Kanther-Suchmaschine

Langsam kehrt wieder Realität ein in die Debatte um Kinderpornographie ( Sinn und Gewinner der Pornodebatte ) und die Rolle des Internet zur Verbreitung der schmutzigen Ware.

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Von
  • Florian Rötzer

Langsam kehrt wieder Realität ein in die Debatte um Kinderpornographie (Sinn und Gewinner der Pornodebatte) und die Rolle des Internet zur Verbreitung der schmutzigen Ware. Nachdem das Thema die Runde durch alle Biergärten gemacht hat, sind die Fakten plötzlich kaum noch der Rede wert: Die in Holland gefundenen Bilder seien ein alter Hut, erklärte etwa Jürgen Schmittgall, der im Kommissariat 123 der Münchner Polizei für Jugend- und Medienschutz zuständig ist. Doch während die Medien sich beruhigen, wachen die Politiker auf und machen die Kontrolle des Internet zum Wahlkampfthema.

Manfred Kanther wünscht bekanntlich ein neues Suchprogramm, mit dem es "den Fahndern möglich wird, Kinderpornographie automatisiert im Internet zu finden." Der bereits im Einsatz befindliche Pornoscanner PERKEO eignet sich nur zur Suche nach bereits bekannten pornographischen Dateien im Internet. Die Jagd auf neue Dokumente von Kindervergewaltigungen soll nun mit einer autonomen Suchmaschine möglich werden. "Das Ermittlungswerkzeug wird im Prinzip wie eine Meta-Searchengine funktionieren und soll der Polizei anlaßbezogen ein Hilfsmittel an die Hand geben", erläutert der BSI-Mitarbeiter Willebrand. Die neue, nicht vor 1999 einsatzbereite Maschine soll im Unterschied zu anderen Meta-Suchmaschinen "Teilbereiche des World-Wide-Web oder des Usenet, in denen wir bestimmte Szenegruppen vermuten, jederzeit von sich aus scannen" können.

Von einem "zweiten Lauschangriff im Internet" möchte der Sicherheitstechniker allerdings nichts wissen: "Wir wollen vor allem signalisieren, daß die Polizei im Bedarfsfall über effiziente Recherchemittel verfügt, um Täter abzuschrecken." Keineswegs sei an das automatisierte Belauschen der Chat-Ecken des Netzes gedacht. "Das käme ja dem Abhören von Telefongesprächen gleich und dafür fehlt im Internet jede gesetzliche Grundlage", verteidigt Willebrand das geplante Produkt. Keine Lösung gäbe es bisher auch für das "Mengenproblem": Alle von der Maschine entdeckten Dateien müßten einzeln von den Beamten durchgegangen werden, da auf technische Filter allein angesichts der Sensitivität der Bilder kein Verlaß sei.

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