Kernfusion: Russland liefert Magnetfeldspule für Forschungsprojekt ITER

In Russland wurde eine von vier poloidalen Feldspulen für das Forschungsprojekt ITER hergestellt. Nun wurde sie nach Frankreich verschifft.

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Die Magnetspule ist die kleinste von insgesamt sechs PF-Spulen.

(Bild: ITER)

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Von der russischen Stadt St. Petersburg ist diese Woche ein Schiff abgefahren, das eine wichtige Komponente für das Kernfusionsprojekt ITER transportiert. An Bord befindet sich die PF1-Spule, eine von sechs poloidalen Feldspulen für das magnetische System, das das Plasma im Fusionsreaktor halten soll. Sie hat einen Durchmesser von 9 Metern und wiegt 200 Tonnen. Hergestellt wurde es vom Efremov-Institut für elektrophysikalische Apparaturen (NIIEFA), das zum russischen Konzern Rosatom gehört.

Die russische Föderation ist seit Beginn des Projekts an ITER beteiligt, das schon zu Zeiten der Sowjetunion konzipiert wurde. Russland steuert dazu außer der PF1-Spule nach eigenen Angaben 24 weitere Komponenten bei. Der Forschungsreaktor wird zurzeit im südfranzösischen Cadarache gebaut, mit der Fertigstellung wird frühestens für 2025 gerechnet. Neben Russland und der EU sind an dem Projekt Großbritannien, die Schweiz, USA, China, Südkorea, Japan und Indien beteiligt.

Russland und die ITER-Organisation hatten 2011 einen Vertrag über die Herstellung und Lieferung der PF1-Spule geschlossen. Es ist die kleinste und eine von zwei poloidalen Spulen, die nicht vor Ort hergestellt werden. Die anderen vier Feldspulen werden wegen ihrer Größe vor Ort montiert. Für die PF1-Spule allein wurden seit 2016 rund 6 km Niob-Titan-Supraleiter verarbeitet.

Die zweite poloidale Feldspule, die nicht vor Ort montiert wurde, lieferte das chinesische Institut für Plasmaphysik. Die PF6 genannte Spule wurde voriges Jahr im Mai installiert. Sie hat einen Außendurchmesser von gut 11 Metern und wiegt 350 Tonnen. Die darüber liegende Feldspule PF5 wurde voriges Jahr im September installiert. Sie hat einen Durchmesser von 17 Metern und wiegt ebenfalls 350 Tonnen. Die sechs ringförmigen poloidalen Feldspulen befinden sich außerhalb der Ringfeldmagnetstruktur, um das Plasma zu formen und zu seiner Stabilität beizutragen.

NIIEFA-Generaldirektor Igor Rodin erläutert, der Supraleiter-Elektromagnet PF1 sei der größte, der jemals in Russland hergestellt wurde. Anatoly Krasilnikov, der bei Rosatom für ITER zuständig ist, sagte laut der russischen Nachrichtenagentur TASS, Russland werde seinen Verpflichtungen für das Kernfusionsprojekt vollständig nachkommen.

ITER: Der Kernfusions-Versuchsreaktor in Frankreich (95 Bilder)

Achtzehn D-förmige Ringfeldmagnete, die um das Vakuumgefäß herum platziert sind, sollen ein Magnetfeld erzeugen, dessen Hauptfunktion darin besteht, die Plasmapartikel zu begrenzen. (Bild: ITER)

Im März, kurz nach der Invasion Russlands in die Ukraine, beendete das Kernforschungszentrum CERN die Kooperation mit Russland, das dort einen Beobachterstatus hat. An ITER hingegen ist Russland aktiv beteiligt und liefert wichtige Komponenten. Mit China und Indien sind zudem zwei Länder beteiligt, die die russische Invasion nicht ausdrücklich verurteilt haben.

(anw)