KI-Training mit Nutzerdaten: Noyb beschwert sich über Meta

Nutzerbeiträge auf Facebook und Instagram sollen Metas KI-Modelle trainieren. Noyb sieht Missbrauch persönlicher Daten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
Logo von Meta AI

Noch ist Meta AI in Deutschland nicht verfügbar. Zuerst will der Konzern die Technik mit massenhaften Daten trainieren.

(Bild: Meta)

Lesezeit: 4 Min.

"Wir bereiten uns aktuell darauf vor, KI bei Meta auf deine Region auszuweiten." So beginnt eine E-Mail, die Nutzer von Diensten des US-Unternehmens dieser Tage bekommen. Die europäische Datenschutz-Organisation Noyb meint, Meta müsse seine Anwenderinnen und Anwender zuerst um Erlaubnis fragen, bevor KI-Modelle mit den Postings europäischer Nutzer trainiert werden. Der Verein hat Beschwerden in elf europäischen Ländern eingereicht und fordert die Behörden auf, ein Dringlichkeitsverfahren einzuleiten, um diese Nutzung sofort zu stoppen. Die Datenschutzaktivisten sehen "Missbrauch persönlicher Daten".

"'KI bei Meta' bezeichnet alle unsere Features und Erlebnisse, die generative KI nutzen, beispielsweise Meta AI und AI Creative Tools sowie die Modelle, die diesen zugrunde liegen", schreibt Meta in seinen E-Mails an die Nutzerschaft. Diese Technik wolle Meta breiter anwenden, daher aktualisiere das Unternehmen seine Datenschutzrichtlinie. In der E-Mail wird auch auf ein Widerspruchsrecht hingewiesen.

KI-Update abonnieren

Werktägliches Update zu den wichtigsten KI-Entwicklungen, freitags immer mit Deep Dive.​

E-Mail-Adresse

Ausführliche Informationen zum Versandverfahren und zu Ihren Widerrufsmöglichkeiten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Noyb hat Metas Benachrichtigungsmail nach eigenen Angaben näher angeschaut. Dabei sei klar geworden, dass das US-Unternehmen persönliche Posts, private Bilder oder Daten aus dem Online-Tracking, die es seit 2007 gesammelt habe, für eine nicht näher definierte KI-Technologie verwenden wolle. Diese solle Informationen aus beliebigen Quellen aufnehmen und potenziell mit unbekannten "Dritten" teilen. "Anstatt User:innen um ihre Zustimmung zu bitten (Opt-in), behauptet Meta ein berechtigtes Interesse zu haben, das über dem Recht auf Datenschutz stehe", schreibt Noyb.

Meta wolle auch zusätzliche Informationen von Dritten sammeln und Daten aus anderen Onlinequellen extrahieren, schreibt Noyb. Die einzige Ausnahme scheinen Chats zwischen Privatpersonen zu sein, Kommunikation mit Unternehmen sei hingegen nicht geschützt. Zu welchem Zweck die KI-Technik verwendet werden soll, bleibe dabei unklar, das sei nicht mit den Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vereinbar. Metas Datenschutzrichtlinie würde theoretisch jeden beliebigen Verwendungszweck erlauben. "All das ist äußert besorgniserregend, weil es um die persönlichen Daten von etwa 4 Milliarden Menschen geht", betont Noyb.

Das von Meta angebotene Widerspruchsformular (Opt-out) sei eine Farce, meinen die Datenschutzaktivisten. "Theoretisch könnte ein Opt-out so implementiert werden, dass es nur einen Klick erfordert (wie z. B. der übliche 'Abbestellen'-Link in Newslettern). Meta macht es dahingegen extrem kompliziert, Widerspruch einzulegen. Unter anderem müssen sogar persönliche Gründe angegeben werden." Eine technische Analyse der Opt-out-Links habe außerdem ergeben, dass Meta eine Anmeldung verlangt, um eine ansonsten öffentliche Seite einzusehen.

Statt nur eine Widerspruchsmöglichkeit einzuräumen, hätte Meta nach geltendem Recht vor einer KI-Nutzung nach einer aktiven Zustimmung der Nutzer fragen müssen, erklärte die von Datenschutzaktivist Max Schrems gegründete Gruppierung. Daher habe sie Beschwerden in Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Irland, den Niederlanden, Norwegen, Polen und Spanien eingereicht. Schrems hatte dem Facebook-Konzern bereits in zwei Klagen das Fürchten gelehrt – und dabei zweimal vor dem Europäischen Gerichtshof Datenabkommen zwischen den USA und Europa gekippt.

Meta AI – ein KI-Assistent, der als Chatbot und Bildgenerator – könnte bald in Deutschland verfügbar sein. Um dem System eigene Sprachkenntnisse beizubringen, wird die Software mit vielen Texten von menschlichen Nutzern trainiert. Bei Meta ist von "Beiträgen, Fotos und deren Bildunterschriften sowie Nachrichten, die du an eine KI sendest" die Rede. Der deutsche Verbraucherzentrale Bundesverband vermutet, dass auch ein Beitrag, den jemand auf Facebook nur für Freunde oder bestimmte Menschen sichtbar gepostet hat, für das KI-Training benutzt werden kann. Nur private Nachrichten an Freunde, etwa im Messenger, sollen nicht verwendet werden.

(anw)