Kampf gegen Fälschungen und Weihnachtsflaute – die Fotonews der Woche 49/2024

Canon gewinnt in den USA einen Prozess um Produktfälschungen zusammen mit Amazon. Grund für ein paar Tipps zu sicherem Zubehör.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen

Wer in eine brandneue Canon R5 II einen billigen Drittakku steckt, sollte wissen, was er tut.

(Bild: Canon, Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Bald geht unsere Kolumne "Fotonews" schon ins dritte Jahr, viele Menschen haben das Weihnachtsgeld auf dem Konto – und ausgerechnet jetzt ist nichts los. Also, fast wirklich, gar nichts. Die großen Kameravorstellungen des Jahren sind nun wirklich durch, direkt vor dem Fest des Schenkens ist kein großer Kracher zu erwarten, und die fleißigen Kollegen der Redaktion haben sogar schon die Geschenktipps für Fotografen und deren Lieben zusammengetragen. Also drehen wir dieses Format hier jetzt einfach um: Die kleinen und großen Geschenke, die oft verblüffend günstig und trotzdem extrem nützlich sein können, sind unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende.

In den letzten Wochen ließ dennoch eine Nachricht aufhorchen, die ein schon seit Jahrzehnten gerade bei Fotozubehör existentes Problem wieder auf´s Radar bringt: Gefälschte Produkte, insbesondere Akkus. Canon hat sich hier mit Amazon zusammengetan und in den USA geklagt und auch gewonnen. Es ging offenbar nicht nur darum, die Fälschungen aus Amazons Angebot zu löschen, sondern auch ein deutliches Zeichen an die Fälscher zu senden. Wohlgemerkt: Es ging hier nicht um Akkus von sogenannten Drittherstellern, die unter deren Marke vertrieben werden, sondern um mit "Canon" beschriftete Geräte, also tatsächliche Fälschungen.

Natürlich gibt es die Fremdakkus und auch die Fälschungen vor allem, weil die originalen Stromspeicher der großen Kamerahersteller ziemlich teuer sind. Wenn man rein auf eine technische Angabe schaut, ist es kaum verständlich, warum ein Akku mit rund 4000 mAh Kapazität bei Canon, Nikon, Sony etc. zwischen 40 und 100 Euro kosten soll, während selbst seriöse deutsche Händler USB-Powerbanks mit 10.000 mAh für unter 20 Euro anbieten.

Aber das ist eine sehr einseitige Betrachtung. Zu einem Kamera-Akku gehören nicht nur die Zellen an sich, sondern auch Ladeelektronik und ein genau passendes Gehäuse, das sich in der Kamera auch bei starker Beanspruchung und hohen Temperaturen nicht verklemmen darf. Er darf keinesfalls auslaufen, sonst ist eine teure Reparatur oder gar ein Totalverlust der Kamera fällig. Und, vielleicht am Wichtigsten: Brennen darf ein Lithium-Ionen-Akku erst recht nicht. Das sind keine ausgedachten Horrorszenarien, das ist mit vielen elektronischen Geräten schon vorgekommen.

Dass solche Vorfälle heute sehr selten geworden sind, anders als noch vor etwa 15 Jahren, liegt vor allem an besser kontrollierten Lieferketten – die Kamerahersteller fertigen die Zellen nicht selbst, nur den Rest – und rigorose Tests bei den Originalherstellern. Das hat auch den angenehmen Nebeneffekt, dass die Akkus bei guter Behandlung viele Jahre nutzbar sind. Im Arsenal des Kolumnisten finden sich über 10 Jahre alte Original-Akkus, die einige Hundert Bilder auch mit dicken DSLRs liefern. Das sind selbstverständlich anekdotische Erfahrungen, daher gibt es an dieser Stelle auch keine Empfehlungen oder Warnungen für bestimmte Marken von Drittherstellern, denn auch solche Akkus und Ladegeräte sind beim Autor im Einsatz.

Und das alles ohne große Probleme, einzig vom frühen Ableben einiger Fremdakkus ist zu berichten. Das liegt aller Wahrscheinlichkeit nach an guter Behandlung: Die Stromspeicher wurden nie ganz entladen, werden nur mit rund 50 Prozent Kapazität gelagert, lagen im Sommer nicht im Auto und im Winter, wenn unterwegs, nur in der Jacken- oder Hosentasche. Weder zuviel Kälte noch Hitze mögen Lithium-Ionen-Akkus. Und auch keinerlei Beschädigungen – was einen Sprung hat, weil runtergefallen, wird aussortiert und zum fachgerechten Recycling befördert. Gleiches gilt für oxidierte Kontakte oder auch nur leicht aufgeblähte Gehäuse – solchen Akkus ist nicht zu trauen, das muss weg. Das gilt für jeglichen Stromspeicher.

Neue Akkus werden bei mir so getestet: Wie geliefert kommen sie in ein externes Ladegerät, das sich bewährt hat, und werden in einer Keramikschüssel auf dem Balkon bei milden Temperaturen vollständig geladen. Hochgegangen ist noch keiner, aber wissen kann man das eben nicht. Hat der Akku das überstanden, kommt er in die billigste Kamera, in die er passt, und wird mit Serienaufnahmen samt Blitz ein bisschen gequält. Wird er auch dann nicht zu heiß oder ist nicht gleich leer, darf er ins Arsenal. Natürlich ohne ihn gleich wieder voll zu machen, denn die letzten 20 Prozent eines Ladevorgangs belasten die Zellen in etwa so sehr, wie eine vollständige Ladung.

Dieses Prozedere hat auch den Vorteil, dass man faule Zellen gleich erkennt und noch im Zeitraum der Rückgabefrist mit gutem Grund zurückgeben kann. Für genauere Untersuchungen auch ohne spezielle Messgeräte hat sich zudem ein Ladegerät bewährt, das die Spannungen für den Akku anzeigt. Das ist nur über Erfahrungswerte richtig einzuschätzen, wenn man sich an der Spannung von mehreren Originalakkus orientiert. Faustregel: Mehr als 15 Prozent Spannungsunterschied bei einem neuen Fremdakku gegenüber dem neuen Original sind ein Hinweis auf schwache Zellen, ebenso starke Erwärmung beim Laden. Ein Infrarot-Thermometer hilft auch das zu überwachen.

Was nach ziemlichem Aufwand klingt, ist einer, den man sich für jeden Akku nur einmal machen muss. Danach hat man das gute Gefühl, dass das Gerät auch einige Jahre lang das macht, was es soll und kein Risiko für Kamera oder schlimmstenfalls Leib und Leben darstellt. Außerdem ist es ganz spannend zu sehen, was Dritthersteller manchmal sogar besser machen als die originalen Anbieter. Und nicht nur bei solchen Geräten gilt: Wenn ein Angebot zu gut aussieht, um wahr zu sein, ist fast immer etwas faul.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Weihnachtsshopping, mindestens eine Ausgabe der Fotonews gibt es in diesem Jahr noch, darin melden wir uns in eine kleine Pause ab, die spätestens im Laufe der Messe CES in der ersten Januarwoche wieder beendet wird.

(nie)