Kalte Fusion provoziert stürmische Diskussionen

Die Redaktion des Wissenschaftsmagazins Science hat einen Aufsatz zur Fusion im Labormaßstab vorab in ihrer Online-Ausgabe veröffentlicht.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Nachdem bereits die Ankündigung zu stürmischen Online-Diskussionen geführt hatte, hat die Redaktion des Wissenschaftsmagazins Science einen Aufsatz zur Fusion im Labormaßstab vorab in ihrer Online-Ausgabe veröffentlicht.

Bei Versuchen mit kollabierenden Bläschen in einer Aceton-Lösung hatten Rusi Taleyarkhan und seine Kollegen vom Oak Ridge National Laboratory Hinweise auf eine Kernfusion gefunden. Die Fusion von schwerem Wasserstoff zu Helium lässt sich in der Regel nur unter extremem Druck und hoher Temperatur realisieren -- die Fusion im Labormaßstab würde eine vergleichsweise billige und nahezu unerschöpfliche Energiequelle bieten. Skeptiker verweisen allerdings auf den Präzedenzfall der kalten Fusion: 1989 hatten Martin Fleischmann und Stanley Pons angeblich die Fusion von Deuterium in einem Palladium-Gitter nachgewiesen -- der Effekt ließ sich allerdings nicht verifizieren.

Taleyarkhan und seine Kollegen hatten nun Wasserstoff im Aceton durch Deuterium ersetzt und das modifizierte Aceton mit Schallwellen bestrahlt, die in der Flüssigkeit kleine Bläschen erzeugten. Gleichzeitig beschossen sie den Zylinder mit schnellen Neutronen: Detektoren registrierten eine für die Fusion charakteristische Neutronenemission -- außerdem ließ sich das Fusisonsprodukt Tritium in der Flüssigkeit nachweisen.

Die beteiligten Wissenschaftler geben sich in ihrem Paper allerdings sehr vorsichtig; sie sprechen ausdrücklich nur von der Möglichkeit der Fusion und sehen weiteren Forschungsbedarf. Einer zweiten Forschungsgruppe am Oak Ridge National Laboratory gelang es denn auch nicht, mit demselben experimentellen Aufbau, aber einem anderen Detektor die Neutronenemission nachzuweisen. (wst)