Killerkommando in Dubai und die ambivalente Überwachung

Israel hat sich mit dem Mord in Dubai geschadet, aber vielleicht auch deutlich gemacht, dass Geheimdienste heute nicht mehr so geheim operieren können.

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Wirkliche Beweise gibt es zwar nicht, dass der israelische Geheimdienst Mossad hinter der Ermordung des angeblichen Hamas-Waffenhändlers al-Mabhouh in einem Hotel in Dubai steht, aber es sind auch kaum Alternativen denkbar. Sollte Mossad das Killerkommando geschickt haben, dann hat sich die israelische Regierung damit keinen Gefallen gemacht – oder sie hat völlig unterschätzt, wie genau sich Bewegungen von Menschen mit modernen Überwachungssystemen verfolgen und rekonstruieren lassen. Der Polizeichef von Dubai fordert einen Haftbefehl für den Chef des israelischen Auslandsgeheimdienst Meir Dagan und für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Besonders peinlich ist, dass die Ausweise nicht nur auch auf in Israel lebende Juden ausgestellt waren, sondern dass die Killer auch Diplomatenausweise benutzten. Damit konnten sie auch Kontrollen leichter unterlaufen. Ausweise von Deutschland, Großbritannien, Irland und Frankreich wurden von den Tätern benutzt. Offenbar wurden in Israel lebende Doppelstaatsbürger gefragt, ob sie ihre ausländischen Pässe ausleihen oder solche wie im Fall des Deutschen Bodenheimer beantragen würden. Die sechs britischen Ausweise waren nicht mit biometrischen Daten ausgestattet. Angeblich waren die Ausweise bei der Einreise nach Israel fotokopiert worden.

Nach Aussagen eines hohen EU-Mitarbeiters habe die Verwendung von europäischen Ausweisen den Beziehungen Israels zur EU geschadet. Dazu kommt, dass nach einem Bericht der Sunday Times angeblich der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu im Januar die Killermission gebilligt habe. Es geht also nicht nur um die Aktion eines wild gewordenen Geheimdienstes, sondern um einen von der Regierung gedeckten Mordanschlag, der befreundete Staaten diskreditiert.

Möglicherweise hatte sich al-Mabhouh, der schon länger von den Geheimdienstagenten mit den Ausweisen beobachtet wurde, durch eine Online-Flugbuchung und Telefongespräche mit Familienangehörigen seinen Aufenthalt in dem Hotel offenbart. Der Fall zeigt, dass die Abhörmöglichkeiten groß geworden sind, aber die Überwachungskapazitäten auch auf Sicherheitsbehörden zurückschlagen können, die ihre verdeckten Operationen nicht mehr so heimlich wie früher ausführen können.