Konzept für interstellare Sonde: In 15 Jahren aus dem Sonnensystem

Vor Jahresende soll ein Konzept für eine interstellare Sonde der NASA fertig sein. Die Verantwortlichen versprechen Forschung in bis zu 1000 AE Entfernung.

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Werbeposter für die Missionstudie

(Bild: Johns Hopkins APL)

Lesezeit: 2 Min.

Unter der Leitung des Applied Physics Lab (APL) der Universität Johns Hopkins geht die Konzeptphase für eine mögliche interstellare Weltraummission in das entscheidende Jahr. Den aktuellen Stand bei der "Interstellar Probe" stellte Forschungsleiterin Elena Provornikova nun bei der European Geosciences Union vor und erklärte, welche Experimente die Sonde durchführen könnte. Dank neuer und stärkerer Raketen könnte die Sonde nun deutlich schneller die Grenze des Sonnensystems erreichen, als die beiden Voyager-Sonden und gleichzeitig noch weit darüber hinaus Daten sammeln. Dazu könnte das erste Foto der Heliosphäre von außen gehören, hofft Provornikova.

Bei der NASA wird seit Jahrzehnten über eine interstellare Sonde diskutiert, aber zu oft seien Pläne bereits an der Frage des Antriebs gescheitert. Vor drei Jahren hatte die NASA das APL dann beauftragt, eine Konzeptstudie für die Interstellar Probe zu erstellen und dank besserer Technik sei das Antriebsproblem nun gelöst, versichert das Team jetzt. Damit könnte eine solche Sonde auf Geschwindigkeiten von über 7,5 Astronomischen Einheiten pro Jahr beschleunigt werden (eine AE ist die Entfernung zwischen der Erde und Sonne), hat das große Team nun ermittelt. Zum Vergleich: Voyager 1, die Sonde mit der derzeit größten Fluchtgeschwindigkeit kommt demnach auf etwa 3,6 AE pro Jahr.

Hatten die Voyager-Sonden noch mehr als 35 Jahre bis zur Grenze des Sonnensystems gebraucht, wäre die Interstellar Probe schon nach ungefähr 15 Jahren dort. Gleichzeitig gehe man von einer nominalen Betriebszeit von 50 Jahren aus, spricht aber bereits von Forschung, die in Entfernungen von bis zu 1000 AE betrieben werden könnte – fast 150 Milliarden Kilometern. Herausfinden könnte man so, was nach der Heliosphäre kommt, wie die überhaupt aussehe oder sogar "außergalaktisches Hintergrundlicht" beobachten. Die beiden Voyager-Sonden sind aktuell rund 23 beziehungsweise 19 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt.

Insgesamt arbeiten etwa 500 Forscher:innen, Ingenieur:innen sowie Enthusiast:innen an dem Konzept, das der NASA Ende des Jahres vorgestellt werden soll. Dabei gehe es nicht nur um das Design der Sonde, sondern auch um mögliche Instrumente und Flugrouten für die Interstellar Probe. Sollte die US-Weltraumagentur diesmal überzeugt werden, könnte die Sonde in den frühen 2030-er Jahren starten. Den Zwischenstand der vorbereitenden Arbeit stellt das große Team nun in zwei wissenschaftlichen Artikeln vor.

Illustration der Entfernungen

(Bild: Johns Hopkins APL)

(mho)