Kritik an Apple News+ von deutschen Zeitungsverbänden

Für Verleger seien die Konditionen des Abo-Dienstes "nicht besonders attraktiv" heißt es, Apple grätsche als Mittelsmann zwischen Zeitungen und Leser.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 156 Kommentare lesen
Apple News+
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die Zeitschriftenbranche in Deutschland sieht Apples neuen Abo-Dienst für Nachrichten kritisch. "Apple will sich als Mittelsmann zwischen die Verlage und die Leser schieben", warnte Stephan Scherzer, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) am Dienstag. "Der Kundenkontakt wird indirekt, die Daten bleiben bei Apple, die Markenangebote werden atomisiert, und 50 Prozent vom Umsatz sind wohl abzugeben", sagte Scherzer. "Das mutet fast absurd an." Bis der Dienst im Herbst nach Europa komme, könne Apple das Angebot entsprechend verbessern.

Apple News+ war auch bei der Branchenveranstaltung Digital Innovators Summit am Dienstag ein Thema. Bei einer Live-Umfrage unter den mehr als 450 Besuchern aus 40 Ländern sei nicht eine Hand hochgegangen, als gefragt wurde, ob Apples neuer Service gut für die Medienbranche sei und signifikante Chancen für die Verlage biete, so Scherzer.

Ähnlich kritisch bewertet der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) den Abo-Dienst: "Das Geschäftsmodell von Apple ist aus unserer Sicht für Verlagsunternehmen nicht besonders attraktiv", teilte der BDZV mit. "50 Prozent vom Umsatz für Apple ist extrem hoch gegriffen. Auch verlieren die Verlage ihre direkte Beziehung zum Kunden/Nutzer, diese wird künftig von Apple wahrgenommen."

Es sei bezeichnend, dass New York Times und Washington Post mit ihrem starken individuellen Digitalabo-Geschäft nicht zu den Titeln in Apples Abo-Angebot zählten – dafür ist allerdings das Wall Street Journal in Apple News+ zu lesen. "Da fehlen also zwei für viele Zeitungsnutzer besonders attraktive Leuchttürme im App-Kiosk." Ganz grundsätzlich müsse die Frage gestellt werden, wie Hunderte oder in den USA Tausende Redaktionen ihre personal- und technikaufwendige Arbeit künftig finanzieren sollten, wenn eine Flatrate von gerade einmal 10 Dollar im Monat für alle ausreichen solle.

Apple News+ (8 Bilder)

Quasi die neue Tageszeitung

Apple News soll zu einem Zeitschriftenkiosk werden. 9,99 US-Dollar/Monat soll das Abo kosten. Der erste Monat ist kostenlos – für Nutzer in den USA und in Kanada. Später im Jahr dürfen auch Australier und Briten mitlesen.

Apple hatte den neuen Abo-Dienst namens "Apple News+" am Montag angekündigt. In den USA und Kanada sollen unter anderem Inhalte von rund 300 Magazinen verfügbar sein. Das Angebot ist Teil der Apple-News-App. Noch in diesem Jahr soll der Dienst in Großbritannien und Australien verfügbar sein. Wann der Service nach Deutschland kommen wird, hat Apple bislang nicht gesagt. Es gibt auch keine Bestätigung dafür, ob Apple tatsächlich die Hälfte der Einnahmen für sich beansprucht. (lbe)