Kommentierte Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" jetzt auch im Internet

Über die kommentierte Ausgabe von Adolf Hitlers wichtigster Schrift war viel debattiert worden. Sie wurde ein großer Erfolg und nun ist sie auch frei einsehbar.

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(Bild: Institut für Zeitgeschichte)

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Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) bietet die wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe von Adolf Hitlers "Mein Kampf" jetzt auch kostenfrei zum Lesen im Internet an. Eine Veröffentlichung im Netz sei vielfach gewünscht worden und erhöhe die Zugänglichkeit, schreibt IfZ-Direktor Andreas Wirsching in einem Vorwort. Außerdem stelle sie online kursierenden "Versionen aus meist sehr zweifelhaften Quellen einen seriösen, wissenschaftlich fundierten Referenzpunkt entgegen". Die kommentierte Fassung ist online unter mein-kampf-edition.de einsehbar, kann aber nicht als Ganzes heruntergeladen werden.

"Mein Kampf" sei die wichtigste politische Schrift Adolf Hitlers, erklärt das IfZ. Sie ist in den Jahren 1924 bis 1926 in zwei Bänden entstanden und umfasse eine stark stilisierte Biografie Hitlers sowie die Programmatik der Nationalsozialisten. Das Buch ist eine zentrale Quelle der Nationalsozialismus-Forschung. Mit der kritischen Kommentierung solle Hitlers Schrift "dekonstruiert und kontextualisiert" werden. Angesichts des hohen Symbolwerts des Buches sei "die Entmystifizierung von 'Mein Kampf' auch ein Beitrag zur historisch-politischen Aufklärung".

Die Siegermächte hatten die Rechte an "Mein Kampf" nach Hitlers Selbstmord und dem Ende des Dritten Reichs dem Freistaat Bayern übertragen. Bis zum Erlöschen des Urheberrechts 2016 verhinderte Bayern jedwede Neuauflage. Das IfZ hatte da bereits mit der Ausarbeitung der kommentierten Ausgabe begonnen, teils gegen erheblichen Widerstand. Kritik kam unter anderem von der ehemaligen Vorsitzendes des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Das Institut für Zeitgeschichte habe aber der Gefahr entgegentreten wollen, dass "Hitlers Machwerk unkommentiert und gemeinfrei vagabundierte", meint Wirsching. Die Ausgabe führte 2016 unter anderem die Spiegel-Bestsellerliste für Sachbücher an, aktuell gibt es bereits die 13. Auflage.

In der online einsehbaren Ausgabe kann man jetzt direkt zu einer bestimmten Seite springen sowie Inhalt und Kommentierung durchsuchen. Links stehen die jeweiligen Kommentare, in der Mitte fett der Originaltext und rechts Korrekturen, die im Lauf der Geschichte des Werks vorgenommen wurden. Mit dieser "Einrahmung" will das IfZ auch deutlich machen, wie "selektiv und verzerrt" Hitler die Wirklichkeit wahrnahm und welche Folgen sich aus dieser Weltsicht ergaben. Es gelte, "Hitler und seine Propaganda nachhaltig zu dekonstruieren".

(mho)