Kampagne: Das Netz ist kein Pranger

Das Netz wird mit der Veröffentlichung der Videoaufzeichnung der Clinton-Vernehmung nicht nur technische Internet-Geschichte schreiben und sich einem Test als Massenmedium unterziehen, sondern es greift auch, wie vermutlich niemals zuvor, in das Leben ein

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Von
  • Florian Rötzer

Das Netz wird mit der Veröffentlichung der Videoaufzeichnung der Clinton-Vernehmung nicht nur technische Internet-Geschichte schreiben und sich einem Test als Massenmedium unterziehen, sondern es greift auch, wie vermutlich niemals zuvor, in das Leben eines Politikers ein. Doch gleich, ob es sich um den Präsidenten der USA oder um eine andere Person handelt, so ist die Veröffentlichung intimer Informationen, die aus einem Ermittlungsverfahren hervorgegangen sind, ein schwerer Eingriff in das Recht auf Privatheit.

Zumindest in Deutschland gibt es jetzt eine Initiative, die die Politik und das Internet vor derartigen "Neuerungen" bewahren will, auch wenn sie selbstverständlich keine Folgen haben wird und sowieso viel zu spät kommt. Freedom for Links hat jetzt eine Kampagne gestartet: Das Netz ist kein globaler Pranger. Ermittlungsakten gehörten nicht ins Internet. Ein solches Vorgehen sei der Freiheit des Mediums abträglich und ein Affront für die Onliner, die darum bemüht seien, "das Netz vom Ruch als Plattform für Kinderpornographen und Radikale" zu befreien. Unter Berufung auf die UN-Menschenrechtskonvention wurde daher eine Petition formuliert, die an Starr und die Kongreßmitglieder geschickt wird. Ein paar haben die Petition bereits unterschreiben und beansprucht, daß sie die Veröffentlichung des Starr-Reports und jetzt des Videos als Verstoß gegen das Recht der Menschen betrachten, solange als unschuldig angesehen zu werden, bis die Schuld in einem Verfahren nachgewiesen ist. Verstoßen habe man dadurch auch gegen die Netiquette des Internet, die verlange, daß man jedem Respekt entgegenbringe und dessen Intimsphäre wahre. Man fordert Starr und den Kongreß auf, sich von dieser Praxis zu distanzieren und von weiteren derartigen Veröffentlichungen abzusehen.

Mehr in Telepolis: Das Internet als Pranger. (fr)