Italienische Anarchisten sollen hinter Anschlag auf swissnuclear stecken

Ein Schweizer "Terrorismus-Experte" warnt vor der unterschätzen Bedrohung durch einen Ökoterrorismus

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der gestrige Anschlag mit einer Briefbombe auf das Büro der Atomlobby swissnuclear in Olten soll auf das Konto einer italienischen Anarchistengruppe gehen. Die Polizei hat nach Medienberichten in den Überresten der Bombe einen Bekennerbrief der Federazione Anarchica Informale (FAI).

Die Briefbombe soll im Ausland abgeschickt worden sein, die schweizerische Bundesanwaltschaft hat keine Hinweise auf eine Beteiligung von Schweizern. Die Atomkraftgegner in der Schweiz werden erleichtert sein, dass sie nicht in Zusammenhang mit dem Anschlag gebracht werden.

Die Gruppe hatte sich auch zum Anschlag auf die Schweizer Botschaft im Dezember 2010 bekannt und soll für weitere Anschläge und Anschlagsversuche verantwortlich sein. Nach der Bundesanwaltschaft sei es Ziel der Briefbombe gewesen, dass auch Menschen getötet werden. Ihre Sprengkraft sei ungewöhnlich stark gewesen. Zwei Angestellte waren durch die Explosion verletzt worden. In dem Bekennerbrief sollen die Autoren sich mit anderen Anarchisten solidarisch erklärt haben. So soll die Freilassung von zwei Italienern und einem Schweizer verlangt werden, die im April 2010 in Zusammenhang mit einem geplanten Anschlag auf ein IBM-Forschungszentrum in Rüschlikon festgenommen worden waren. Sie sollen der militanten Anarchisten- und Umweltgruppe IL Silvestre angehören.

Der "Terrorismus-Experte" Albert Stahel, der Institut für Strategische Studien leitet, warnt dramatisch, wie die Basler Zeitung berichtet. Er spricht von marxistischen Ökoterroristen, die in der Schweiz seit den 80er-Jahren eine "sehr virulente Szene" bilden, von Gruppen aus Deutschland beeinflusst würden und professionell vorgingen. Er fordert auch gleich ein Hochfahren der Sicherheit, weil weitere Ziele gefährdet sein könnten. Man habe "bezüglich Sicherheit im Umfeld von AKW" geschlafen. Die Kernkraftwerke seien zwar sicher: "Transformatoren oder Büros sind nun die empfindlichen Ziele."