Kryptowährungen: Betrüger profitieren vom Bitcoin-Wahn

Immer mehr Menschen wenden sich mit Kryptowährungs-Betrug an die US-Handelsbehörde. Seit Anfang 2021 wurde bereits über eine Milliarde Dollar Verlust gemeldet.

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(Bild: stockphoto-graf/Shutterstock)

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Inhaltsverzeichnis

Seit Anfang 2021 haben sich mehr als 46.000 Menschen an die Federal Trade Commission (FTC) mit Betrugsfällen im Zusammenhang mit Kryptowährungen gewendet. Den Verlust beziffert die US-Handelsbehörde, die auch für den Verbraucherschutz zuständig ist, auf mehr als eine Milliarde Dollar. Im Durchschnitt beträgt der Verlust demnach etwa 2600 US-Dollar pro Person. Je höher das Alter, desto größer der Verlust, berichtet die FTC.

Fast die Hälfte der gemeldeten Betrugs- und Verlustfälle wurden über soziale Medien initiiert – angeführt von Instagram mit 32 Prozent und gefolgt von Facebook (26 Prozent), Whatsapp (9 Prozent) und Telegram (6 Prozent). Seit 2021 sind mit 575 Millionen US-Dollar Verlust durch Investitionsbetrug der Behörde gemeldet worden, "weit mehr als bei jeder anderen Betrugsart". Betroffen waren der FTC zufolge überwiegend Personen mit geringem Verständnis für Kryptowährungen und die zugehörige Technik, die auf gefälschte Apps und Websites hereingefallen waren.

Einige der Opfer berichteten, dass "Test-Auszahlungen von ausreichendem Umfang" im Vorfeld das Vertrauen förderte und sie anschließend größere Summen investierten. Auf Platz zwei landete der Betrug über vermeintliche Partnerschaften – Romantik und Liebe –, dabei floss fast jeder dritte Dollar in die Taschen der "Tastatur-Casanovas". Diese gaben sich selbst als wohlhabend aus und lieferten Tipps und Unterstützung bei Investitionen in Kryptowährungen. Betroffene dieser Masche verloren im Durchschnitt 10.000 US-Dollar. Der Gesamtschaden belief sich auf 185 Millionen US-Dollar.

Mit Identitätsbetrug erbeuteten Kriminelle weitere 133 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen. In einigen Fällen gaben sie sich gegenüber den Opfern als Amazon-Mitarbeiter aus und suggerierten, dass die Betroffenen einem umfangreichen Betrug zum Opfer gefallen sind und dass ihr Geld in Gefahr sei – was anschließend auch der Fall war. Andere gaben sich als Grenzschutzbeamte aus, die in Ermittlungsverfahren zum Drogenhandel die Konten der Opfer eingefroren hätten und die einzige Möglichkeit zum Schutz des eigenen Geldes die Umwandlung in Kryptowährung sei.

Dabei habe der freundliche "Agent" die Betrogenen angewiesen, Bargeld von der Bank abzuholen und an einem Krypto-Geldautomaten einzuzahlen. Danach stellte der "Agent" freundlicherweise einen QR-Code zur Verfügung, den die vermeintlichen Drogenhändler nur noch in die Kamera des Automaten halten mussten, anschließend war das Bargeld weg und die Kryptocoins sicher verwahrt – in der Wallet des Betrügers. In drei deutschen Märkten testet die Mediamarkt-Saturn-Gruppe seit kurzem Automaten, an denen Kunden Bitcoin und Ether gegen Bargeld kaufen können.

Die meisten Kriminellen erbeuteten der FTC zufolge mit großem Abstand Bitcoins (70 Prozent), gefolgt von Tether (10 Prozent) auf Platz zwei und Ether (9 Prozent). Jeder vierte Dollar, der als Verlust gemeldet wurde, ist demnach durch Betrug im Zusammenhang mit Kryptowährungen gestohlen worden.

Eine mögliche Begründung sieht die FTC in den – nicht näher erläuterten – "attraktiven Merkmalen" der Kryptowährungen für die Bürger und der fehlenden Überwachung durch Institutionen. Betrüger locken mit garantierten Gewinnen und großen Renditen, erklärt die FTC. Kryptotransfers können nicht rückgängig gemacht werden, zentrale Behörden oder Banken, die verdächtige Transaktionen überwachen und etwa stoppen könnten, gebe es nicht – das Geld ist weg. So waren die gemeldeten Verluste demnach 2021 fast sechzigmal höher als drei Jahre zuvor.

Die FTC gibt zusätzlich Tipps, um sich vor Betrug in Zusammenhang mit Kryptowährungen zu schützen:

  • Garantierte Gewinne und große Renditen gehen ausschließlich von Betrügern aus.
  • Niemand, der seriös ist, wird von Ihnen verlangen, Kryptowährungen zu kaufen, um ein Problem zu lösen oder Ihr Geld zu schützen.
  • Vermischen Sie niemals Online-Dating mit Anlageberatung. Wenn eine neue Liebschaft Ihnen zeigen möchte, wie man in Kryptowährungen investiert oder Sie bittet, ihr Krypto-Coins zu schicken, ist das ein Betrüger.

Diese Tipps von der US-Handelskommission sollten weltweit von potenziellen Opfern beachtet werden.

(bme)