Internet Society: Das Netz muss weltweit offen bleiben

Die Internet Society (ISOC), unter anderem rechtliches Dach der Internet-Standardisierungsorganisation IETF, hat in einen "strategischen Plan" die Aufgaben der nächsten Jahre definiert.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Society (ISOC) hat einen "strategischen Plan" (SOP) vorgelegt, der die Arbeit der nächsten Jahre bestimmen soll. Bei der Generalversammlung in Paris beschloss das so genannte Board of Trustees der Organisation den Plan, dessen Kern die Idee vom "Internet für alle" darstellt. Die ISOC ist unter anderem wichtige Geldgeberin und rechtliches Dach der Internet Standardisierungsorganisation IETF. In der praktischen Arbeit kümmert sich die Organisation, die von nicht zahlenden Einzelmitgliedern, zahlenden Förder- und Unternehmensmitgliedern und den regionalen ISOC-Chaptern (wie der deutschen ISOC) getragen wird, unter anderem um Standards, Fortbildung und politische Lobbyarbeit. Letztere ist gerade mit der Debatte rund um den Weltgipfel der Informationsgesellschaft (WSIS) in den vergangenen Jahren zunehmend wichtig geworden.

In ihrem Plan warnt die ISOC unter anderem vor restriktiver Kontrolle bei Hardware, Software, Telekommunikationsinfrastruktur und Inhalten im Netz, sei es durch Regierungen oder Privatwirtschaft. Regierungen sollen vielmehr für Wettbewerb und gleichberechtigte Zugangsmöglichkeiten sorgen. Angesichts des wachsenden Missbrauchs des Internet ist die Beibehaltung der für den Erfolg des Netzes typischen Offenheit eine der größten Herausforderungen, heißt es in dem Grundsatzpapier. In der politischen Lobbyarbeit will man folglich für den Erhalt und Ausbau von "sechs Möglichkeiten" für Internetnutzer in aller Welt werben: für die Möglichkeit zum Anschluss an das Internet, für freie sowie gegebenenfalls auch anonyme Kommunikation, für die Möglichkeit zur Innovation, für die Möglichkeit des Tauschens und kooperativen Arbeitens, für freie Wahlmöglichkeit und für Vertrauen in die Funktionen des Netzes. Mit Blick auf die "Tauschkultur" verteidigt die ISOC in ihrem Grundsatzpapier entschieden die Entwicklung von Open-Source-Software. Man werde, heißt es in dem Plan, "gegen Technologien und Gesetzgebung arbeiten, die die Freiheit zur Entwicklung und Nutzung von Open-Source-Software behindern oder das gut etablierte Konzept des 'fair use' einschränken, das für Wissenschaft, Ausbildung und Zusammenarbeit essenziell ist".

Eng verbunden mit diesem Verständnis von Offenheit in der Entwicklung des Netzes ist auch das Engagement für die Standardisierungsarbeit der Internet Engineering Task Force (IETF). Ziel dabei sei es, die Integrität der IETF-Arbeit als das Modell für eine offene, transparente und allen Interessierten zugängliche Standardisierungsarbeit zu erhalten. Der allergrößte Teil des ebenfalls kürzlich verabschiedeten ISOC-Budgets fließt daher auch in die direkte oder indirekte Unterstützung der IETF-Arbeit, insgesamt immerhin rund 2,1 Millionen US-Dollar -- verglichen mit 1,64 Mio Dollar für die politische Lobbyarbeit und 1,14 für Bildungsprojekte, Workshops und Stipendien.

Das Gros der neuen ISOC-Projekte und die beträchtliche finanzielle Unterstützung der IETF kann sich die ISOC übrigens nur durch die Vergabe der .org-Registry an die ISOC leisten. 3,4 Millionen US-Dollar fließen als Überschuss von der für den Registrybetrieb verantwortlichen ISOC-Gründung Public Interest Registry (PIR) in die ISOC-Kassen. Das ist mehr als die Hälfte des Budgets, das ansonsten von den zahlenden Mitgliedern und von Sponsoren getragen wird. Vor der .org-Delegation litt die ISOC an notorischem Geldmangel. Jetzt kann sie der seit einiger Zeit notorisch klammen IETF kräftig unter die Arme greifen. Bei der Jahresversammlung startete auch das erste deutsche Mitglied des ISOC Board of Trustees seine Amtszeit: Daniel Karrenberg ist einer der Gründer und Chef-Technologe der regionalen IP-Registry Reseaux IP Européen (RIPE) und Träger des Jon-Postel-Awards der ISOC. (Monika Ermert) / (jk)