Kabel Deutschlands Werbung für CI-Plus-CAM führt in die Irre

Auf seiner Website stellt Kabel Deutschland einen Zusammenhang zwischen hochauflösendem Fernsehen und seinem neuen CI-Plus-CAM her, der derzeit gar nicht besteht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 114 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Jurran

Dass Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) auf seiner Website unter der Überschrift "NEU: Fernsehen in HD!" für hochauflösendes Fernsehen wirbt, ist durchaus nachvollziehbar: Durch eine Verlegung der öffentlich-rechtlichen HDTV-Sender auf Kanalplätze unterhalb 470 MHz sind ab Mitte Mai die HD-Programme Das Erste HD, ZDF HD und ARTE HD im gesamten Kabelnetz des Providers dauerhaft verfügbar.

Auf der HDTV-Infoseite (hier ein Ausschnitt) führt KDG auch das CI-Plus-CAM auf

(Bild: Kabel Deutschland)

Ein Klick auf "Mehr Details" führt jedoch auf eine Seite, in der KDG neben seinem neuen HDTV-Receiver auch sein neues Condition Access Module (CAM) nach dem Standard "CI-Plus" für den HDTV-Empfang bewirbt – obwohl aktuell praktsich kein Zusammenhang zwischen hochauflösendem Fernsehen und dem CI-Plus-CAM besteht. Tatsächlich versetzt das Modul bei eingesteckter KDG-Smartcard derzeit Fernseher und Stand-alone-Receiver mit DVB-C-Tuner und dem passenden CI-Plus-Slot lediglich in die Lage, die über das KDG-Netz verschlüsselt übertragenen Sender in Standardauflösung wiederzugeben.

Die drei oben genannten öffentlich-rechtlichen HDTV-Sender werden hingegen unverschlüsselt übertragen und lassen sich folglich mit jedem HDTV-tauglichen Kabelreceiver, einem HDTV-tauglichen Fernseher mit DVB-C-Tuner und jedem PC mit DVB-C-Empfangslösung angucken – ein CAM ist hier ebensowenig notwendig wie eine Smartcard, die im Abo ab 2,90 Euro monatlich kostet. Die übrigen sieben im KDG-Netz verfügbaren HDTV-Kanäle gehören wiederum zum Pay-TV-Sender Sky, der CI-Plus gar nicht unterstützt. Diese HD-Kanäle sind daher bei dem CI-Plus-CAM gesperrt, für den Empfang benötigt man offiziell stets einen separaten Kabelreceiver. Manche Anwender setzen zwar auch ein CAM ein, allerdings vom Typ Alphacrypt (Light), das von KDG nicht angeboten wird und mit dem beworbenen CI-Plus-CAM nichts zu tun hat.

Die HDTV-Programme der Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL werden wiederum bislang nicht ins Netz von Kabel Deutschland eingespeist. Das mag sich in Zukunft ändern, da sich die KDG nach eigenen Angaben "derzeit in Gesprächen mit weiteren Content-Anbietern" befindet mit dem Ziel, "unseren Kunden ein attraktives HDTV Angebot bereitzustellen". Solange diese Einspeisung jedoch nicht geschieht, führt der HDTV-Bezug der aktuellen Werbung für das CI-Plus-CAM in die Irre. (nij)