KI-Update Deep-Dive: Wie arbeitet das neue AI Office der EU?

Die Europäische Kommission hat mit dem AI Office eine zentrale Stelle geschaffen, um die Umsetzung des AI Acts zu koordinieren. Wir blicken hinter die Kulissen.

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Inhaltsverzeichnis

Die Europäische Union hat sich mit dem AI Act zum Ziel gesetzt, Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz zu schaffen. Eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung kommt dabei dem neu geschaffenen AI-Office der EU-Kommission zu. Im Interview gibt Laura Jugel, Juristin im Referat für Regulierung und Einhaltung, Einblicke in die Arbeit der Behörde.

Das AI-Office ist seit Mitte Juni 2024 mit derzeit noch 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern voll funktionsfähig. Perspektivisch soll das Team auf 140 Personen anwachsen. "Wir haben Juristinnen und Juristen, wir haben Leute, die aus der Industrie kommen, wir haben Leute, die aus der Wissenschaft kommen", beschreibt Jugel die interdisziplinäre Zusammensetzung. Die neu eingestellten Vertragsbediensteten können dabei auch von außerhalb der EU-Institutionen kommen.

Fünf Referate decken die gesamte Bandbreite der KI-Tätigkeiten ab - von der Förderung über die Regulierung bis hin zur internationalen Zusammenarbeit. Diese Units kümmern sich um die Umsetzung des AI Acts in der Praxis, beispielsweise durch die Erarbeitung von Leitfäden und die Öffentlichkeitsarbeit. "Wir versuchen durch Workshops, durch Webinare, durch verschiedenste Formen der Kommunikation die KI-Verordnung zu erklären, zugänglich zu machen", so die Juristin.

Eine zentrale Aufgabe des AI-Office wird die Aufsicht über sogenannte "General Purpose AI-Modelle" sein, zu denen etwa die großen Sprachmodelle zählen. "Dadurch, dass das bisher eine Handvoll Anbieter betrifft und da eine besondere Expertise gefragt ist (...), hat man sich entschieden, dass diese Modelle auf EU-Ebene überwacht werden", erklärt Jugel.

Bei der Marktüberwachung der auf diesen Modellen basierenden KI-Systeme spielen dann wiederum die nationalen Behörden eine wichtige Rolle. "Alles, was KI-Systeme betrifft und nicht diese kleine Gruppe an zugrunde liegenden möglichen Modellen, wird auf Ebene der Mitgliedstaaten übersehen", stellt Jugel klar. Für ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen EU- und nationaler Ebene sollen abgeordnete nationale Sachverständige im AI-Office sorgen.

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Ein übergeordnetes Ziel des AI Act und der Arbeit des AI-Office ist es, Vertrauen in KI-Anwendungen zu schaffen. Dazu gehören Sicherheit, Transparenz und Diskriminierungsfreiheit. "Wenn ich mit einer KI interagiere, weiß ich, dass ich mit einer KI interagiere. Das ist auch eine Frage der Menschenwürde", betont Jugel. Darum müssen KI-generierte Inhalte in Zukunft als solche erkennbar sein.

Bei Verstößen gegen die Regeln des AI Act stehen dem AI-Office verschiedene Maßnahmen zur Verfügung - von Informations- und Dokumentationsanfragen über die Anordnung risikomindernder Maßnahmen bis hin zu Bußgeldern. "Im ersten Jahr nach Geltung der Vorschriften [können] keine Bußgelder verhängt werden (...). Aber ab dann hat die Kommission Zugriff auf diese Ermächtigungen", so Jugel.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Neben der Regulierung ist auch die Förderung vertrauenswürdiger und gemeinwohlorientierter KI ein Anliegen des AI-Office. Über EU-Programme wie Horizon Europe und Digital Europe werden gezielt Forschungs- und Entwicklungsprojekte unterstützt. Als Beispiele nennt Jugel KI-Anwendungen für die Rekonstruktion von Städten nach Katastrophen oder im Bereich der Wettervorhersage. Ein Team im AI-Office widmet sich ganz dem Thema "AI for Good".

Mit dem AI Act und dem neuen AI-Office setzt die EU wichtige Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung von KI. Bleibt zu hoffen, dass der eingeschlagene Weg zu mehr Vertrauen und Akzeptanz führt – bei gleichzeitiger Wahrung europäischer Werte und Förderung von Innovation zum Wohle der Gesellschaft.

(igr)