Interstellarer Komet 2I/Borisov: Vor Passage um Sonne keinem Stern nahegekommen

Der zweite bekannte interstellare Besucher unseres Sonnensystems war wohl viel ursprünglicher als gedacht. Analysen zufolge war er keinem Stern je nahegekommen.

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2I/Borisov, aufgenommen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte

(Bild: ESO/O. Hainaut)

Lesezeit: 3 Min.

Der interstellare Komet 2I/Borisov ist vor bei seinem Vorbeiflug an der Sonne höchstwahrscheinlich nie an einem anderen Stern vorbeigezogen und ursprünglicher als alles, was wir bislang beobachten konnten. Das ist eines der Ergebnisse der umfangreichen Analysen des überhaupt erst zweiten bekannten interstellaren Besuchers unseres Sonnensystems, der im August 2019 entdeckt worden war. Demnach ist er offenbar in einer Gas- und Staubwolke entstanden. Wie sie auch am Beginn des Sonnensystems steht und hat das dann wohl verlassen, ohne einem möglichen Stern dort auch nur einmal nahezukommen. Damit sei er noch ursprünglicher als Hale-Bopp.

2I/Borisov war am 30. August 2019 von dem russischen Astronomen Gennady Borisov entdeckt worden, wenig wies seine äußerst hyperbolische Bahn ihn unzweifelhaft als Besucher aus, der nicht aus dem Sonnensystem stammte. Er wurde als zweites Objekt nach jener Nomenklatur benannt, die für ʻOumuamua eingeführt worden war. Als er sich der Sonne näherte, bildete der weniger als zwei Kilometer große Komet einen gigantischen Schweif von rund 160.000 Kilometern. Den nun im Fachmagazin Nature Astronomy vorgestellten Untersuchungen zufolge, war das seit seiner Entstehung überhaupt noch nie zuvor passiert.

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Für ihre Untersuchung hat das Forschungsteam um Bin Yang von der Europäischen Südsternwarte unter anderem die Polarisierung des Lichts untersucht, das der Komet reflektiert hat. Dabei fanden sie Eigenschaften, die sich von jenen der Kometen des Sonnensystems unterschieden, erklären sie – aber mit einer Ausnahme. So passen sie demnach gut zu den Messungen des Kometen Hale-Bopp, der Ende der 1990er-Jahre für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Bei dem habe man angenommen, dass er vor der viel beobachteten Passage um die Sonne nur einmal an unseren Heimatstern vorbeigeflogen war. Erst 2I/Borisov sei nun noch ursprünglicher und habe unverfälschte Signaturen aus jener Entstehungszeit zu uns getragen.

So könnte 2I/Borisov ausgesehen haben.

(Bild: ESO/M. Kormesser)

Gefunden haben die Forscher und Forscherinnen in der Staubhülle des Kometen unter anderem kompakte Kieselsteine von mehr als einem Millimeter Größe. Die relativen Mengen des ausgestoßenen Kohlenmonoxids und Wassers hätten sich während seines Flugs so verrändert, dass sie meinen, dass der Komet aus Materialien besteht, die er an verschiedenen Orten des Planetensystems eingesammelt hat, in dem er entstanden ist. Sie vermuten sogar, daraus auf die Existenz eines Riesenplaneten dort schließen zu können. Nun hoffen sie, noch in diesem Jahrzehnt eine bessere Gelegenheit bekommen zu können, um solch einen interstellaren Besucher zu untersuchen.

(mho)