Juice: Wichtige Radarantenne an Europas Jupiter-Raumsonde fährt nicht aus

Die Europäische Weltraumagentur ESA meldet, dass eine Antenne klemmt, die in das Eis von Jupitermonden eindringen soll. Ein kleiner Stift sitzt offenbar fest.

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(Bild: ESA)

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Zwei Wochen nach dem erfolgreichen Start der europäischen Jupitersonde Juice und kurz nach dem Eingang erster Messdaten auf der Erde ist beim "Jupiter Icy Moons Explorer" ein Problem aufgetreten. Die Europäische Weltraumagentur ESA teilte am Freitag mit, dass eine Radarantenne, die in das Eis von Jupitermonden eindringen soll, bislang nicht planmäßig einsetzbar sei. In der ersten Woche der versuchten Inbetriebnahme des 16 Meter langen "Radar for Icy Moons Exploration" (Rime) habe sich das Gerät noch nicht aus seiner Halterung gelöst. Die derzeit glaubwürdigste Hypothese sei, "dass ein winziger festsitzender Stift" die Freigabe der Antenne verhindere.

"Die Arbeiten zur Entriegelung des Radars gehen weiter", versichert die ESA. Die Teams im Missionskontrollzentrum in Darmstadt hätten zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie "eine Menge Ideen in petto". Jeden Tag zeige die Rime-Antenne mehr Anzeichen von Bewegung, wie auf den Bildern der Juice-Überwachungskamera an Bord des Raumfahrzeugs zu sehen sei, die eine Teilansicht des Radars und seiner Halterung zeigt. Das Instrument sei jetzt teilweise ausgefahren, habe sich aber erst zu einem Drittel seiner vollen vorgesehenen Länge entfaltet. Treffe die führende Annahme zu, könnte eine Bewegung von ein paar Millimetern ausreichen, um den Rest der Antenne freizugeben.

"Es gibt noch verschiedene Optionen, um das wichtige Werkzeug aus seiner derzeitigen Position zu bringen", zeigt sich die Weltraumbehörde optimistisch. "Die nächsten Schritte zur vollständigen Entfaltung der Antenne umfassen einen Triebwerksstart, um das Raumfahrzeug ein wenig zu schütteln". Planmäßig folgten dann "eine Reihe von Rotationen, die Juice drehen und die Halterung und das Radar aufwärmen werden". Beide befänden sich derzeit im kalten Schatten. Rime könnte dann die Oberflächen- und Untergrundstruktur von Jupiters Eismonden Europa, Kallisto und Ganymed bis zu einer Tiefe von 9 Kilometern untersucht. Es sei eines von zehn Instrumenten an Bord der Sonde, die die Entstehung bewohnbarer Welten um Gasriesen und unseres Sonnensystems untersuchen solle.

Da zwei Monate bis zur geplanten Inbetriebnahme verbleiben, haben die Teams auf dem Boden noch einige Zeit, um die Schwierigkeiten beim Rime-Einsatz zu überwinden und die Arbeit an den übrigen leistungsstarken Werkzeugen fortzusetzen. Juicy wird den riesigen Planeten nicht vor 2031 erreichen. Der Weg dorthin führt über Umwege, unter anderem über Vorbeiflüge an der Erde und unserem Mond sowie an der Venus mithilfe der Schwerkraft. Forscher gehen davon aus, dass die zu inspizierenden Monde unterirdische Ozeane und möglicherweise Leben beherbergen könnten. Entsprechende Nachweise zählen zu einem der Hauptziele der rund 1,6 Milliarden Euro teuren Mission.

Nach der erfolgreichen Entfaltung und dem Betrieb der missionskritischen Solarzellen auf 85 Quadratmeter Fläche, einer weiteren zentralen Antenne sowie des 10,6 Meter langen Magnetometerauslegers "zeigt Juice ansonsten eine hervorragende Leistung", ist die ESA anderweitig zufrieden. Man werde die Öffentlichkeit über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.

(tiw)