Internetpionier Vint Cerf träumt vom interplanetaren Netzwerk

Geht es nach Cerf, werden schon bald intelligente Geräte die Haushalte beleben, Glühbirnen und Waschmaschinen werden im ständigen Kontakt untereinander sowie mit der Stromversorgungsgesellschaft stehen, sobald sie mit entsprechenden Internet-Chips ausgest

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Geht es nach Cerf, werden schon bald intelligente Geräte die Haushalte beleben, Glühbirnen und Waschmaschinen werden im ständigen Kontakt untereinander sowie mit der Stromversorgungsgesellschaft stehen, sobald sie mit entsprechenden Internet-Chips ausgestattet sind und der Adreßraum des Netzes mit der langerwarteten Protokollversion Ipv6 erweitert wird.

Aber Cerfs Sicht des Internet endet nicht bei einer permanenten Verbindung zum Netz in jedem Haushalt, sich selbst programmierenden Videorekordern oder bioelektronischen Implantaten. Der bekennende Science-Fiction-Fan überraschte auf der Jahreskonferenz der Internet-Society mit der Ankündigung eines interplanetarischen Netzwerkes, das auf Internetbasis funktionieren soll. "Es ist an der Zeit, über ein außerirdisches Netz nachzudenken", sagte Cerf. Erste konkrete Anwendung werde die im Rahmen des "Discovery-Programms" der NASA geplante weitere Erforschung des Mars sein

"Web-ähnliche Informationsdienste werden die ersten Einsatzgebiete des interplanetarischen Netzwerks sein", ist sich Cerf sicher. Roboter, die vor Ort Informationen sammelten, könnten diese bequem über das Netz zur Erde übertragen und dort Forschern und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Problematisch gestaltet sich dabei nur die Überbrückung der Distanzen zwischen Mars und Erde. "Das heutige Internetprotokoll reicht dazu nicht aus", erklärt das Vorstandsmitglied der Internet Society.

Langfristig könnten die neuen Netzwerke auch rund um andere Planeten des Sonnensystems oder um den Mond gesponnen werden, glaubt Cerf. Wären die interplanetarischen Netzwerke erst einmal in Betrieb, müßte man auch wieder über die Schaffung neuer Domains nachdenken, um Standardisierungsprobleme zu vermeiden, sagte Cerf mit einem Seitenhieb auf die andauernde und auch auf der INET hitzig geführte Diskussion um neue Top-Level-Domains. Es ginge dann nicht mehr nur um Endungen wie .org oder .com, sondern um .earth, .mars bzw. .jupiter, damit die richtigen Server auf den jeweiligen Planeten angesprochen werden könnten. "Einige Herausforderungen gibt es noch", bekennt Cerf, "aber die Geschichte beginnt ja gerade erst."

Mehr in Telepolis von Stefan Krempl: Internet ohne Grenzen. (fr)