensin sprach von einer Menge Arbeit, die zu tun sei, bevor alle Subsysteme "happy" seien. Angesichts der dringenden Nachfrage nicht englischsprachiger Sprachgemeinschaften müsse aber ein Anfang gemacht werden. (Monika Ermert) / (ola)