KubeCon 2022: Cloud-Native Zertifizierungen und Wasm rücken in den Fokus

Die CNCF öffnete ihre nordamerikanische Hausmesse wieder für Publikum vor Ort. Neben Fortschritten bei CNCF-Initiativen spielt WebAssembly eine größere Rolle.

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KubeCon 2022 Detroit
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Nach drei Jahren coronabedingter Einschränkungen findet die nordamerikanische Ausgabe der Hausmesse der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) derzeit wieder als Präsenzveranstaltung in Detroit in Michigan statt. Zum Auftakt der Konferenz konnte Priyanka Sharma, Executive Director der CNCF, rund 16.000 Teilnehmende begrüßen – rund die Hälfte davon sei vor Ort, die übrigen virtuell zugeschaltet. Bahnbrechende Neuigkeiten hatte die CNCF-Chefin in ihrer Keynote zwar nicht zu bieten, die gut 140 Projekte von der Organisation verwalteten Projekte in den Stufen Graduated, Incubating und Sandbox sowie die darum herum angesiedelten Initiativen machen offenbar aber die gewünschten Fortschritte.

Priyanka Sharma, Executive Director der CNCF, eröffnet die KubeCon North America 2022 in Detroit.

(Bild: Docker )

Beispielhaft ist das in vielen Cloud-nativen Umgebungen eingesetzte Service-Mesh Istio zu nennen, das Google im Frühjahr an die CNCF übergeben hatte und das sich seit kurzem offiziell im Inkubator der Organisation bewährt. Im Rahmen der KubeCon steht nun auch ein erstes Training zu dem Service-Mesh zur Verfügung: "Einführung in Istio" ist kostenfrei, verlangt den Teilnehmenden aber insgesamt 20 bis 30 Stunden Lernzeit ab. Das Trainingstempo dürfen Interessierte dabei selbst bestimmen. Wer wöchentlich 2 bis 3 Stunden investieren kann, ist nach zirka 10 Wochen am Ziel.

In ihrer Eröffnungsansprache rückte Sharma darüber hinaus die ersten Erfolge des CNCF-Zertifizierungsprogramms für Cloud Native Network Functions (CNF) in den Fokus. Das Programm, mit dessen Hilfe Cloud-Dienstleister Anbieter von Netzwerk-Hardware identifizieren können sollen, deren Produkte CNF-konform sind, gibt es offiziell erst seit Mai dieses Jahres. Das Prädikat, CNF-konforme Angebote liefern zu können, haben seither bereits F5, Juniper Networks, MATRIXX Software und PANTHEON.tech erhalten.

Weil es auch einen gewissen Druck aus dem Markt gibt, werden sicher rasch weitere Hersteller folgen, wie auch eine kleine Umfrage der CNCF andeutet. Demnach sprechen sich 50 Prozent der Antwortenden für eine mindestens 75-prozentige Adoption der Cloud Native Network Functions (CNF) aus. Wer sich detaillierter damit beschäftigen möchte, sollte sich das entsprechende Testwerkzeug der Zertifizierung CNF-Testsuite genauer anschauen.

In einer weiteren Umfrage hat die CNCF das Interesse am Einsatz von WebAssembly (Wasm) in containerisierten Umgebungen abgefragt. Während der Durchdringungsgrad von Wasm im Markt noch recht klein ist, deuten die Antworten der Teilnehmenden dennoch ein zunehmendes Interesse an der Technologie an.

Die Motivation dahinter ist einerseits das Sicherheitsmodell von Wasm, das es erlaubt Bytecode in einer isolierten Umgebung auszuführen. Darüber hinaus eröffnet Wasm die Möglichkeit, den gleichen Code in vielen verschiedenen Umgebungen einzusetzen – wodurch sich eine plattformübergreifende Migration vereinfachen würde. Die in der Praxis zu beobachtenden Vorteile durch eine bessere Performance scheinen bei den Umfrageteilnehmenden keine große Rolle zu spielen. Die größte Herausforderung sehen sie hingegen in der mangelnden Verfügbarkeit ausgereifter und funktionsreichen Werkzeuge für Wasm.

In puncto WebAssembly-Tooling gibt es Umfeld der KubeCon allerdings auch einige Ankündigungen. Das Unternehmen Docker hat beispielsweise eine neue Version von Docker-Desktop vorgestellt, die das Testen und Bereitstellen von Wasm-Anwendungen beherrscht – zunächst im Rahmen einer Technical Preview. Docker baut dabei auf dem Projekt Wasmedge auf, dessen Entwicklerteam es sich auch zur Aufgabe gemacht hat, den Mangel an geeigneten Werkzeugen für den Einsatz von Wasm zu beheben.

Auf Basis des CNCF-Sandbox-Projekts wasmCloud hat Cosmonic eine Entwicklungsplattform als Platform-as-a-Service (PaaS) angekündigt. Die Ende September gestartete Developer Preview hat Cosmonic nun zur KubeCon offiziell für Entwicklerinnen und Entwickler freigegeben. Wasm-Applikationen sollen sich damit in verteilten Umgebungen einfacher programmieren und bereitstellen lassen. Cosmonic verspricht ein hohes Maß an Automatisierung und Skalierung auch in großen Cloud-Umgebungen sowie Edge-Szenarien. Da die Plattform cloud- und infrastruktur-agnostisch angelegt sei, entfalle für Entwicklerinnen und Entwickler die Notwendigkeit ihre Anwendungen für unterschiedliche Plattformen refaktorieren zu müssen. Auch im Hinblick auf Security, Konfiguration und Automatisierung unterstütze der Cosmonic-Dienst den Softwareentwicklungsprozess umfassend.

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