Kritik an Google: IT-Unternehmen fordern EU-Kommission zum Handeln auf

IT-Unternehmen und Verbände fordern in einem offenen Brief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, die Durchsetzung einer Entscheidung gegen Google.

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(Bild: heise online)

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Google steht in vielen Bereichen in der Kritik, seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen. Das führte bereits zu Strafen und gerichtlichen Verpflichtungen, Änderungen vorzunehmen. Nun fordern 135 IT-Unternehmen und 30 Verbände, dass eine Entscheidung von 2017, die den Bereich des Shoppings betrifft, auch zu einer Durchsetzung seitens der EU-Kommission führt. Sie sehen darin einen Präzedenzfall.

In dem Brief wird Google vorgeworfen, weiterhin eigene Dienste, im Speziellen bei der Shopping-Suche, zu bevorzugen. 2017 verhängte die Kommission eine Wettbewerbsstrafe in Höhe von 2,42 Millionen Euro gegen Google, der Suchmaschinenanbieter gelobte Besserung und gliederte den Shopping-Bereich als Tochterunternehmen von Alphabet aus. Seither sollen Wettbewerber gleichermaßen mit Google um die Anzeigenplätze in dem separaten Shopping-Rondel bieten.

Eine Studie der Unternehmensberatung Lademann & Associates ergab nun kürzlich, dass trotzdem in den Shopping-Suchergebnissen meist direkte Anbieter gelistet sind und dadurch Preisvergleich-Konkurrenten benachteiligt würden. Weniger als 1 Prozent des Traffics landeten demnach von Google auf einer Shopping-Seite wie Idealo oder Kelkoo.

Die Unterzeichner des Briefs sehen in der damaligen Gerichtsetscheidung einen Präzedenzfall, der sich auch auf andere Dienste innerhalb der Suchmaschine übertragen ließe. Aber: "Bis heute hat die Entscheidung jedoch zu keiner wesentlichen Veränderung geführt." Um dem zu entsprechen, heißt es, müsse Google entweder die Boxen einstellen, in denen Suchergebnisse samt Vorschaubild prominent angezeigt werden, oder anderen Anbietern erlauben, ebenfalls solche Boxen auszuspielen.

Die Kommission sollte zunächst die vorhandenen Instrumente nutzen, um den Präzedenzfall Shopping durchsetzen, bevor es um eine generelle Regelung ähnlicher Vorgehensweisen bei Google geht. Es drohe den unterzeichnenden Anbietern die Gefahr, von Google ersetzt zu werden. Akzeptiere die Kommission das derzeitige Verhalten von Google als "Gleichbehandlung", erschwere das zudem künftige Verbote der Selbstbegünstigung.

Zu den unterzeichnenden Unternehmen und Verbänden des offenen Briefs gehören unter anderem Booking.com, Flixbus, Geizhals, Kayak, StepStone, der Verband Deutscher Zeitungsverleger und VG Media. Heise Medien hat die Aufforderung an die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager ebenfalls unterzeichnet.

(emw)