Koordinierte Mondzeit: Forscher schlagen Zeitbrücken vor

Für künftige Missionen wird eine eigene Mondzeit benötigt. Forscher gehen auch der Frage nach, wie diese mit der Erdzeit synchronisiert werden kann.

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Die Erde vom Mond aus.

(Bild: Elena11/Shutterstock)

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Eine eigene Uhrzeit auf dem Mond soll den Weg für künftige Mondmissionen und eine dauerhafte Besiedlung des Erdtrabanten bereiten. US-Forscher haben jetzt eine mögliche Lösung für die zuverlässige Zeitmessung gefunden und im Astronomical Journal veröffentlicht. Von großer Bedeutung ist dabei auch die Frage, wie diese Mondzeit in Einklang zur Erdzeit gebracht werden kann.

Die Forscher des National Institute of Standards and Technology (NIST) haben hierfür eine neue "Mondzeit"-Referenz entwickelt. Ähnlich der koordinierten Weltzeit (UTC) auf der Erde, soll diese den gesamten Mond auf eine an die Mondgravitation angepasste Zeitzone synchronisieren. Eine einfache Übernahme der Zeitmessung der Erde kam nicht in Frage: Atomuhren auf dem Mond ticken etwa 56 Mikrosekunden pro Tag schneller als auf der Erde. Dies liege am schwächeren Gravitationsfeld des Mondes und folge aus der Allgemeinen und der Speziellen Relativitätstheorie.

Was nach wenig Unterschied klingt, ist für Systeme, die sehr präzise mit Zeit arbeiten, ein großes Problem, so etwa bei Raumschiffmanövern oder bei der zuverlässigen Kommunikation mit der Erde. Auch für ein lunares GPS-System zur Navigation auf dem Mond sind ultrapräzise Zeitangaben unerlässlich.

Im Frühjahr hatte das Weiße Haus die NASA angewiesen, einen einheitlichen Zeitstandard für den Mond und andere Himmelskörper zu entwickeln. Den USA schwebt dabei die Installation einer Reihe von Atomuhren auf dem Mond vor. Der internationale Standard solle auch mit Partnern geteilt werden – ob dies auch andere Staaten mit Mondmissionen wie China oder Russland einschließt, ist unklar. Die NIST-Forscher unterbreiten noch einen anderen Vorschlag: So könnten auch Satelliten an den Lagrange-Punkten zwischen Erde und Mond genutzt werden, um mit hochpräzisen Atomuhren eine Art "Zeitbrücke" zu schaffen. Diese könnte die Zeit zwischen Erde und Mond genauer koordinieren.

Die USA planen im Zuge des Artemis-Programms die Errichtung einer Raumstation im Mondorbit in den nächsten zehn Jahren. Als Zeithorizont, um die Standardisierung der Mondzeit umzusetzen, nannte das Weiße Haus im Frühjahr Ende 2026 als Ziel.

(mki)