Kognitionsstudie: Schweine können einfaches Computergame verstehen

Hausschweine können nach ausreichendem Training einfache Computerspiele spielen – das fanden zwei US-amerikanische Forscherinnen in einem Experiment heraus.

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Ein Hausschwein (es handelt sich entweder um Hamlet oder um Omelette) zockt ein einfaches Computerspiel.

(Bild: Eston Martz/Pennsylvania State University/Frontiers in Psychology/dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Die Agrarwissenschaftlerin Candace Croney und die Psychologin Sarah Boysen trainierten vier Schweine an einer Apparatur, die aus einem Bildschirm, einem Joystick und einer Futterausgabe bestand. Die Tiere sollten in dem kognitionswissenschaftlichen Experiment lernen, mit dem Joystick einen Cursor auf dem Bildschirm zu steuern. Die Versuchsreihe fand an der Pennsylvania State University statt.

An dem sogenannten „NASA/LRC computerized test system“ stellen Testkandidaten diverser Tierrassen, darunter Rhesus-Affen, Schimpansen und Tauben, schon seit 1989 ihre Fähigkeiten unter Beweis. Das System umfasst einen IBM 386 PC, einen Farbmonitor mit 33 cm Bildschirmdiagonale und einen 11 Zentimeter langen analogen Flight Pro Joystick.

In der aktuellen Untersuchung sollten vier Schweine ihr Können am Joystick zeigen: zwei Yorkshire-Schweine namens Hamlet und Omelette sowie zwei Minischweine der Rasse Panepinto namens Ebony und Ivory. Sie trainierten zunächst zwei Wochen lang, den Joystick zu bewegen. Anschließend installierten die Forscher den Monitor und forderten die Tiere auf, das Bildschirmgeschehen zu verfolgen. Richteten sie den Blick auf den Monitor, erhielten sie eine Belohnung.

Die eigentliche Aufgabe bestand schließlich darin, den Cursor mit dem Joystick an eine vorgegebene Position zu bugsieren, wobei es mit einem, zwei und drei Balken auf dem Bildschirm unterschiedlich Schwierigkeitsststufen gab.

Nach 12 Wochen waren Hamlet und Omelette, die das Experiment im Alter von 3 Monaten begannen, zu groß geworden, um weiter in dem Versuchsaufbau Platz zu finden; die Minischweine nahmen insgesamt 15 Monate an dem Gaming-Experiment teil. Alle vier Testschweine erreichten zumindest bei Aufgaben mit einem oder zwei Balken im Testsetting Trefferquoten, die über dem lagen, was bei zufälligen Joystick-Bewegungen zu erwarten gewesen wäre.

Allerdings performten nicht alle Schweine gleich gut. Beide Yorkshire-Schweine hatten aufgrund ihrer Größe Probleme, den Joystick zu den Seiten zu schubsen – eine Schwierigkeit, die die Minischweine lösten, indem sie sich seitlich vor den Versuchsaufbau stellten. Bei den beiden Panepintos stellte sich Ivory deutlich cleverer an als Ebony.

In ihrem Forschungsbericht, der in der Zeitschrift frontiers in Psychology auch online veröffentlicht wurde, unterstreichen die Wissenschaftlerinnen die kognitive Leistung der Tiere. Alle vier Schweine hätten den Zusammenhang zwischen Joystick und Cursor durchschaut. Dass sie eine Aufgabe meisterten, die mit ihrem normalen Leben kaum etwas zu tun hat, zeige ihre Flexibilität. Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass verbales Feedback und freundliche Berührungen für die Motivation der Tiere genauso wichtig waren wie die Belohnung durch Futter. Mehrmals sei der Belohnungsmechanismus während des Experiments ausgefallen, berichten die Wissenschaftlerinnen, aber nach einem Lob und Streicheln durch den Betreuer hätten die Tiere dennoch weiter mitgemacht.

(dwi)