Internet nach Tod junger Frau im Iran teilweise eingeschränkt

Der Grund für den Tod einer jungen Frau im Iran löste in den sozialen Medien Proteste aus. Seit dem Vorfall ist das Internet im Iran teilweise eingeschränkt.

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(Bild: esfera/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Im Iran ist das Internet nach Protesten gegen den Tod einer jungen Frau eingeschränkt. "In Teheran wurde ein erheblicher Ausfall des Internets registriert", berichtete die Organisation Netblocks mit Sitz in London am Freitag. In den Online-Netzwerken kursierten nach dem Tod der Frau, die tagelang in Gewahrsam der Religionspolizei war, Videos mit vielen Sicherheitskräften vor einer Klinik.

Am Freitag war die 22-jährige Mahsa A. wenige Tage nach ihrer Verhaftung durch die Sittenpolizei in einem Krankenhaus nach Angaben ihre Familie gestorben. Über den Tod der Frau, die seit Dienstag in der Hauptstadt Teheran im Koma gelegen hatte, berichteten auch iranische Medien. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft in Teheran eine Untersuchung angekündigt. Irans Präsident Ebrahim Raisi wies das Innenministerium an, die Hintergründe zu durchleuchten.

In den sozialen Medien hatte der Fall Empörung ausgelöst. Nach Polizeiangaben wurde die Frau am Dienstag in Teheran festgenommen und auf eine Wache gebracht. Dort soll sie Herzprobleme bekommen haben und in ein Krankenhaus gebracht worden sein, wo sie ins Koma fiel.

Im Internet wurde der Vorfall anders dargestellt. So soll die Frau zunächst festgenommen worden sein, weil ihr Kopftuch nicht richtig saß. Nach Protest gegen ihre Festnahme sei sie von der Polizei auf die Wache gebracht worden. Dort soll ihr auf den Kopf geschlagen worden sein, was zu einer Hirnblutung führte. Diese Darstellung wiesen die Behörden vehement zurück.

Der Vorfall wurde auch im Parlament diskutiert. Mehrere Abgeordnete forderten die Veröffentlichung der Polizeivideos, um Klarheit zu schaffen. Auch Ex-Präsident Mohammad Chatami äußerte Kritik. Ein Gesetz im iranischen Parlament für noch mehr Internetzensur hat im vergangenen Jahr im Land und auch in der Führungsebene eine beispiellose Protestwelle ausgelöst.

Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften. Insbesondere in den Metropolen und reicheren Vierteln sehen viele Frauen die Regeln inzwischen eher locker – zum Ärger erzkonservativer Politiker. Die Regierung unter Präsident Ebrahim Raisi und Hardliner im Parlament versuchen seit Monaten, die islamischen Gesetze strenger umzusetzen. Die Sittenpolizei setzt die Kleidungsvorschriften teils auch mit Gewalt durch.

(bme)