Kanadas größte Elektronik-Kette schließt plötzlich

Best Buy hat ohne Vorankündigung alle 131 Filialen der kanadischen Elektronikhandelskette Future Shop geschlossen. Die Hälfte soll unter der Marke Best Buy wiedereröffnet werden.

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Das Aus traf selbst die Werbeabteilung unvorbereitet. Wochenendausgaben kanadischer Tageszeitungen kamen noch mit Werbebeilagen für die kommende Woche. Dabei verkauft Future Shop nichts mehr.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
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Am Wochenende blieben alle Filialen von Future Shop, Kanadas größter Ladenkette für Elektronikartikel, geschlossen. Auch der Webshop wurde ohne Vorwarnung deaktiviert. Die von Eigentümer Best Buy angeordnete Schließung überraschte sogar die Mitarbeiter. Manche erschienen vergebens zum Dienst und fanden so heraus, dass sie keinen Arbeitsplatz mehr haben. Auch die Werbetrommel wurde noch gerührt.

Eingang zu einem Future Shop in Halifax, Neuschottland.

Future Shop hatte zuletzt 131 Filialen, nachdem voriges Jahr neun Standorte geschlossen worden waren. Nun bleiben 66 für immer zu, die übrigen 65 werden neu dekoriert und sollen in einer Woche unter der Marke Best Buy wiedereröffnet werden. Best Buy Canada hat bereits jetzt 71 Standorte in dem flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde. Dazu kommen 56 kleinere Geschäfte, in denen nur Handys und Zubehör angeboten werden.

Ähnlich wie Media Markt und Saturn in Europa fuhren Future Shop und Best Buy eine Zwei-Marken-Strategie in Kanada. Allerdings lagen die großflächigen Geschäfte oft erstaunlich nahe bei einander. Nicht selten teilten sie sich sogar die Parkplätze. In diese Kategorie fällt der Großteil jener 66 Standorte, die nicht wiedereröffnet werden.

Der Trend zu Online-Bestellungen hat in Kanada bereits zu einer Reihe prominenter Schließungen und Pleiten stationärer Handelsketten geführt. Die Kaufhäuser Zellers und Target Canada sind gescheitert, Sears Canada kämpft mit neuer Eigentümerstruktur ums Überleben.

Im Elektronik-Fachhandel hat etwa Sony dieses Jahr seine kanadischen Filialen geschlossen. In den Tiger-Direct-Geschäften läuft gegenwärtig der Räumungsverkauf, auch die US-Läden sind betroffen. Bereits vergangenes Jahr hat sich der kanadische Kamerahändler Black's aus dem stationären Handel zurückgezogen. Online wurde der Schwerpunkt auf den Foto- und Fotobuchdruck verlegt.

Das Ende der Future-Shop-Kette kostet zunächst einmal 250 Millionen bis 350 Millionen kanadische Dollar (180 Millionen bis 255 Millionen Euro). Davon sind 175 Millionen bis 225 Millionen Dollar barwirksame Ausgaben, vor allem für noch aufrechte Immobilienverträge. Zusätzlich steckt Best Buy Canada 200 Millionen kanadische Dollar (145 Millionen Euro) in die Aufwertung der verbleibenden Läden sowie der Website. Dazu gehört auch ein Projekt zum Versand direkt aus den Filialen, wenn ein Kunde aus der näheren Umgebung online bestellt.

Future Shops Website lädt zum Einkauf bei Best Buy ein.

(Bild: Screenshot)

"Derzeit sind 80 Prozent unserer Kunden innerhalb einer 15-minütigen Autofahrt zu einem unserer Geschäfte", sagte Ron Wilson, der die Geschäfte Best Buy Canadas führt, am Samstag, "Und das wird sich nicht ändern." Nach Unternehmensangaben werden etwa 500 Vollzeit- und 1000 Teilzeitstellen wegfallen. Bereits vor gut einem Jahr hatte der US-Konzern in Kanada 950 Stellen gestrichen.

Future Shop war 1983 von einem iranischen Geschäftsmann in Kanada gegründet worden. 1990 war die Firma bereits der größte Händler von Computern und Verbraucherelektronik des Landes und betrieb auch Filialen in den USA. Diese wurden 1999 geschlossen. 2001 wurde Future Shop von Best Buy übernommen. Erst im Jahr darauf eröffneten in dem Land die ersten Läden unter der Marke Best Buy. Die beiden Marken bestanden also fast 13 Jahre parallel.

Die Zentrale des Konzerns befindet sich in Minnesota. In den USA (samt Puerto Rico), Kanada und Mexiko betrieb das Unternehmen Ende Januar insgesamt 1731 Filialen mit rund 4,5 Millionen Quadratmetern Verkaufsfläche. Die chinesische Tochtergesellschaft ist Mitte Februar verkauft worden. (ds)