Kryptowährungen: 2021 durch Betrug insgesamt 7,7 Milliarden US-Dollar erbeutet

Neue Kryptowährungen erfinden und dann mit den Einzahlungen abhauen. Das war 2021 eine besonders beliebte Betrugsmasche.

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(Bild: Svetlana Sotnikova/Shutterstock.com)

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Verschiedene Arten von Betrug sind weiterhin das kostspieligste Kryptogeld-basierte Verbrechen mit einer Gesamtbeute im Wert von mehr als 7,7 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr. Das hat die Kryptogeld-Analysefirma Chainalysis ermittelt und bilanziert damit einen deutlichen Anstieg um 81 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der bisherige Rekordwert von fast 10 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2019 sei damit aber nicht wieder erreicht worden. Verantwortlich für den Anstieg gegenüber dem Vorjahr seien ein Schneeballsystem in Osteuropa und ein vergleichsweise neuer Trick, erklärt die Firma und nennt ihn "Rug Pull" – also in etwa "den Teppich wegziehen". Dabei machten sich Verantwortliche für ein Kryptogeld-Projekt unangekündigt mit dem eingezahlten Geld aus dem Staub.

Als die kostspieligsten Betrugsfälle aus diesem Jahr nennt die Firma in ihrem Vorbericht zum hauseigenen "Crypto Crime Report" die Vorgänge um Finiko und Thodex. Finiko war demnach ein Schneeballsystem, das sich vorwiegend an Russischsprachige in Osteuropa gerichtet habe. Zuerst sei für Investments in Bitcoin und Tether geworben worden, schließlich ging es um eine eigene Kryptowährung namens FNK. Mit dem Versprechen auf monatliche Wertsteigerungen von bis zu 30 Prozent seien innerhalb von 19 Monaten 1,5 Milliarden US-Dollar in Bitcoin eingenommen worden, bis das System im Sommer zusammenbrach. Wie viel Geld in der Zwischenzeit an andere Teilnehmende gezahlt wurde, um das System am Leben zu erhalten und wie viel sich die Verantwortlichen tatsächlich sicherten, sei aber unklar.

Bei Thodex ist demnach der Geschäftsführer des Kryptogeld-Handelsplatzes aus der Türkei von der Bildfläche verschwunden, nachdem die Auszahlungsoptionen deaktiviert wurden. Alle Nutzer und Nutzerinnen hätten ihr Kryptogeld in einem Gesamtwert von zwei Milliarden US-Dollar verloren. Das war demnach ein "Rug Pull", aber kein klassischer. Als den bezeichnet Chainalysis die Einführung einer neuen Kryptowährung, vorwiegend als dezentral beworben. Teilweise nur Stunden nach der Einführung machen sich die Verantwortlichen dann mit dem eingezahlten Geld auf und davon. Innerhalb von 20 Stunden seien etwa von AnubisDAO mit dem ANKH-Token 60 Millionen US-Dollar erbeutet worden. Die Liste dieser "Rug Pulls" umfasst eine Reihe weiterer solcher Fälle.

Chainanalysis plädiert angesichts dieser und andere Betrugsfälle dafür, neue Token zu meiden, die keiner Codeanalyse unterzogen wurden. Dabei prüfen Dritte die technischen Hintergründe einer Kryptowährung und könnten sicherstellen, dass derartige Betrügereien unmöglich sind. Mögliche Opfer können demnach aber auch von Kryptogeld-Handelsplätzen geschützt werden, die vor Investments in unsichere Token warnen können. Das habe die südafrikanische Plattform Luno in Kooperation mit Chainanalysis in diesem Jahr erfolgreich ausprobiert.

(mho)