Konzept fertig: Interstellare Sonde könnte 2036 starten und 140 Jahre forschen

Seit Jahrzehnten diskutiert die NASA darüber, eine Sonde aus dem Sonnensystem zu schicken. Nun ist ein 500-seitiges Konzept fertig.

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(Bild: Alones/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die erste interstellare Sonde könnte 2036 starten, nach nur sieben Monaten am Jupiter Schwung holen und dann doppelt so schnell aus dem Sonnensystem rasen wie die beiden Voyager-Sonden. Das sind nur einige Daten aus dem fast 500 Seiten langen Konzept für die "Interstellar Probe", das der NASA vor wenigen Tagen vorgelegt wurde. Die Sonde könnte demnach auf 7 Astronomische Einheiten pro Jahr (etwa 120.000 Kilometer pro Stunde) beschleunigt werden und sich im Rahmen der nominellen Mission in 50 Jahren über 352 Astronomische Einheiten von der Erde entfernen. Das ursprünglich formulierte Ziel, eine Distanz von 1000 Astronomischen Einheiten, wäre nach 142 Jahren erreicht – also im Jahr 2178.

Die jetzt vorgelegte Konzeptstudie hatte die US-Weltraumagentur vor drei Jahren in Auftrag gegeben, nachdem dort bereits seit Jahrzehnten über eine interstellare Sonde diskutiert wird. Die Sonde soll die weitere Umgebung der Sonne erforschen, da wo der direkte Einfluss unseres Sterns aufgehört hat, in dem Konzept heißt das "sehr lokales interstellares Medium" (VLISM).

Herausfinden will man so, was nach der Heliosphäre kommt, wie die überhaupt aussieht oder eventuell sogar "außergalaktisches Hintergrundlicht" beobachten. Aber auch die Interaktion der Sonne mit dem interstellaren Medium soll so mit gezielt dafür gebauten Instrumenten erforscht werden. Die beiden Voyager-Sonden seien für die Erforschung ihrer aktuellen Umgebung gar nicht wirklich ausgelegt worden.

Für das Konzept haben Dutzende Autoren und Autorinnen untersucht, wie realistisch das ist, und sind zum Schluss gekommen, dass eine solche Sonde bis 2030 gebaut werden könnte. Ab 2036 öffnen sich demnach alle 13 Monate günstige Startfenster, in denen die Sonde Richtung Jupiter starten könnte.

Ausgestattet würde sie mit zwei Radionuklidbatterien, die zusammen 300 Watt liefern würden. Eine fünf Meter große Antenne würde aus 1000 AE Entfernung (fast 150 Milliarden Kilometer) noch 10 "Mbit pro Woche" zur Erde schicken – hier wäre aber ein ausreichend großes Empfangsantennennetz nötig. Während die "Interstellar Probe" auf bislang nie erreichte Langlebigkeit ausgelegt werden müsste, müsste auch auf der Erde alles darauf ausgelegt werden, dass es sich um Mehrgenerationenprojekt handelt, in dem niemand vom Beginn deren Ende erleben werde.

Zehn Instrumente haben die Experten und Expertinnen ausgewählt, die mitgenommen werden sollten. Dabei geht es unter anderem um die Analyse geladener Teilchen, von Magnetfeldern und Plasma sowie interstellaren Staub. Während die Voyager-Sonden ihre aktuelle Umgebung am Rand des Sonnensystems noch mit Instrumenten erforschen, die dafür überhaupt nicht gedacht waren, wäre das bei der "Interstellar Probe" anders.

Kosten würden Entwicklung und Bau der Sonde etwa 1,7 Milliarden US-Dollar, der Betrieb dann rund 230 Millionen (aktuelle) US-Dollar "pro Jahrzehnt". Auch diese Angabe machen deutlich, dass sich die Herangehensweise und der Betrieb solch einer Sonde immens von dem entscheiden würden, was bisher üblich ist. So ist noch keine Weltraumsonde auch nur 50 Jahre aktiv gewesen, auch wenn sich Voyager 1 und 2 dem Meilenstein nähern.

(mho)