Kartenkauf im Internet: Vorsicht vor Fälschern und Schwarzhändlern

"Wichtig is' auf'm Platz" -- für Fußballspieler mag diese Sportweisheit gelten, für Fans ist sie nur die halbe Wahrheit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 64 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tobias Schormann
  • dpa

"Wichtig is' auf'm Platz" -- für Fußballspieler mag diese Sportweisheit gelten, für Fans ist sie nur die halbe Wahrheit. Denn für sie droht der erste Ärger meist schon lange vor dem Anpfiff: bei der Suche nach dem Stadion-Ticket. Besonders im Internet blüht der Handel mit Eintrittskarten. Gerade die wichtigen Partien sind schnell ausverkauft, und wer zu spät kommt, muss bei Online-Auktionen oft mehrere hundert Euro für Tickets bezahlen, die offiziell nur einen Bruchteil kosten sollen.

"Fußballfans sollten sich beim Ticketkauf im Internet vor Schwarzhändlern und Fälschern in Acht nehmen", sagt Katja Sichtig, Sprecherin des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. Der DFB warne grundsätzlich davor, Tickets bei Online-Auktionen zu ersteigern. Hier könne der Käufer leicht an Betrüger geraten und sich gefälschte oder ungültige Tickets einhandeln, denn diese seien für Nutzer oft nur schwer als solche zu erkennen. Wer sicher gehen will, dass er mit dem Ticket auch ins Stadion kommt, sollte sich daher an die offiziellen Verkaufsstellen halten. Aber auch außerhalb von Auktionsseiten müssen sich Fans vor illegalen Tickethändlern vorsehen: Die Union der Europäischen Fußballverbände (UEFA) warnte im Vorfeld der Fußball-EM 2004 sogar vor gefälschten Web-Seiten, die den Anschein hatten, es handele sich um offizielle Verkaufsangebote des Verbandes.

Zudem müssen Käufer auf dem Schwarzmarkt mit wahren Wucherpreisen rechnen: So wurden für das diesjährige DFB-Pokalfinale im Internet Karten für 350 Euro angeboten, die ursprünglich 50 Euro kosteten, sagt Dieter Zeiffer, Fanbeauftragter des SV Werder Bremen. Dabei untersagen DFB und die Vereine genau diese Praxis in ihren Geschäftsbedingungen: Wer seine Karte beispielsweise aus Krankheitsgründen weiterverkauft, darf dabei keinen Gewinn machen.

Rechtlich können sich Fans und Vereine aber kaum wehren -- denn strafbar sei diese Praxis nicht, erklärt Ronny Jahn von der Verbraucherzentrale Berlin. Wer auf derart überteuerte Angebote eingeht, sei selbst schuld. Schwarzhändler im Internet müssen zwar mit einem Bußgeld vom Gewerbeamt rechnen, ansonsten bleibt den Vereinen nur die Drohung mit Stadionverbot und Vereinsausschluss.

Abhilfe gegen Schwarzhandel und Fälschungen sollen in Zukunft personalisierte Tickets schaffen, so DFB-Sprecherin Sichtig. Zur WM 2006 werden Tickets erstmals als mit RFID-Chips ausgegeben und auf den Namen des Käufers ausgestellt, sodass sie nicht mehr übertragbar sind. Die zugehörigen elektronischen Einlasskontrollen machen laut Sichtig Schwarzhändlern schon jetzt das Leben schwer: Die neue Technik verhindere den Verkauf von Tickets, die als verloren gemeldet wurden, indem sie diese als ungültig abspeichert.

In einigen Fällen könnten Fanclubs bei der Ticketsuche helfen, rät Fanbeauftragter Zeiffer. Die Clubs erhielten teilweise ein Vorkaufsrecht und bekämen schneller Restkarten. Besonders Großveranstaltungen seien aber oft restlos ausverkauft. Da hier ein Großteil der Karten über Kontingente unter anderem an Sponsoren vergeben werde, gelangten kaum noch Karten in den freien Verkauf, sagt Zeiffer. Besonders ärgerlich sei das für die Fans, wenn Verbände und Sponsoren wie bei der EM ihre Kontingente nicht los werden, und in den Stadien viele Plätze leer bleiben -- obwohl das Spiel offiziell ausverkauft ist.

Von diesem System profitieren spezielle Ticketagenturen wie "Bundesligakarten.de" und Reiseunternehmen -- diese bieten teilweise auch Karten für offiziell ausverkaufte Spiele an. Dabei haben die Angebote meist einen Haken: Entweder es fallen zusätzliche Vermittlungsgebühren an, oder die Karte ist nur in Verbindung mit einer Pauschalreise erhältlich. So müssen Fans beispielsweise beim Düsseldorfer Reiseveranstalter Vietentours einen dreitägigen Trip nach Madrid für mehr als 700 Euro buchen, um an eine Karte für das dortige Champions-League-Spiel von Bayer 04 Leverkusen zu kommen. "Wir richten uns an eine gehobene Klientel, die mehr sehen will als nur das Spiel", sagt Vietentours-Sprecher Hans Overhage. Der einfache Fan ärgere sich aber schwarz über solche Angebote, so Fanbeauftragter Zeiffer.

Beim Online-Kauf sollten Kunden auch auf so genannte versteckte Kosten achten, rät Verbraucherschützer Jahn. Wer kurzfristig ordert, muss oft eine Express-Lieferung in Anspruch nehmen -- und dafür teilweise mehr als 15 Euro Versandgebühren zahlen. Auch haben Kunden bei Ticketbestellungen kein Widerrufsrecht, daher können Karten meist nicht storniert werden. Einige Händler bieten aber eine zusätzliche Rücktrittsversicherung an. Dass die Schwarzhändler einmal völlig von der Bildfläche des Fußballs verschwinden, glaubt Fanbeauftragter Zeiffer nicht. Er hofft aber, dass sich die Zuschauer dank der neuen Technik in Zukunft wieder mehr auf das Spiel konzentrieren können -- und damit die alte Fußballweisheit wieder zum Tragen kommt: "Wichtig is' auf'm Platz". (Tobias Schormann, dpa) / (jk)