Kinderpornografie: Zahl der gemeldeten URLs um 374 Prozent gestiegen

Die Zahl der wegen kinderpornografischer Inhalte bei der Internet Watch Foundation gemeldeten Webseiten ist um 374 Prozent gegenüber 2019 gestiegen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen

(Bild: Olha Solodenko/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Im Jahr 2021 ist die Zahl der wegen kinderpornografischer Bilder oder Videos gemeldeter Webseiten um 374 Prozent auf 182.281 Webseiten gestiegen. Im Vergleich dazu wurden 2019, in der Zeit vor Corona, 38.424 URLs entfernt worden. Damit machen selbst erstellte Bilder, auf denen sexueller Kindesmissbrauch zu sehen ist, inzwischen 72 Prozent aller Inhalte aus, die die Internet Watch Foundation (IWF) entfernt. Junge Mädchen seien besonders gefährdet – waren es 2011 noch 60 Prozent der Kinder, die auf diesen Bildern zu sehen waren, ist der Anteil junger Mädchen auf 97 Prozent gestiegen.

2021 hat die IWF, die sich als Europas größte Hotline zur Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch im Internet bezeichnet, 252.000 Webseiten mit Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch entfernt. Die meisten dieser Webseiten werden laut IWF auf Bildhosting-Plattformen und Cyberlockern – bei denen Inhalte hochgeladen und für andere verlinkt werden können – mit europäischen Servern gehostet. Jede Website kann Hunderte oder Tausende einzelner Bilder enthalten.

In Zusammenhang mit dem Safer Internet Day fordert die IWF die Europäische Kommission auf, "dringend benötigte Rechtsvorschriften vorzulegen, um der wachsenden Bedrohung von Kindern im Internet zu begegnen". Die Zahlen von selbst erstellten Materials seien "explodiert". Nach mehreren Verzögerungen werden Gesetzesvorschläge von der Europäischen Kommission zur Bekämpfung der Verbreitung von Kinderpornographie Medienberichten zufolge für den 30. März erwartet. Experten der IWF fordern eine schnelle Verabschiedung neuer Gesetze, da "immer mehr und zunehmend jüngere Kinder online missbraucht werden".

Die meisten Bilder würden mit im Kinderzimmer stehenden Webcams gemacht. In einigen Fällen würden Kinder dazu gebracht, ein pornografisches Bild oder Video von sich zu erstellen und dies zu teilen. Anschließend werden sie erpresst oder getäuscht. Auch diese Art von Material sei im Zuge der Coronapandemie gestiegen. Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren seien am häufigsten auf diesen Bildern zu sehen. Allerdings hatte die IWF 2021 auch 27.000 Bilder entfernt, die von 7- bis 10-Jährigen stammten. Damit wächst die Zahl der selbst erstellten Bildern von Kindern dieser Altersgruppe laut IWF-Hotline derzeit am schnellsten.

Die Kommunikationsdirektorin der IWF, Emma Hardy, sagt dazu: "Wir haben im vergangenen Jahr mehr Meldungen untersucht als in den gesamten ersten 15 Jahren unseres Bestehens." Die IWF sei äußerst besorgt und hoffte auf eine klarere Strategie, um derartige Bilder zu verhindern und eine das "Hosting in Europa" betreffende Situation zu verbessern. 86 Prozent aller vom IWF entdeckten Materialien zum sexuellen Kindesmissbrauchs sei in Europa gehostet worden. Dabei werde Grooming und Live-Streaming als Hauptbedrohung gesehen.

Außerdem gibt der IWF noch Hinweise, die für das Melden von Kindesmissbrauch im Internet zu beachten sind:

    • Melden Sie die komplette URL mit Dateipfad, auf dem sich das Bild oder Video befindet
    • Melden Sie keine anderen schädlichen Inhalte
    • Melden Sie der Polizei, wenn Sie sich Sorgen um das Wohl eines Kindes machen
    • Melden Sie jede Webseite oder URL nur einmal
    • Melden Sie auch nicht-fotografische visuelle Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch, beispielsweise computergenerierte Bilder

(mack)