Korruptionsverdacht im Karlsruher Forschungszentrum

Zwei leitende Mitarbeiter stehen unter dem Verdacht der Bestechlichkeit. Vergangene Woche wurden in dem Zentrum BĂĽros durchsucht.

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  • dpa

Das Forschungszentrum Karlsruhe hat einen Zusammenhang zwischen den Bestechungsvorwürfen gegen zwei Mitarbeiter und den enormen Kostensteigerungen beim Abriss der atomaren Wiederaufbereitungsanlage (WAK) Karlsruhe nicht ausgeschlossen. Der Auftrag für den milliardenschweren Rückbau der Anlage liege zwar seit 2006 bei der Energiewerke Nord GmbH, betonte Vorstandsmitglied Peter Fritz gestern. Die anonyme Anzeige gegen zwei leitende Mitarbeiter könne sich aber auch auf den Zeitraum vor der Auslagerung dieser Verantwortung beziehen. Einen Atomschmuggel schloss Fritz aus. Büros des Zentrums waren in der vergangenen Woche durchsucht worden.

Auch das Umweltministerium Baden-Württemberg schloss einen möglichen Atomschmuggel aus. "Es gibt keine entsprechenden Hinweise", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Die Staatsanwaltschaft betonte, die Ermittlungen gegen zwei leitende Mitarbeiter des Forschungszentrums bezögen sich nur auf den finanziellen Bereich: "Es wird wegen Bestechlichkeit und Bestechung ermittelt", erläuterte ein Sprecher. Es gehe nicht um Unregelmäßigkeiten im atomaren Gefahrenbereich.

Die verdächtigten Mitarbeiter des Geschäftsbereichs Stilllegung wurden nach Angaben des Forschungszentrums nach den neuen Durchsuchungen vorläufig suspendiert. Mindestens einer von ihnen war bereits bei einer ähnlichen Untersuchung im Jahr 2005 ins Visier der Ermittler geraten.

Die neue anonyme Anzeige gegen die Mitarbeiter war bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres vom Landeskriminalamt untersucht und dem Forschungszentrum übermittelt worden. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt hatten daraufhin am Dienstag vergangener Woche und damit ein Jahr später mehrere Büros im Forschungszentrum in Karlsruhe durchsucht. Nach Angaben von Vorstandsmitglied Peter Fritz wurden Datenträger und "relativ viele Akten" herausgegeben. Einen Tag nach der Untersuchung hatte das Umweltministerium als Aufsichtsbehörde mit eigenen Experten das Institut kontrolliert.

Der Geschäftsbereich Stilllegung war 1994 wirtschaftlich vom Forschungsbereich des Zentrums abgetrennt worden. Im Auftrag des Bundesforschungsministeriums betreut er die milliardenschweren atomaren Rückbauprojekte.

Erst vor kurzem war bekanntgeworden, dass die Entsorgung der seit fast zwei Jahrzehnten stillgelegten WAK mit hoch radioaktiven Abfällen deutlich mehr Geld kostet als bisher geplant. Unter dem Strich wird mit Gesamtkosten von 2,631 Milliarden Euro für Rückbau, Endlagerung sowie Entsorgungsleistungen gerechnet. Die nördlich von Karlsruhe gelegene WAK war von 1971 bis 1990 in Betrieb. Sie sollte die Pilotanlage für eine spätere kommerzielle Großanlage im bayerischen Wackersdorf sein. (dpa) / (anw)