Kryptowährung Monero: Sorge über Machtkonzentration bei der Mining-Leistung

Derzeit kommt fast die Hälfte der Hashleistung für das Mining der Kryptowährung Monero aus einem Mining-Pool. Die Community sorgt sich um die Dezentralität.

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(Bild: Velishchuk Yevhen / Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 3 Min.

Bei der Kryptowährung Monero hat der Mining-Pool MineXMR eine Konzentration an Hashleistung erreicht, die nahe an der Mehrheit liegt. Zur Stunde erreicht der Pool laut dem Dienst pools.xmr.wiki einen Anteil von rund 45 Prozent der Monero-Hashrate. Stimmen aus der Reddit-Community /r/monero zufolge kratzte der Pool in den frühen Morgenstunden des Dienstags hart an der Grenze zu 51 Prozent. Dieser Wert gilt als kritische Marke, ab der böswilligen Akteuren Manipulationen möglich werden. Anzeichen, dass eine etwaige Dominanz auch ausgenutzt worden wäre, gibt es bislang aber nicht.

Dennoch sorgt die Konzentration der Hashrate in der Community für helle Aufregung. Auf Twitter und Reddit finden sich etwa Aufrufe an Miner, sich umgehend anderen Verbünden für gemeinsames Schürfen anzuschließen. Monero bietet seinen Nutzern mit zahlreichen Maßnahmen wie etwa Ring-Signaturen und Stealth-Adressen anonyme Transaktionen. Entsprechend legt die Community auch großen Wert auf eine zensurresistente und dezentrale Blockchain-Infrastruktur ohne Machtkonzentrationen. Stellungnahmen vom Monero-Entwicklerteam und den Poolbetreibern stehen zur Stunde noch aus.

Auch wenn es bei Monero wohl glimpflich verläuft, Hashrate-Mehrheiten in einer Hand können gefährlich werden. Eine aufwendige Version einer 51-Prozent-Attacke kann so ablaufen, dass die Angreifer heimlich eine alternative Version der Blockchain erzeugen, die der aktuell gültigen Chain um ein paar Blöcke voraus ist. Dann könnten sie ihr Kryptogeld gegen eine andere Kryptowährung tauschen und nach Erhalt der Gegenleistung plötzlich ihre längere Version der Blockchain als die gültige propagieren, in der sie das Kryptogeld gar nicht verkauft haben, sondern noch besitzen. Somit wäre ihnen das Kunststück geglückt, das Geld auszugeben, es trotzdem zu behalten und noch einen Tauscherlös einzustreichen. Passiert ist so etwas schon – nämlich 2018 bei der Bitcoin-Abspaltung Bitcoin Gold und 2019 bei der Ethereum-Abspaltung Ethereum classic.

Auch beim Kryptowährungs-Urgestein Bitcoin kam es 2014 zu einer kurzfristigen Dominanz bei der Hashrate: Der Pool Ghash.io erreicht für rund 12 Stunden einen Anteil von über 51 Prozent. Die kurzzeitige Macht wurde damals nicht missbraucht, sorgte aber auch für Aufregung in der Community.

[UPDATE, 15.02.2022, 19:00]:

Ein Sprecher aus der Monero-Entwickler-Community bestätigte gegenüber heise online, dass es bislang keine Anzeichen eines Missbrauchs von Hashrate-Dominanz gebe. Direkte Maßnahmen gegen solche Situationen, etwa durch Protokolländerungen, seien im Moment nicht geplant; bislang seien Ansätze, Pool-Mining zu unterbinden, auch noch hochgradig experimentell. Die Monero-Community empfehle Minern daher, ihre Hashrate in anderen Pools wie p2pool einfließen zu lassen. Sollte Minexmr.com aber seine Position behalten und ausnutzen, seien drastische Maßnahmen denkbar.

(axk)