Nutzer verärgert: iOS 18 schickt Bilddaten ohne Opt-in an Apple

Damit sich persönliche Fotos nach Wahrzeichen durchsuchen lassen, gleicht iOS Bilddaten mit Apple-Servern ab. Ein Opt-out macht das offenbar nicht rückgängig.

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Kamerasysteme verschiedener iPhones

(Bild: Sebastian Trepesch)

Lesezeit: 3 Min.

Eine stillschweigend von Apple mit iOS 18 und macOS 15 eingeführte Funktion zur erweiterten Fotoanalyse stößt auf Kritik. Um die Fotomediathek nach Wahrzeichen durchsuchen zu können, übermitteln iPhones, iPads und Macs nach der Installation der aktuellen Betriebssystemversion bestimmte Bilddaten ungefragt an Apple-Server. Das ist standardmäßig aktiviert, Apple nennt das Feature "erweiterte visuelle Suche".

Er habe nie nach einer solchen "Anreicherung" seiner lokal auf dem Gerät gespeicherten Fotos verlangt, monierte der Entwickler Jeff Johnson, der zufällig über die entsprechende Einstellung auf seinem iPhone stolperte. Apple habe diese Entscheidung "still und ohne Einwilligung" getroffen. Johnsons Posting löste zwischen den Jahren unter anderem in sozialen Medien eine Debatte über Apples Datenschutzpraktiken aus und führte zu teils irreführenden Medienberichten, in denen dem Konzern vorgeworfen wurde, Nutzerfotos abzugreifen.

Apples eigene Übersicht zu "allen neuen Funktionen" von iOS 18 erwähnt die "erweiterte visuelle Suche" nicht. In den Datenschutzbestimmungen zur Fotos-App ist die Neuerung knapp dokumentiert: "Dein Gerät gleicht Orte auf deinen Fotos vertraulich mit einem globalen Index ab, der auf Apple-Servern verwaltet wird. Apple wendet eine homomorphe Verschlüsselung und Differential Privacy an. Darüber hinaus wird ein OHTTP-Relay verwendet, das IP-Adressen verbirgt. Dadurch erhält Apple keine Informationen zu den Inhalten deiner Fotos", verspricht das Unternehmen dort. Wie das technisch umgesetzt wird, erläutert ein im Oktober veröffentlichter Eintrag in Apples Blog zu maschinellem Lernen.

Apples Betriebssysteme analysierten bisher Bildinhalte rein lokal auf den Geräten. Nutzer können darüber etwa nach bestimmten Bildelementen ("Fahrrad") und Szenen ("Meeresufer") suchen. Die bestehende visuelle Suche liefert zusätzliche Informationen zu Bildinhalten und versucht etwa Hunderassen, Sehenswürdigkeiten, Pflanzen und Insekten zu identifizieren. Das passiert aber erst beim Öffnen des Fotos. Die "erweiterte visuelle Suche" gleicht jetzt erstmals Bilddaten mit Datenbanken auf Apples Servern ab. Homomorphe Verschlüsselung macht es möglich, mit den verschlüsselten Daten zu rechnen, diese müssen also auf Apples Servern nicht entschlüsselt werden.

Diese Funktion greift offenbar auch, wenn Fotos nur lokal auf iPhone & Co gespeichert und nicht über iCloud synchronisiert werden. Problematisch erscheint unter anderem, dass Apple kein Opt-in dafür vorgesehen hat. Nutzer können es nur nachträglich abschalten, wenn sie wissen, wo der Schalter dafür ist ("Einstellungen > Apps > Fotos > Erweiterte visuelle Suche" in iOS / iPadOS 18 sowie in den Einstellungen der Fotos-App von macOS im Reiter "Allgemein").

Der Schalter für die erweiterte visuelle Suche findet sich ganz unten in den Einstellungen von Apples Fotos-App.

Das Opt-out gilt zudem wohl nur für anschließend geschossene Fotos, die bestehende Fotomediathek ist dann bereits auf diesem Wege analysiert worden.

Auf solche Weise führe man kein datenschutzfreundliches Produkt ein, wenn man "gute Absichten hat", kommentierte der Kryptologe Matthew Green auf Hacker News. Bevor eine solche Funktion standardmäßig aktiviert wird, sollten externe Sicherheitsforscher die Möglichkeit erhalten, Apples Datenschutzversprechen zu überprüfen.

(lbe)