Irak: Razzia im Camp Ashraf

Die irakische Regierung geht gegen die Mudschahedin-e-Kalq-Organisation vor, einer Sekte, die bislang unter dem Schutz der USA stand. Iran fordert die Auslieferung von Mitgliedern der "Volksmudschahedin", die als terroristische Vereinigung bezeichnet wird

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Es hat sich etwas verändert im Irak, seit sich die US-Armee zurückzieht. Das musste die Mudschahedin-e-Kalq-Organisation (MEK) feststellen. Zu Zeiten, als die US-Militärs im Irak das unbedingte Sagen hatten, wurde die eigentümliche Organisation in Camp Ashraf ziemlich in Ruhe gelassen. Am vergangenen Dienstag stürmten irakische Sicherheitskräfte das MEK-Lager in der Provinz Diyala, töteten mindestens vier MEK-Mitglieder, verwundeten 21 und verhafteten über zwanzig. Seither befinden sich die restlichen weit über 3000 Mitglieder der irakischen MEK im Hungerstreik.

Die MEK, vom amerikanischen Außenministerium auf der internationalen Liste der terroristischen Organisationen geführt, versteht sich als Fundamentalopposition zur iranischen Republik, weshalb Iran ein großes Interesse an der Auslieferung wichtiger MEK-Mitglieder hat. Die Gruppe, die über eine schillernde Vergangenheit und ein größeres Netzwerk besonders in Frankreich und in den USA verfügt, wo sie unter dem Namen National Council of Resistance of Iran fungiert, hatte im Irak unter Saddam Hussein, der gegen Iran Krieg führte, "Asyl" gefunden. Auch die USA unter George Bush, insbesondere der neokonservative Flügel, fand Gefallen an den früher marxistisch ausgerichteten Volksmudschahedin, unabhängig davon, ob sie als terroristische Gruppierung eingeordnet wurden - siehe Herzliche Beziehungen zu Terroristen - sie hatten einen gemeinsamen Gegner: "das iranische Regime".

In Teheraner Kreisen ist man überzeigt davon, dass die Volksmudschahedin mit ihrer amerikanischen Filiale National Council of Resistance eine zentrale Rolle bei den Unruhen in der Folge der Präsidentschaftswahlen im Juni gespielt haben. Wenn es um Vorwürfe geht, wonach die USA einen Regime-Change anzetteln, wird immer auch unterstellt, dass die NCR, aka MEK, im Spiel ist - und nicht erst seit den kürzlichen Unruhen.

Die irakische Regierung, insbesondere die schiitische Partei ISCI (vormals SCIRI), verfügt über sehr gute Beziehungen zu den Machthabern in Iran - von dieser Seite gab es kein Wort der Kritik an den Wahlergebnissen - insofern steht man auch der von Teheran verlangte Auslieferung der MEK-Mitglieder aus dem Camp Ashraf nicht entgegen. Doch ist die Schutzhand der Amerikaner zwar nicht mehr so stark, wie die Razzia des Lagers zeigt, aber die USA sind weiter im Land, nicht mehr so dominant vielleicht, aber schon als Faktor, mit dem auch zu rechnen ist, wie ein Sprecher der Außenministerium hinweist:

"Wir werden die Situation weiter aus der Nähe beobachten, um sicherzustellen, dass mit den Bewohner des Camp Ashraf in Übereinstimmung mit Iraks schriftlich gegebener Versicherung, wonach man sie menschlich behandeln würde, umgegangen wird."

siehe dazu auch:

Die Sekte von Camp Aschraf...

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