Internet der Dinge: Google schickt seine IoT-Cloud aufs Abstellgleis
Google kappt die Anbindung von IoT-Endgeräten an die Google Cloud über MQTT oder HTTP im August 2023. Eigene Alternativen bietet das Unternehmen nicht an.
Kunden von Googles Cloud-Angebot IoT Core haben eine E-Mail erhalten, die das Ende des Dienstes am 16. August 2023 ankĂĽndigen. Die Mail, die auch heise-Leser erhielten, informiert knapp ĂĽber das kommende Aus von IoT Core und empfiehlt eine Migration zu anderen Diensten.
Verbindung zwischen Endgeräten und der Google Cloud
Das Unternehmen hatte im Rahmen der hauseigenen Entwicklerkonferenz Google I/O 2017 die IoT-Cloud erstmals vorgestellt und ein Dreivierteljahr später offiziell gestartet. Der Dienst bildet die Schnittstelle zwischen der Google Cloud Platform (GCP) und Endgeräten im Internet der Dinge. Letztere lassen sich über HTTP und das im IoT verbreitete MQTT-Protokoll anbinden.
Neben den Endgeräten bietet der IoT-Dienst eine Verbindung zu Gateways, die Daten an der Edge unter anderem mit TensorFlow vorverarbeiten. Auf der Cloud-Seite bietet Google IoT Core eine Integration in die GCP-Dienste Cloud Functions, Cloud Pub/Sub und Dataflow. Letzterer Dienst hat weitere Integrationswege unter anderem in BigQuery und die KI-Plattform von Google an Bord.
Später Start, frühes Ende
Im Internet der Dinge war Google im Vergleich zum Cloud-Wettbewerb ein Spätstarter: Amazon und Microsoft hatten auf AWS beziehungsweise Azure bereits deutlich früher IoT-Dienste im Angebot, die sie konsequent weiter ausgebaut haben. Auch IBM und Oracle waren vor Google mit entsprechenden Cloud-Angeboten gestartet.
Während die anderen Dienste weiterlaufen, hat Google nun das Ende des Dienstes mit einer knappen Mitteilung und einer einjährigen Frist angekündigt. Das vollständige Ende steht am 16. August 2023 an. Ab dem Tag ist kein Zugriff mehr auf die Gerätemanager-APIs von IoT Core möglich, und die Endgeräte können sich nicht mehr über die MQTT- und HTTP-Bridges verbinden.
In der Lock-in-Falle
Die Mail rät schließlich zur baldigen Migration von IoT Core zu einer geeigneten Alternative. Als erstes solle man den Account-Manager der Google Cloud kontaktieren, falls man Fragen zu Migrationsplänen habe. Er oder sie können womöglich Google-Cloud-Partner empfehlen, die passende Alternativen anböten.
Viele Kundinnen und Kunden dürften unangenehm den Lock-in-Effekt bemerken: Sowohl auf AWS als auch auf Azure findet sich ein breiteres IoT-Portfolio als in der Google Cloud. Die Services von Amazon und Microsoft sind aber auf die Weiterverarbeitung in der jeweils eigenen Cloud-Plattform ausgelegt und nicht auf die Integration in die Google-Cloud-Dienste, die ein Großteil der IoT-Core-Kunden vermutlich nutzen. Eine direkte Anbindung von IoT-Endgeräten an Google Pub/Sub dürfte nur in Ausnahmefällen in Frage kommen, da die Devices nicht darauf ausgelegt sind und häufig gar nicht die Leistung bieten.
IoT auf dem Google-Friedhof
Mit dem Abschalten verabschiedet sich Google weiter vom Internet der Dinge. 2018 wollte das Unternehmen mit Android Things eine IoT-Plattform auf Basis des mobilen Betriebssystems aufbauen. Das Engagement hat das Unternehmen aber bereits ein Jahr später weitgehend zurückgefahren, um es schließlich 2020 endgültig zu beerdigen.
Der Abschlusssatz der E-Mail mit der Abkündigung von IoT Core dürfte derweil kaum trösten: "Im Laufe des kommenden Jahres werden wir Ihnen weitere Informationen zukommen lassen, um Sie bei Ihrer Migration zu unterstützen."
Inzwischen hat sich Google per Mail auf die Rückfrage von heise Developer geäußert:
Es ist richtig, dass Google IoT Core abgeschaltet wird. Seit der Einführung von IoT Core wurde deutlich, dass das GCP-Netzwerk von Partnern, die auf IoT-Anwendungen und -Dienste spezialisiert sind, die Bedürfnisse der Kunden noch besser erfüllen kann. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, unseren Kunden Optionen für Migrationen und Lösungsalternativen anzubieten. Zudem stellen wir sicher, dass IoT Core noch ein Jahr lang für die Nutzer zur Verfügung steht.
(rme)