Kommen jetzt die transparenten OLEDs?

LG rührt mal wieder die Werbetrommel für durchsichtige OLEDs. Die Vorstellung von der transparenten Bildtapete ist natürlich verlockend.

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LG hat jüngst verkündet, zusammen mit dem schwedischen Türenhersteller Assa Abloy gläserne Eingangstüren mit transparenten OLEDs zu versehen. Damit könnte man schon durch eine geschlossene Schiebetür sehen, wer einem entgegenkommt beziehungsweise was sich hinter der Tür befindet. Es ließen sich personalisierte Zugänge realisieren, aber natürlich geht es auch um neue Werbeflächen, etwa in Einkaufspassagen oder Flughäfen.

In den Glastüren soll die Displaytechnik des transparenten 55-zölligen Industriemonitors 55EW5G genutzt werden. Die leuchtende Displayschicht ist sehr dünn, der Monitor- beziehungsweise TV-Rahmen ums OLED dient insbesondere der Stabilität. Das hat LG bereits bei seinem flexiblen Wallpaper-TV eindrucksvoll bewiesen. In U-Bahnen in Südkorea sind Prototypen der transparenten OLED-Scheiben bereits in der Erprobung,

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LG arbeitet schon seit geraumer Zeit an transparenten organischen Displays. So zeigte das Unternehmen etliche interessante Prototypen, die teilweise nicht nur transparent, sondern auch biegsam waren. Bislang sind die durchsichtigen OLEDs nur für industrielle Anwendungen gedacht, bei denen es nicht auf sämtliche Details ankommt. Anders als LCDs haben transparente OLEDs nämlich einen Haken: Sie schalten für schwarze Bildinhalte die Pixel einfach aus. Im TV, Notebook, Tablet oder Smartphone sorgt genau das für die bestechenden Schwarzwerte der OLEDs.

Bei transparenten organischen Displays bedeutet das aber, dass an den dunklen Bildstellen nur wenig oder kein Licht erzeugt wird und die Scheibe dort einfach durchsichtig ist. In Bildstellen, wo eigentlich ein schwarzer Bildinhalt dargestellt werden sollte, kann der durchscheinende Hintergrund bei bestimmten Inhalten dann sehr irritieren – etwa bei Personen mit dunklen Haaren oder schwarzer Kleidung oder beispielsweise wenn ein schwarzes Auto durchs Bild fährt. Erst mit einer schwarzen Rückwand kann das Display Schwarz darstellen, denn die Pixel werden nur so dunkel wie der Hintergrund.

Transparente OLEDs (9 Bilder)

Automatiktüren mit eingearbeitetem OLED-Schirm geben  den Blick auf ankommende Personen frei.

(Bild: LG)

Hier haben Unternehmen wie Panasonic bereits gezeigt, wie sich das Problem fürs Wohnzimmer lösen ließe: Der TV-Hersteller hat seinem transparenten OLED-TV eine Art Edge-LED-Backlight spendiert, dass den Raum hinter dem TV quasi abschirmt und somit für ungestörte dunkle Bildinhalte sorgt. Das Panel im Panasonic-TV stammte wiederum von LG Displays, da das koreanische Unternehmen aktuell weltweit der einzige Hersteller großer OLED-Panels ist. Autohersteller Audi hatte auf der vergangenen CES eine ähnliche OLED-Lösung fürs Auto vorgestellt und baldige Markteinführung versprochen. Xiaomi bietet sogar erste transparente OLED-TVs in China an; ob diese mit einer "Hintergrundtechnik" ausgestattet sind, ist unklar.

Das Problem: Technisch ist das alles prinzipiell realisierbar, die Kosten für solche Objekte sind derzeit allerdings noch immens. Das könnte sich ändern, wenn weitere Hersteller in die Produktion großer OLEDs einsteigen. Der chinesische Hersteller BOE gilt hier als prominentester Kandidat, Samsung, führender Hersteller kleiner OLEDs, hat dagegen aktuell noch ein paar Probleme mit dem erneuten Einstieg in die Produktion großer OLED. So könnte es noch eine Weile dauern, bis durchsichtige OLED-TVs Realität werden, die frei im Raum stehen oder gar vorm Wohnzimmerfenster hängen.

Transparente Displays lassen sich natürlich auch mit LCDs realisieren, und das wohl um einiges preiswerter. Der Haken hierbei: LCDs leuchten anders als OLEDs nicht selbst und benötigen deshalb stets eine Hintergrundbeleuchtung.

Da LCD-Schirme prinzipbedingt nicht mal 10 Prozent des Lichts durchlassen – unabhängig davon ob transparent oder nicht – ist hier ein ziemlich helles Backlight erforderlich. So leuchtet in den auf Messen immer wieder gezeigten Kühlschränken mit transparenter LCD-Glastür ein extrem helles, energiehungriges Edge-LED-Backlight, das sich natürlich sofort ausschaltet, wenn man die Kühlschranktür öffnet. Fürs Wohnzimmer ist das also eher nichts. (uk)