Kryptowährung Ethereum: Abschied vom Mining im September, Kurse steigen wieder

Die Ethereum-Entwickler lassen durchblicken, dass sie für Mitte September das Ende des Minings planen. Und die Preise am Kryptomarkt klettern wieder hoch.

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(Bild: Filippo Ronca Cavalcanti/Shutterstock.com)

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Ethereums seit Jahren immer wieder verschobener Umstieg auf das Konsensverfahren Proof of Stake hat einen neuen vorläufigen Termin: Um den 19. September herum wollen die Entwickler den endgültigen Schritt weg von stromhungrigen Mining wagen. Wie so oft, ist aber auch dieses Datum eher mit Vorsicht zu genießen. Entwickler Tim Beiko sprach auf Twitter von einem eher weich eingegrenzten Zielzeitraum.

Bis dahin laufen die Tests und Vorbereitungen für die große Umstellung weiter: Vor wenigen Tagen ging der neunte sogenannte Shadow Fork des Mainnets über die Bühne – das sind kleine Abspaltungen von einer Haupt-Chain, die mit wenigen Nodes betrieben werden. Sie sollen als Umgebung für Erprobungen unter realistischeren Bedingungen dienen als in einem Testnetz. Ebenfalls wurde das Testnetz Sepolia Anfang Juli auf Proof of Stake umgestellt. Nun bleibt nur noch das Testnetz Goerli/Prater offen, bevor es ans Mainnet geht. Für das letzte Testnetz wird ein Umstieg um den 11. August herum anvisiert.

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Auch der als "Difficulty Bomb" oder auch "Ice Age" bezeichneten Mechanismus wurde erneut mit einem Update nach hinten geschoben. Diese "Bombe" erhöht die Mining-Schwierigkeit binnen einiger Wochen drastisch, um das Schürfen unattraktiv zu machen und so möglichst viele Netzwerkteilnehmer zur PoS-Chain zu bewegen. Der aktuellen Schaltung nach hätte das wohl ab August für unerträglich lahme Blockerzeugung gesorgt. Mit dem "Gray Glacier" genannten Update vom Ende Juni wird das um 700.000 Blöcke weiter nach hinten verlegt, was ungefähr einen Aufschub um rund 100 Tage bedeutet.

Am Kryptomarkt lässt sich seit Bekanntwerden der Pläne wieder ein deutlicher Anstieg feststellen. Anders als sonst zieht aber nicht der Bitcoin die restlichen Coins mit in die Höhe. Vielmehr scheint Ether der Treiber zu sein: Laut Zahlen von Coinmarketcap legte die Währung des Ethereumnetzwerks binnen einer Woche um 45 Prozent zu und erreichte erstmals seit den Kursrutschen vom Juni wieder einen Wert über 1500 US-Dollar.

Vor allem eng mit dem Ethereum-Ökosystem verwobene oder zumindest damit assoziierte Coins profitierten vom Aufwind: Polygon legte in sieben Tagen um rund 65 Prozent zu auf etwas über 90 Cent, Lido in dem Zeitraum sogar um über 160 Prozent auf 1,5 US-Dollar. Sogar die Ethereum-Abspaltung Ethereum classic stieg um über 80 Prozent. Auch wenn Ethereum classic zahlreiche Updates von Ethereum ebenfalls für sich übernommen hat, will man hier dennoch dem Proof of Work treu bleiben.

Der Bitcoin läuft dem Feld derzeit eher hinterher und notiert mit einem Plus von fast 12 Prozent in sieben Tagen bei aktuell rund 22.000 US-Dollar. Die gesamte Marktkapitalisierung der Kryptowährungen liegt laut Coinmarketcap auch wieder über einer Billion US-Dollar. Von den Rekordkursen des vergangenen Sommers sind all diese Zahlen aber noch weit entfernt. Ob der anstehende Merge Ethereums schon wieder das Ende des gerade erst eingeläuteten Kryptowinters bedeutet, wird sich zeigen.

Ethereums Übergang wird meist als Merge bezeichnet, also Verschmelzung, weil es darum geht, im bestehenden Mainnet den noch mit Proof of Work arbeitenden Ausführungs-Layer mit der Proof of Stake verwendenden Beacon Chain zusammenzuführen. Die Beacon Chain ist seit Ende 2020 in Betrieb. Sie führt einen Konsens-Layer ein, bei dem Blöcke dann nicht mehr durch das rechen- und stromintensive Finden von passenden Hashes bestätigt werden.

Stattdessen gibt es nun die Rolle des Validierers. Um Validierer zu werden, muss man eine Mindestmenge Ether hinterlegen und einen Full Node betreiben (derzeit 32 Ether); alternativ kann man auch ohne Full Node an einem Validierer-Pool mit weniger Mindesteinlage teilnehmen.

Bestätigen Validierer Blöcke wahrheitsgemäß, erhalten sie als Belohnung Coins – Staking genannt. Senden bösartige Validierer falsche Ergebnisse ins Netzwerk, die andere Teilnehmende nicht bestätigen können, wird der hinterlegte Ether-Anteil reduziert. Aktuellen Daten nach sind bereits über 10 Millionen Ether zum Staking hinterlegt. Die benötigte Energie zum Bestätigen neuer Blöcke in der Blockchain soll dann schlagartig um 99,95 Prozent fallen.

An den Skalierungsproblemen Ethereums wird sich auch mit einem erfolgreichen Merge erst mal nicht viel ändern. Hohe Netzwerkauslastung mit vielen Transaktionen hatten bislang die Gas genannten Ausführungsgebühren immer wieder hochgetrieben. Vor allem Zuge des inzwischen verblassten NFT-Hypes kam es mitunter dazu, dass die Gebühren höher als der Wert der eigentlichen Transaktionen lagen. Abhilfe in Sachen Skalierung soll unter anderem der nächste Schritt auf der Roadmap schaffen: "Sharding". Dazu soll Ethereum in 64 kleinere Blockketten aufgeteilt werden.

Update

Irreführende Formulierungen bezüglich Ethereum classic wurden korrigiert.

(axk)