KI-Update Deep Dive: KI-Governance – der Rahmen für KI in Unternehmen
Die zunehmende Nutzung von KI in Unternehmen erfordert neue Ansätze zur Steuerung und Kontrolle. KI-Governance soll Chancen maximieren und Risiken minimieren.
KI-Governance als Rahmen
Künstliche Intelligenz (KI) hält in immer mehr Unternehmen Einzug. Doch mit den Chancen wachsen auch die Herausforderungen. Um KI-Systeme effektiv zu steuern und zu kontrollieren, braucht es einen klaren Rahmen: KI-Governance.
KI-Governance umfasst Strukturen und Prozesse, die darauf abzielen, den Einsatz von KI-Technologien in Unternehmen zu steuern und zu kontrollieren. "Es geht darum, wie wir bezogen auf die KI-Nutzung Chancen maximieren und Risiken minimieren können", erklärt Professor Dr. Christian Meske von der Ruhr-Universität Bochum. Der Experte für Soziotechnisches Systemdesign und Künstliche Intelligenz betont: "KI-Governance kann dazu führen, dass wir uns nicht nur mit KI beschäftigen, weil es gerade Trend ist, sondern tatsächlich, dass wir diesen Einsatz mit der Unternehmensstrategie alignen." Dadurch könne ein strategischer Wettbewerbsvorteil entstehen, da eine effektive KI-Governance es Unternehmen ermögliche, KI-Technologien sicher und effizient zu nutzen.
Drei Governance-Mechanismen
In der gemeinsamen Publikation "Artificial Intelligence Governance for Businesses" unterscheiden Meske und seine Mitautoren Johannes Schneider, Rene Abraham und Jan Vom Brocke drei Arten von Governance-Mechanismen: strukturelle, prozedurale und relationale. Strukturelle Maßnahmen betreffen die Aufbauorganisation, etwa die Definition neuer Rollen oder klarer Verantwortlichkeiten. Prozedurale Mechanismen zielen auf die Ablauforganisation, beispielsweise standardisierte Prozesse zur Prüfung von Daten oder Machine-Learning-Modellen. Relationale Mechanismen fokussieren auf die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Stakeholdern.
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"Erst wenn alle drei Dinge zusammenkommen, habe ich ein Zusammenspiel von Elementen, das es mir ermöglicht, Daten, Modelle und KI-Systeme effektiv und effizient zu steuern und zu kontrollieren", sagt Meske.
Neue KI-Entwicklungen erfordern agile Governance-Ansätze
Die rasante Entwicklung im KI-Bereich stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Insbesondere General Purpose AI und Foundation Models wie ChatGPT haben die Spielregeln verändert. "Mit General Purpose AI ist viel Unsicherheit einhergegangen, aber das Ganze geht eben einher auch mit vielen neuen Möglichkeiten", erläutert Meske.
Um mit dem Tempo Schritt zu halten, empfiehlt der Experte einen proaktiven und agilen Ansatz: "Wenn Sie nur reagieren, schauen Sie ständig in den Rückspiegel. Und das im Kontext einer sich schnell entwickelnden Innovationslandschaft wäre schon fast sträflich." Konkret rät Meske zu einem "agilen Governance-Hub", der regelmäßig auf den Prüfstand gestellt wird. Auch ein Technologieradar könne helfen, um frühzeitig neue Entwicklungen zu erkennen und sich darauf vorzubereiten.
Neuer Job: AI Risk Manager
Für die praktische Umsetzung von KI-Governance ist laut Meske ein interdisziplinärer Ansatz entscheidend. "Sie brauchen Führungskräfte, Data Scientists und KI-Entwickler, Fachexperten aus den Anwendungsbereichen, Ethik- und Compliance-Experten sowie Mitarbeitervertretungen", zählt er auf.
Eine mögliche neue Rolle in diesem Gefüge könnte der "AI Risk Manager" sein. Zu dessen Aufgaben gehören die Identifikation und Bewertung von KI-spezifischen Risiken, die Entwicklung von Richtlinien zur Risikominimierung sowie die Überwachung ethischer und rechtlicher Standards.
Best Practices und Zukunftstrends
Als Best Practices für KI-Governance empfiehlt Meske unter anderem:
- Etablierung eines interdisziplinären Governance-Teams
- Entwicklung einer klaren, wertorientierten KI-Strategie
- Setzen verantwortungsvoller Richtlinien
- Regelmäßige Evaluation von KI-Projekten
- Förderung von Mitarbeiterkompetenzen
- Transparente Kommunikation
Für die Zukunft erwartet der Experte eine stärkere Verankerung von KI-Governance in Unternehmensstrukturen. Auch der Einsatz von KI zur Governance von KI könnte an Bedeutung gewinnen. "Wie kann zukünftig KI auch dabei eingesetzt werden, um KI-Governance zu unterstützen in der Steuerung und Kontrolle? Das wird eine spannende Diskussion", prognostiziert Meske.
Sein Fazit: KI-Governance ist für Unternehmen aller Größen relevant. "Frühzeitig die richtige Skalierung für sich selbst zu finden, um die Chancen von KI-Governance umsetzen zu können und Risiken zu minimieren, ohne dass wir dabei so viele Ressourcen in die Governance hineinfließen lassen, dass die Governance selbst keine Akzeptanz mehr im Unternehmen erfährt" – das sei die zentrale Herausforderung.
Publikation von Meske und seinen Mitautoren im dritten Absatz verlinkt.
(emw)