Japan gibt Mondlander SLIM auf

Der Smart Lander for Investigating Moon (SLIM) hat seine Schuldigkeit getan. Die Japanische Raumfahrtorganisation JAXA darf ihn stolz aufgeben.​

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Mond, über der Krümmung der Erdatmosphäre schwebend

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Der japanische Mondlander SLIM wird keine weiteren Daten zur Erde funken. Die japanische Raumfahrtorganisation JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) hat aufgegeben, das Gerät erneut aufzuwecken. Die Japaner sind zu Recht stolz auf das Projekt.

JAXA startete SLIM im September des Vorjahres gemeinsam mit dem Röntgenteleskop XRISM. Im Januar gelang dann die Mondlandung. Sie war außergewöhnlich exakt: SLIM setzte nur zirka zehn Meter vom anvisierten Ziel auf dem Mond auf. Üblich sind für solche Missionen Abweichungen von mehreren Kilometern, weshalb oft die spannendsten Forschungsobjekte verfehlt werden. Sollte das Vorgehen der Japaner wiederholbar sein, könnte das die Erforschung von Himmelskörpern maßgeblich verbessern.

Leider steht SLIM schief, weil der Mond kein asphaltierter Parkplatz ist. Das schadet der Ausrichtung der Solarpaneele. Die Sonde konnte zwar die ihr zugewiesenen Aufgaben erledigen, aber mit den Sonnenkollektoren keinen Strom generieren. Deshalb musste die Sonde nach wenigen Stunden deaktiviert werden. Macht aber nichts, denn die Multiband-Kamera hat zehn Mondsteine auf zehn verschiedenen Wellenlängen untersucht – mehr als erwartet.

Doch nach der ersten Mondnacht schien die Sonne passend auf SLIM, sodass JAXA ihn wieder in Betrieb nehmen konnte. Die Überraschung dabei war, dass SLIM die kalte Mondnacht mit Temperaturen unter -130 Grad Celsius überdauern konnte. Dafür war das Gerät nicht ausgelegt. Auch nach der zweiten und der dritten Mondnacht lief SLIM wieder, JAXA-Forscher konnten noch mehr Daten sammeln. Jede Betriebsminute war ein Bonus.

SLIM auf der Mondoberfläche, aufgenommen von einem JAXA-Rover

(Bild: AXA / TOMY / Sony Group / Doshisha University)

Jetzt teilt JAXA mit, dass sie seit Mai keinen Kontakt zu ihrem Mondgerät mehr aufnehmen konnte. Am Freitag hat sie das SLIM-Projekt abgeschlossen. Eine detaillierte Zusammenstellung des Geleisteten möchte sie bald veröffentlichen.

Japans Mondlander gehört zur Vorhut einer regelrechten Flotte, die in den kommenden Jahren zu dem Erdtrabanten geschickt werden soll. Die Jahrzehnte, in denen der Himmelskörper regelrecht ignoriert wurde, sind vorbei. Erwartet wird stattdessen ein regelrechter Wettlauf, bei dem es nicht nur darum geht, wer als nächstes Menschen dorthin bringen kann. Die USA möchten, anders als beim Apollo-Programm, eine dauerhafte Präsenz einrichten.

In der Forschung wachsen derweil die Bedenken, dass es mit der Unberührtheit des Mondes schnell zu Ende sein könnte. Vor allem die erdabgewandte Seite könnte für die Astronomie die letzte Möglichkeit darstellen, bestimmte Aspekte der Frühgeschichte des Kosmos zu erforschen, weil überall sonst im Sonnensystem irdische Strahlung Daten verfälschen würde.

(ds)