Kooperierende Basisstationen: Telekom und Samsung verbessern Mobilfunkversorgung drastisch

Zellenränder sind bisher die neuralgischen Stellen der Mobilfunknetze. Die beiden Partner melden nun, in einem Feldversuch an der Funkzellengrenze dieselben Spitzenraten gemessen zu haben wie in der Nähe einer Basisstation.

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CoMP-Grafik

Bisher arbeitet noch jede LTE-Zelle für sich. Künftig sollen sie miteinander kooperieren, sodass Teilnehmergeräte an den Zellenrändern bessere Signalqualität erhalten und dann weit besser versorgt werden als bisher.

(Bild: 3GPP)

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Die Deutsche Telekom und Samsung haben im Rahmen eines Feldversuchs im emsländischen Lingen demonstriert, wie sich mehrere Basisstationen nutzen lassen, um die Versorgung an den Zellrändern zu verbessern und so den Durchsatz zu erhöhen. Die beiden Partner nennen ihre Implementierung Inter-Sector MIMO, weil für die Versorgung in Zellgrenzbereich zwei Basisstationen räumlich unterschiedliche Signalwege nutzen, um ein gemeinsames Teilehmergerät zu versorgen (Multiple Input Multiple Output). Die Telekom meldet, mit diesem Verfahren in ihrem LTE-Advanced-Netz bis zu 50 Prozent höheren Durchsatz zu erzielen. Inter-Sector MIMO sei ein "neues und innovatives Technologiekonzept, das gemeinsam von der Telekom und Samsung entwickelt wurde". Das Projekt sei im Jahr 2013 gestartet worden.

Bisher versorgt jede Basisstation nur die Teilnehmer, die sich gerade in ihrem Deckungsbereich aufhalten. Die automatische Koordination ziwschen Basisstationen beschränkt sich auf elementare Dinge wie die Kompensation von Zellenausfällen oder das Handover, bei dem die Netzanbindung eines sich bewegenden Teilnehmers unterbrechungsfrei von Zelle zu Zelle weitergereicht wird. Aber so bekommt ein Teilnehmergerät die maximale Datenrate nur in der Nähe der Basis, wo das Signal am stärksten ist. Entfernt es sich, nehmen Signalqualität und Duchsatz ab. Im Bereich zwischen zwei Mobilfunkzellen stören sich Basisstationen auch noch gegenseitig (Interferenzen).

Die 3GPP-Spezifikation, anhand der sich Netzbetreiber bei der Implementierung ihrer Netze weitesgehend richten, legt aber auch fest, wie zwei Zellen koordiniert einen gemeinsamen Teilnehmer versorgen können. Daran forschen Mobilfunkexperten schon seit Jahren und nun wird die Marktreife der Technik allmählich absehbar. Die 3GPP führt diese Technik unter dem Begriff Coordinated Multipoint Transmission, CoMP. In Release 11 der 3GPP-Spezifikation sind verschiedene Varianten der CoMP-Technik beschrieben. Samsung und Telekom setzen eine Variante ein, bei der das Empfangsgerät die gerade beste Signalquelle verwertet. Dabei kann das Signal tatsächlich von einer einzigen oder von zwei separaten Basisstationen kommen.

Die Telekom erklärt, den Bereich, in dem LTE-Advanced-Kunden den maximalen Datendurchsatz von 150 MBit/s erreichen können, mittels kooperierender Basisstationen ausgedehnt zu haben. "Außerdem konnte dabei ein maximaler Datendurchsatz auch im Randbereich der Zelle selbst gemessen werden", ergänzt das Unternehmen. Details wie Zellradien oder Durchsatzangaben ohne kooperierende Basisstationen führte die Telekom nicht auf.

Zusätzlich haben Telekom und Samsung ihre IS-MIMO-Implementierung mit der Trägerbündelung kombiniert (Carrier Aggregation). Im Test seien gute Ergebnisse erzielt worden – Zahlen nannte die Telekom auch dazu nicht. Für die Übernahme der CoMP-Technik in den Regelbetrieb sind die Ergebnisse aber wichtig, weil die Telekom die Trägerbündelung bereits seit geraumer Zeit im kommerziellen Betrieb nutzt, um so bis zu 300 MBit/s zu liefern (über zwei je 20 MHz breite Bänder im 1800- und 2600-MHz-Band). Bisher liefert das Unternehmen diese Spitzenrate nur in Ballungsgebieten. Den aktuellen Ausbaustand ihres Mobilfunknetzes führt die Telekom auf dieser Karte auf. (dz)