Konflikt mit Facebook: Algorithmwatch beendet Instagram-Projekt

Mit einem Browser-Add-on konnten Freiwillige ihre Instagram-Feeds mit Algorithmwatch teilen – aber Facebook hatte Einwände.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen

(Bild: Wachiwit/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Ein deutsches Forschungsprojekt, das den Empfehlungsalgorithmus von Instagram erkunden wollte, ist nach einem Streit mit der Konzernmutter Facebook eingestellt worden. Die Organisation "Algorithmwatch" berichtete am Freitag, der Konzern habe ihr einen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen vorgeworfen, die eine automatische Erfassung von Daten verbieten. Angesichts von Facebooks Drohung, "formellere Schritte" einzuleiten, habe man das Projekt beendet.

Das Projekt war im März 2020 ins Leben gerufen worden, um zu untersuchen, wie der Algorithmus von Instagram Bilder und Videos priorisiert. Rund 1500 Freiwillige hätten ein Browser-Add-on installiert, das ihre Instagram-Newsfeeds auslas und die Daten Algorithmwatch sendete. Aus den gesammelten Daten hatte das Forschungsteam unter anderem geschlossen, dass Nutzer ermutigt würden, Bilder mit viel nackter Haut zu posten und Politiker eine größere Reichweite bekämen, wenn sie auf Text verzichteten. Facebook bestritt diese Ergebnisse.

Facebook habe Algorithmwatch im Mai darauf hingewiesen, dass das Projekt nicht nur gegen die Nutzungsbedingungen verstoße, die die automatisierte Erfassung von Daten verbieten, sondern auch gegen die DSGVO, erklärte die Organisation am Freitag. Einige der gesammelten Daten stammten von Nutzerinnen und Nutzern, die dem Projekt nie zugestimmt hätten, deren Bilder jedoch im Feed der Add-on-Nutzer angezeigt wurden. Algorithmwatch betont, diese Daten seien sofort gelöscht worden, "sobald sie auf unserem Server ankamen", und verweist auf den offenen Quellcode des Add-ons.

Facebook habe "formellere Schritte" angedroht, sollte das Problem nicht zu ihren Bedingungen gelöst werden, erklärt Algorithmwatch und nennt das eine "kaum verhohlene Drohung". Deshalb habe man am 13. Juli beschlossen, das Projekt zu beenden. Dem widerspricht das US-Unternehmen: "Wir haben sie wegen unserer Bedenken hinsichtlich ihrer Vorgehensweise kontaktiert, damit sie sich den Nutzungsbedingungen anpassen und ihre Forschung weiter betreiben können, wie wir das regelmäßig bei anderen Forschungsgruppen machen", sagte ein Facebook-Sprecher. "Wir haben nicht gedroht, sie zu verklagen."

Algorithmwatch hat sich jetzt entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen, nachdem Facebook ein vergleichbares Projekt der New York University unterbunden hatte. Mit dem Plug-in AdObserver hatte das US-Forschungsteam auf Facebook Anzeigen mit politischen Inhalten bei dem Online-Netzwerk analysiert. Facebook hat den Zugang des Projekts zu den Nutzerdaten in der vergangenen Woche gekappt. CEO Mark Zuckerberg musste sich daraufhin von der US-Aufsichtsbehörde FTC rüffeln lassen.

"Wir arbeiten mit hunderten Gruppen zusammen, um die Forschung an wichtigen Themen zu unterstützen, dabei stellen wir Datensätze und den Zugang zu APIs zur Verfügung", betonte der Facebook-Sprecher der dpa am Freitag. "Wir wollen weiterhin mit unabhängigen Forschern zusammenarbeiten, aber auf Wegen, die nicht Daten oder die Privatsphäre von Menschen in Gefahr bringen." Zuvor hatte die FTC die Befürchtung geäußert, dass Facebook den Datenschutz "als Vorwand zur Förderung anderer Ziele bemüht".

(vbr)