Künstliche Intelligenz: EU-Rechnungshof kritisiert Tempo der Europäischen Union

Veraltete und vage Investitionsziele, mangelnde Koordination und Überwachung der Investitionen in der EU bemängeln die Rechnungsprüfer.

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Emblem des EU-Rechnungshofs auf einem Notebook-Display

Emblem des EU-Rechnungshofs

(Bild: eca.europa.eu)

Lesezeit: 3 Min.

Die Europäische Union war bisher wenig erfolgreich darin, ein Ökosystem der künstlichen Intelligenz in Europa zu entwickeln. Das meint der EU-Rechnungshof in einem Sonderbericht (PDF). Die EU habe es versäumt, die KI-Investitionen zu beschleunigen, um auf Augenhöhe mit den weltweit führenden Unternehmen zu kommen.

Die EU-Kommission habe seit 2018 einiges getan, um das KI-Ökosystem der EU voranzubringen. Damit meint der Rechnungshof Bereiche wie Regulierung, Infrastruktur, Forschung und Investitionen. Auch seien in der EU früh Schritte unternommen worden, um KI-Risiken zu untersuchen, was mit dem AI Act zu den weltweit ersten allgemeinen Regeln für die Nutzung von KI geführt habe. Allerdings seien die Schritte nicht gut mit denen der Mitgliedstaaten abgestimmt worden, die Investitionen seien nicht systematisch überwacht worden. Künftig seien mehr – und gezieltere – öffentliche und private Investitionen nötig, wenn die EU ihre KI-Ambitionen erreichen wolle.

Unter KI versteht der EU-Rechnungshof neue Technologien in Bereichen wie Robotik, Big Data und Cloud Computing, High-Performance Computing, Photonik und Neurowissenschaften. In diesen Bereichen seien die USA seit Langem führend, China plane, bis 2030 der globale KI-Führer zu werden. In den Jahren 2018 bis 2020 umfassten die geplanten privaten Investitionen in der EU 20 Milliarden Euro und 20 Milliarden Euro in jedem Jahr darauf, hat der Rechnungshof errechnet.

In der EU unterscheide sich der Anteil der KI-nutzenden Unternehmen zwischen den Mitgliedstaaten erheblich. Frankreich und Deutschland haben laut Rechnungshof die größten öffentlichen KI-Investitionen angekündigt, während vier Länder immer noch überhaupt keine KI-Strategien hätten.

Insgesamt sind in der EU die Risikokapitalinvestitionen seit 2015 laut Rechnungshof niedriger als in den anderen KI-führenden Regionen USA und China. Schätzungen zufolge habe sich die Gesamt-Investitionslücke zwischen den USA und der EU zwischen 2018 und 2020 mehr als verdoppelt. Daher habe die EU Schritte unternommen, um einen Koordinierungsrahmen für KI zu entwickeln, indem sie die Investitionen ausdehnt und die Regulierung anpasst. So einigten sich die Kommission und die Mitgliedsstaaten 2018 und 2021 auf Maßnahmen zur Entwicklung eines KI-Ökosystems.

Die KI-Pläne der Kommission für 2018 und 2021 stünden im Einklang mit den internationalen Best Practices, schreibt der EU-Rechnungshof. Allerdings seien die Investitionsziele der EU zu vage und veraltet, sie hätten sich seit 2018 nicht geändert. "Der Mangel an Ehrgeiz für Investitionsziele steht im Gegensatz zum Ziel, ein global wettbewerbsfähiges KI-Ökosystem aufzubauen." Die EU-Kommission habe zwar die Ausgaben des EU-Haushalts für KI-Forschungsprojekte erhöht, die private Kofinanzierung aber nicht wesentlich gesteigert. Die Kommission müsse auch mehr dafür unternehmen, damit die Ergebnisse von EU-finanzierten KI-Forschungsprojekten vollständig kommerzialisiert oder genutzt werden.

Anteil der Unternehmen in der EU, die KI nutzen, nach Land (2021)

(Bild: Europäischer Rechnungshof auf der Grundlage der jüngsten Eurostat-Daten)

Mehr als fünf Jahre nach dem ersten Plan der EU werde noch an dem Rahmen für die Koordinierung und Regulierung der Investitionen in KI gearbeitet. Bisher habe die Koordination der EU-Kommission mit den Mitgliedstaaten nur "begrenzte Auswirkungen". "Dies lag daran, dass der Exekutive die notwendigen Governance-Tools und -Informationen fehlten", heißt es von den EU-Rechnungsprüfern. Die EU-Kommission habe kein geeignetes System eingerichtet, mit denen die KI-Investitionen überwacht werden können. Es gebe auch keinen Überblick darüber, wie die Mitgliedstaaten zu den allgemeinen Investitionszielen der EU beitragen.

(anw)